K. Württ. St. B. Lampe

  • Sie gehören wohl zu den exotischsten Kerzenlampen, die Wandlampen mit den Reflektoren in Form von Schmetterlings - oder Engelsflügeln für Wartesäle und Bahnhofshallen kleinerer Bahnhöfe der Königlich Württembergischen Staatsbahn. Nach der Reflektorform werden sie auch mit "Württemberger Schmetterlinge" oder mit "Engelslampe" unter Sammlern bezeichnet.


    Mein Exemplar stammt vermutlich aus der Zeit um 1910.

    Die Höhe der Lampe beträgt 43 cm, mit einem Fußdurchmesser von 13 cm.

    Ausgelegt für Kerzen mit ca. 20 cm Länge und einem Durchmesser von 3 cm.

    Mit diesen Kerzen leuchtet die Lampe gut 12 Stunden.

    Der Kerzenwechsel gestaltete sich umständlich.

    Dazu mußte der mit Flügelmutter gesicherte Kamin gelöst und abgenommen und dann der Glaszylinder abgehoben werden. Erst dann nahm man den Kerzeneinsatz aus der Lampe um eine neue Kerze einzustecken.


    Hergestellt aus Stahlblech bleibt der Hersteller unbekannt.

    Laut einem Spezialisten für Eisenbahnlampen, dem Geschäftsführer Tim Marvin Trapp der Unternehmung EAW Kredenbach ( Eisenbahnlampen Ausbesserungswerk Kredenbach ), der unter anderem solche Lampen restauriert und verkauft, sollen sie aber in Württemberg hergestellt worden sein.


    Anfänglich als Hauptbeleuchtungen, später als Notbeleuchtungen, und nachweislich bis in die 1950ger Jahre dann in Stellwerken genutzt.

    Tim Marvin Trapp ließ mir Fotos aus seiner Sammlung zukommen, die Unterschiede in der Art der Bezeichnung auf den Lampen verdeutlichen, aber auch Abweichungen in der Ausführung sichtbar machen.

    Danach sind die älteren Lampen mit einem am Fuß aufgelöteten Messingschild versehen. Später hat man sich dieses Schild gespart und dafür den Reflektor mit einer Schriftprägung versehen.

    Zum Schluß hat man wohl aus Kostengründen auf eine Bezeichnung verzichtet und auch die golden gefärbten Ziersicken eingespart.


    Ab 1920 gingen dann die Länderbahnen in Staatsbesitz über und bildeten den Grundstock der Reichsbahn, was wahrscheinlich das Ende dieser Lampenproduktion bedeutete.








    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Muß sagen, die Lampe hat was.

    Gefällt mir irgendwie.

    :done:


    Falls also mal ein kostengünstige Entsorgung anstehen sollte ...

    :krank:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Bis jetzt habe ich noch keine gesammelte Lampe wieder verkauft.


    Der Tim Marvin Trapp verkauft aber unter anderen auch diese Lampe in einem top restaurierten Zustand zu einem angemessenen Preis in seinem Online Shop EAW Kredenbach.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Erst ein Mal herzlichen Glückwunsch zur schön erhaltenen Schmetterlingslampe. Diese Kerzenlampen wurden auch Engelslampen genannt, ausschlaggebend war hierfür tatsächlich die Form des Reflektors.


    Ein paar Erläuterungen mag ich gerne noch als Ergänzung beitragen. In Württemberg waren diese Wandlampen ab etwa 1900 in den Warteräumen einfacher Bahnhöfe eingesetzt. Sie sind aus Weißblech hergestellt worden. Der Rauchabzug wird mit einer Flügelschraube befestigt.


    Frühe Schmetterlingslampen tragen noch einen verspiegelten Reflektor in der selben Form, diese sind allerdings recht selten. Die meisten dieser Wandlampen haben einen nach vorn weiß lackierten Reflektor und ein Messingschild, welches im unteren Bereich aufgelötet wurde. Sowohl die Beschriftung als auch die Position des Schilds variieren. Die meisten Schilder sind mit "K.Württ.St.B." geprägt und befinden sich vorne am untersten Rand. Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) haben diese Lampen im ersten Weltkrieg mit einem entsprechend geprägten Reflektor versehen. Dadurch konnte Messing eingespart werden. Nach dem Abdanken des Königs wurden die Lampen nur noch mit "W.St.E." geprägt. Hiervon sind kaum Exemplare erhalten. Die frisch gegründete Reichsbahn-Direktion Stuttgart lies in den Zwanzigern Lampen mit R.B.D. Stuttgart-Prägung herstellen. Noch in den Dreißigern gab es Bedarf an neuen Lampen, um Warteräume abgelegener Bahnhöfe beleuchten zu können. Jetzt entfiel die Prägung. Ab den Zwanzigern wurde die Flügelschraube durch eine Öse ersetzt.


    Heute gibt es noch sehr viele überraschend gut erhaltene Exemplare. Nach Einführung der elektrischen Beleuchtung wurden diese Lampen noch als Notbeleuchtung vorgehalten. Auf vielen Fotografien von Stellwerken innerhalb der BD Stuttgart stehen diese Lampen noch in den Fünfzigern auf Schränken einsatzbereit.

  • Hallo, nett wäre es dich beim Namen nennen zu können.

    Wir haben auch eine Vorstellungsecke, wo man kurz etwas zu sich schreiben kann.


    Wäre nett wenn du ein oder zwei Fotos aus Stellwerken oder Wartesälen zeigen könntest wo die Lampen zu erkennen sind.

    Die bisherige Suche danach im Internet blieb bis jetzt erfolglos.


    Und wenn du was zum Hersteller beitragen könntest wäre das toll, denn im Gegesatz zu den bayrischen Exemplaren, wo die Hersteller bekannt sind, tappt man bei den Württembergischen im Dunklen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Guten Abend,


    im Buch "Schwäbische Eisenbahn" sind ausgewählte Bilder des Metz-Verlags abgedruckt. Dieser Verlag hatte um die Jahrhundertwende tausende Fotos für Postkarten angefertigt, die glücklicherweise erhalten geblieben sind. Auf Seite 76 findet sich der Blick in eines der 1912 in Betrieb genommenen, elektromechanischen Stellwerke des Bahnhofs Ulm Rangierbahnhof. Das Bild dürfte kurz nach der Inbetriebnahme des damals äußerst fortschrittlichen Stellwerks entstanden sein.


    Weitere Bilder kommen in unregelmäßigen Abständen in Eisenbahnforen ans Licht. Sie nach Jahren zu suchen würde der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichen.


    Für die bayerischen Schmetterlingslampen kenne ich bislang nur einen Hersteller, wenn weitere Hersteller bekannt sind würde mich das sehr interessieren.


    Für die württembergischen Schmetterlingslampen kann ich keinen Hersteller benennen. Größere Signallaternen wurden in Württemberg aus dem bayerischen Ausland bezogen, wo sie industriell gefertigt wurden. Kleinere Lampen und Laternen haben verschiedene Stuttgarter Flaschnereien hergestellt. Jedoch gab es auch zahlreiche Typen, die ohne Herstellerkennzeichnung blieben.


    Gruß

    Thomas

  • Danke Thomas, ist denn auf dem Bild des Stellwerks tatsächlich eine dieser Schmetterlingslampen zu erkennen, so mal als Frage bevor ich nach dem Buch schaue?


    Bei den bayerischen Schmetterlingslampen findet sich der Hersteller J.C. Giessing. Für einen weiteren Hersteller muß ich nochmal nachhaken. Kann aber sein das ich da was falsch verstanden habe.

    Gruß Rolf


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  • Man sieht auf einem Schrank zwei oder drei Schmetterlingslampen stehen. So ist es auf den anderen Bildern auch: fotografiert wurden Stellwerke oder Personen, dass die Schmetterlingslampen irgendwo als Detail auf dem zu erkennen sind war immer nur ein Zufall. Das Buch ist mittlerweile recht günstig, aber nur wegen dem Bild würde ich es eher nicht kaufen.


    Die Firma J.C. Giessing in Nürnberg hat Schmetterlingslampen für die Königlich Bayerischen Staats-Bahnen und später stark vereinfachte und somit kostengünstigere Ausführungen für die Deutsche Reichsbahn bis in die Dreißiger Jahre hergestellt. Lediglich vor den aufwendigen bayerischen Schmetterlingslampen wurden kleinere Vorläufer hergestellt, die noch kein Herstellerschild trugen. Die bayerischen Schmetterlingslampen sind deutlich größer, kunstvoller und hochwertiger ausgeführt. Zum Anzünden der württembergischen Lampen mussten umständlich Rauchabzug und Glaszylinder abgehoben werden. Ganz anders in Bayern: mit einem Dreikantschlüssel konnte der Kerzeneinsatz zum Anzünden nach unten herausgenommen werden.

  • Ja, wegen des umständlichen Kerzenwechsels bei den Württembergischen habe ich auch gestaunt.

    Dabei hätte es nur einer simplen Arretierung und einer kleinen Änderung bedurft um den Kerzenhalter nach unten herausnehmen zu können.


    Vielleicht kann man ja trotz Copyright ein Bild des Verlags veröffentlichen. Mal schauen.


    Dir auf jeden Fall erstmal für deine Hinweise herzlichen Dank!:thumbup:

    Gruß Rolf


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  • Heute Abend ist eine solche Schmetterlingslampe in eBay eingestellt worden. Es handelt sich um die spätere, vereinfachte Ausführung ohne Prägung oder Schild.


    Schaut euch die Artikelbeschreibung an - dort gibt es das lang ersehnte Bild solcher Lampen während des Einsatzes im Stellwerk des Bahnhofs Grunbach an der Remsbahn. Das Stellwerk war direkt im Empfangsgebäude untergebracht.


    Die heute oft schlecht geredete Beamtenbahn konnte hier mit nur einem einzigen Mitarbeiter die Bedienung des Stellwerks, den Fahrkartenverkauf, die Betreuung des Warteraums und einen Ansprechpartner vor Ort bieten.


    Wer heute an einem kalten Wintertag im Freien vor einem kaputten Fahrkartenautomat steht oder von blechernen Lautsprechern mitgeteilt bekommt, dass sein Zug ausfällt, der sehnt sich zurück in die gute, alte Zeit der Eisenbahn...

  • Ich bedanke mich für diese Information.

    Ist sogar bei dem Bild der genaue Hinweis zum Archiv angegeben, wo ich gerade schonmal reingeschaut habe:


    Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, Bestand K 414 I Nr. 1302 Bild 38, Ursprung BD Stuttgart


    ...

    Die heute oft schlecht geredete Beamtenbahn konnte hier mit nur einem einzigen Mitarbeiter die Bedienung des Stellwerks, den Fahrkartenverkauf, die Betreuung des Warteraums und einen Ansprechpartner vor Ort bieten.


    Wer heute an einem kalten Wintertag im Freien vor einem kaputten Fahrkartenautomat steht oder von blechernen Lautsprechern mitgeteilt bekommt, dass sein Zug ausfällt, der sehnt sich zurück in die gute, alte Zeit der Eisenbahn...

    Ja, ich habe den exzellenten Service der damaligen DB selber noch über etliche Jahre erlebt.

    Gruß Rolf


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  • Nach den Nutzungsbedingungen des Staatsarchivs kann das Bild mit dem Hinweis auf den Ursprung frei eingestellt werden.


    Man sieht die Lampen in einem Nebenraum des im Bahnhof integrierten Stellwerks nebeneinder an der Wand hängen.


    Vielleicht kommt man irgendwann auch auf den Hersteller.




    Gruß Rolf


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