Farbgebung

  • Hallo, freue mich nun auch dabei zu sein. Habe kürzlich zwei FH 275 ersteigert. Eine ATOM und eine älteres Vorkriegsmodell. Meine Frage ist jetzt welcher RAL Farbton der Originalfarbe am nächsten kommt. Die ATOM (rechts in den Bildern) ist in einem hellen Grau tauchlackiert. Die zweite in der Mitte ist weitestgehend entlackt, nur am Rastblech ist noch etwas vom originalen Oliv übrig. Links steht eine noch ältere, die nachdem sie entlackt und entrostet wurde, nur mit klarem Einbrennlack lackiert wurde. Beim einbrennen im Backofen war die Temperatur wohl etwas zu hoch, dadurch die gelblich-bräunliche Verfärbung. Meine Frage nun, kann jemand was zu den Originalfarben und zum Alter der jeweiligen Lämpchen sagen?

    Gruß heiko

  • Die Atom rechts war gar nicht lackiert.

    Die in der Mitte... versuchs mit RAL 6006 oder RAL 7006. Exakt ist keins weil es kein RAL war. Das eine ist zu hell, das andere zu dunkel.

    Die Linke war auch nie lackiert.


    Mit der Suche wärst du aber auch fündig geworden....., dito bei der Altersbestimmung.

  • Moin Heiko!


    Nochmal und etwas weniger verschlüsselt:


    Die linke Lüchte mit dem roten Glas ist die älteste (erste Serie 1932-37, altes Logo). Diese Laternen waren verzinnt und umlackiert, si. :done:

    DieLaterne in der Mitte ist eine aus der Zeit 1937 bis zum kriegsbedingten Produktionsende 1942. Da die Laterne blankgeschrubbt ist, kann man nur noch im Tank-Innern erkennen, ob sie verzinnt war. Die "Kriegslaternen" waren nur tauchlackiert (zur Farbgebung siehe oben) ohne Verzinnung.

    Beide Laternen bisher haben ihren Glasheber an der rechten Seite (von vorne gesehen). Das ist das eindeutige Merkmal für die Produktion vor Kriegsende. Das gewinkelte Dochtschlüsselrad ist das weitere Merkmal.


    Die 275-ATOM rechts stammt aus der ersten Nachkriegsproduktion. Ich denke auch, daß sie nur verzinnt und unlackiert war. Die Laterne hat eine schöne Patina - ich würde sie so lassen.


    https://petro.fandom.com/wiki/Feuerhand_275


    Bis dann,

    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

    Einmal editiert, zuletzt von winnie ()

  • Hallöchen und dank schonmal für die Infos.Das mit der unlackierten ATOM kann aber nicht sein, habe nochmal Bilder gemacht. Denke daß da Feldgrau (???) auf der Verzinnung zu sehen ist(das Grün im Tank täuscht, ist genauso Grau wie aussen). Es ist noch so viel Grau erhalten, daß ich die kleinen Roststellen beseitigen und das Grau aufpolieren werde. ,

  • Hallo Heiko,

    leider kann ich Dir auf Deine eigentliche Frage keine Antwort geben.


    Trotzdem möchte ich diesen Ort wählen, um Dir Fragen zur Lampe im Bild "links" zu stellen:

    Hast Du den Klarlack selbst eingebrannt?

    Bei welcher Temperatur?

    Ist der Lack nun hitzebeständig?

    Haben die Lötungen diese Prozedur gut überstanden (ist der Tank noch dicht?)?


    Hintergrund meiner Fragen: Auch ich möchte ein paar alte Lampen mit hitzebeständigem Lack behandeln.


    Danke und viele Grüße,


    Jo

  • Denke daß da Feldgrau (???) auf der Verzinnung zu sehen ist(das Grün im Tank täuscht, ist genauso Grau wie aussen). Es ist noch so viel Grau erhalten, daß ich die kleinen Roststellen beseitigen und das Grau aufpolieren werde.

    Heiko, wie dir oben schon von langjährigen Sammlern mitgeteilt wurde das die Laterne bei der Herstellung nicht lackiert war würde ich schon glauben schenken.

    Nicht allzu selten wirst du feststellen können, das viele Laternen im Nachgang von irgendwelchen Besitzern nachträglich lackiert wurden.


    Ob zu Rostschutz-Zwecken oder weil ihnen Farbe lieber war...

    Gruß, Andy

    Man lernt mit dem Projekt indem man anfängt..., einfach machen !!!

  • Hallo Heiko,


    ich muss da mal etwas korrigieren was die Farben von Nier Laternen während des WKII angeht.

    Zitat von Micha: "Die "Kriegslaternen" waren nur tauchlackiert"


    Das ist nur ein kleiner Teil der historischen Wahrheit. Die Firma Nier verwendete sowohl das Tauchverfahren

    zum lackieren ihrer Laternen wie auch modernes Spritzverfahren. Neben dem Feldgrün kamen auch noch

    zwei verschiedene Silberfarben zum Einsatz.




    Als die Firma Nier im Juni 1950 im damaligen Lockstedter Lager Nord anfing wieder Sturmlaternen zu fertigen wurden

    die Laternen ausschließlich verzinnt.

    Die Farbreste auf Deiner FH 275 Atom Laterne kann ich mir nicht schlüssig erklären. Vielleicht ein Versuch um bei den

    britischen Streitkräften Laternen an den Mann zu bringen!?? Das ist eine reine Arbeitshypothese!


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Micha,


    die ersten beiden Dokumenten stammen aus dem Internen Bericht von Bruno Nier vom 15.04. 1940.

    Dies ist ein 46 Seiten starker Bericht von Bruno Nier an eine offizielle Stelle. Genauer kann ich es leider

    nicht benennen, da der Adressat nicht bekannt ist.

    Das dritte Dokument ist das Manuskript eines Schreibens der Firma Nier an ihre Vertreter vom 27.12. 1939.


    Grüße

    Jörg

  • DieLaterne in der Mitte ist eine aus der Zeit 1937 bis zum kriegsbedingten Produktionsende 1942. Da die Laterne blankgeschrubbt ist, kann man nur noch im Tank-Innern erkennen, ob sie verzinnt war. Die "Kriegslaternen" waren nur tauchlackiert (zur Farbgebung siehe oben) ohne Verzinnung.

    Beide Laternen bisher haben ihren Glasheber an der rechten Seite (von vorne gesehen). Das ist das eindeutige Merkmal für die Produktion vor Kriegsende. Das gewinkelte Dochtschlüsselrad ist das weitere Merkmal.


    Bis dann,

    Micha.

    Hallo Winnie,


    Ich versuche herauszufinden, ob die Farbe meines letzten Zusatzes original ist und daher erhalten bleiben sollte. Auf dieser Grundlage könnte ich daraus schließen, dass es sich um eine vom Militär verwendete Laterne handelt. Es ist in der Tat grün im Tank.


    Grube Remco

  • Guten Abend Jorg,


    Sehr interessante Texte. Jetzt ist mein Deutsch nicht so gut, wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben, ich kommuniziere per Übersetzung, aber wenn ich richtig verstehe, wurden während des Krieges sowohl grüne als auch verzinnte 275 produziert. Aber wurden grüne 275 vor 1940 produziert? oder wurde diese farbe wirklich nur im krieg verwendet?


    Gruß Remco

  • Moin Remco!


    > wurden während des Krieges sowohl grüne als auch verzinnte 275 produziert.


    Nein, so war das nicht. Es gab

    - "feldgrün" einbrennlackiert,

    - "aluminiert" (alu-farben) = aluminium-bronziert und zusätzlich einbrennlackiert,

    oder einfach aluminium-bronziert.


    Verzinnung wurde nicht mehr durchgeführt (bzw. "im geringen Maße" - was immer das heißen mag), weil ein knapper Rohstoff, der anderswo wichtiger war.


    Zur Laterne oben: Auch wenn sie feldgrün lackiert ist, muß das nicht heißen, daß diese Laterne beim Militär in Gebrauch war. Die gab es bestimmt auch in gewissenen Mengen im freien Handel so zu kaufen. Der Bedarf an kleinen, handlichen Lampen war in der Kriegszeit sicher groß - auch wenn man sieht, wie viele der Laternen sich heute noch in Privathaushalten wieder anfinden.

    Der Zustand der Farbe deiner Laterne sieht original aus. Ingesamt hat sie aber ganz schön gelitten. Bei der Menge Rost wird es schwer sein, den Lack - wenigstens dort, wo er noch vorhanden ist - zu erhalten.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Guten Morgen Winnie,


    Das macht ja Sinn, danke für die Erklärung. Ist bekannt, wann die grüne Farbe verwendet wurde? Oder auch ab 1937?


    Ich denke, es sieht unter dem Rost immer noch gut aus. Ich habe es letzte Nacht ein paar Mal mit Rustyco behandelt, dies wirkt gut gegen den Rost und hat wenig Einfluss auf die Farbe. Es ist jetzt in der Farbe, wenn es fertig ist, werde ich ein Foto teilen.


    Gruß Remco

  • Hallo Remco,


    spätestens ab Herbst 1939 wurde die Verzinnung von Sturmlaternen verboten und es kam die bekannte grüne

    Farbe auf.

    Die Wehrmacht und auch die Luftwaffe gehörten zu den Kunden der Firma Hermann Nier. Es wurden jedoch keine

    große Stückzahlen an diese Institutionen verkauft.

    Wenn wir mal nur die Jahre 1940 bis 1943 sehen, dann verkaufte die Firma Nier folgende Stückzahlen:

    1940 = 3 518 603 Stück

    1941 = 3 347 674 Stück

    1942 = 1 511 938 Stück

    1943 = 906 900 Stück


    Solange es ging verkaufte man Laternen. Zuerst noch über Russland und Sibirien nach China und Mandschuko

    und als diese Verbindung nicht mehr ging im besetzten Europa so gut es ging.

    Da jedoch die Verbote Petroleum für private Leuchtzwecke zu verwenden immer mehr zunahmen, sanken die

    Verkäufe auch entsprechend.


    In den Jahren 1940 und 1941 gab es nur ein Land das verzinnte Sturmlaternen erhielt und das war die Schweiz!

    Die Schweizer waren da recht erfinderisch! Nier erhielt keine Zuweisungen für Zinn mehr. Die Schweizer packten

    daraufhin so viel Zinnbarren wie nötig in einen Güterwagon und schickten es nach Beierfeld. Dort wurden die gefertigten

    Laternen dann verzinnt und wieder zurück geschickt.


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Paul,


    es gibt abertausende von Seiten in verschiedenen Archiven über die Firma Hermann Nier,

    Ehrich & Graetz, Hugo Schneider und viele weitere Firmen.

    Man muss sich nur die Zeit nehmen das zu sichten und zu Scannen oder Scannen zu lassen.

    Je nach Archiv sollte man ein gut gefülltes Portemonnaie mit dabei haben. Die Preise für

    Scanns / Kopien schwanken zischen den verschiedenen Archiven ganz extrem!

    Für den gleichen A3 Farbscann zahlt man in einem Archiv nur 5ct., im nächsten schon 15 ct.

    und in manchen Archiven zwischen 4.- € und 8.-€. So ein Archivbesuch kann also ganz schön

    ins Geld gehen.


    Grüße

    Jörg