Neuling vor Restauration von alten Feuerhandlaternen

  • Hallo liebe Pelamgemeinde,


    mein Name ist Moritz und ich bin ganz neu hier im Forum.


    Ich bin durch eine Zufallsfund bei meinen Großeltern über zwei Feuerhandlaternen gestolpert.

    Da mich Öllampen interessieren wuchs in mir der Gedanke zu recherchieren, wie sie wieder zu neuer Strahlkraft kommen können.

    Es handelt sich um eine recht alte FH 75 ATOM, ursprünglich in Schwarz lackiert und eine FH 276 mit Sturmkappe seinerzeit durch meinen Großvater in einem wahrscheinlich gut konservierenden Kupferton lackiert.

    Später werde ich beide fotografieren und einstellen.

    Was ich hier schon ohne Registrierung in Erfahrung gebracht habe ist, dass ich ohne Chemieeinsatz nichts erreichen werde.


    Mein vorgehen wäre nach jetzigem Kenntnissstand:

    1. Natron kaufen, Lauge herstellen und die Lampe/n darin Baden, damit der Lack abgeht.

    Frage: wieviel Natron auf wie viel Wasser? Es wird auch immer von "Rohrfrei" geredet, ist da nicht noch vieles mehr drin, was ggf den alten Lampen eher schadet als nutzt?


    2. Zitronensäure (bspw. die von Heitfrau) und nach Packungsanweisung ebenfalls als Bad verwenden.

    Gibt es generelle Zeiten die eingehalten oder nicht überschritten werden dürfen? Gibt es abgesehen, vom Eigenschutz, es sind ja alles ätzende Gemische, Dinge zu beachten, damit ich nachher nicht eine Einzelteillampe oder gar keine Lampe mehr habe?


    3. Ich würde sie gerne versiegeln/ neu lackieren, habe ich damit nach Abbeizen und Entrosten Zeit, sollte ich mich vorher entscheiden und entsprechenden Lack da haben?

    Oder kann ich die Lampen betrachten und mich dann entscheiden?

    Was für einen Lack sollte ich nehmen, ist Owratol hitzebeständig, brauche ich hitzebeständigen Sprühlack oder geht auch einfacher Lack.


    Was ich nicht möchte ist eine nach Lack stinkende Lampe, wenn ich sie betreibe.


    Gibt es weitere Schritte, die ich beachten muss?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir helfen könnt und ich euch bald meine beiden Lampen mit schönem Flammbild präsentieren kann.


    Viele Grüße

    Moritz

  • Hallo Moritz.

    Ich würde die FH 75 erst mal so lassen.

    Da es der original Lack sein wird.

    Du kannst auch mechanisch den Lack abmachen.

    Mit Bohrmaschiene,Schraubstock, und Runddraht Bürsten.

    Natronlauge ist zum entfernen des Lacks,zitronensäure zum entrosten.

    Ich mache es immer nach Augenmaß mit der Säure.

    Wenn du den Lack abhast,Lampe gut abspülen mit Wasser.

    Sonnst fängt sie zu rosten.

    Wenn du sie später lackieren möchtest, die Lampe am besten in Öl baden.

    Ich nehme da gerne altöl zum Schutz.

    Das Glas nur mit Seife vorsichtig reinigen.

    Läßt sich der Füllschraubdeckel drehen?

    Oder ist er fest?

    Wenn fest,erst mit Rostlöser/petroleum einweichen.

    Ebenso kann es beim Brenner helfen.

    Eine neulackierte Lampe stinkt immer,da die Haube zu warm wird.

    Auch bei owatrol.

    Um zu kontrollieren ob der Tank Löcher hat,im dunklen Zimmer mit einer kleinen Taschenlampe in den Tank leuchten.

    Und keine Angst,Hilfe gibt es hier genug.

    Gruß Thomas

  • Hallo Moritz,


    ich hab mal eine Sturmlaterne, welche mit einer dicken, offenbar mit dem Pinsel aufgetragenen Lackschicht bedeckt war, recht gut mit handelsüblicher Beize aus dem Baumarkt von Farbe befreit, Reste dann mit Drahtbürste bzw Drahtbürstenaufsatz vom Dreml entfernt. Mit Natronlauge hab ich leider noch keine Erfahrung.

    Zitronensäure dosiere ich immer nach Augenmaß, da kann eigentlich nicht viel passieren, da es eine sehr schwache Säure ist. Einfach in einen Eimer voll heißem Wasser das Pulver rein, verrühren und dann die Lampe versenken. Auf meiner Zitronensäurepackung ist als Richtwert 50 g pro Liter Wasser angegeben, das ist denk ich ein gutes Maß für den ersten Versuch. Es bilden sich an Roststellen sofort kleine Bläschen, welche die ablaufende Reaktion signalisieren. Nach ner viertel Stunde nehm ich das Teil dann mal raus, spül es mit Wasser ab und geh mit nem Haushaltsschwamm drüber. Häufig lässt sich eine dünne Oxidationsschicht schon jetzt ganz gut abwischen. Bei Bedarf kommt die Lampe dann nochmals in die Säure, bzw manchmal mische ich auch mehrfach frische Säure an, wenn die alte nicht mehr reagiert. Aber wie gesagt, experimentiere einfach mal damit rum, an der Lampe kannst du mit Zitronensäure nichts kaputt machen. Gummihandschuhe und Schutzbrille dabei tragen!

    Viel wichtiger ist, dass du nach beenden der Säurebehandlung die Lampe in Seifenlauge zur Neutralisation der Säure tauchst und dann gut mit Wasser abspülst und schließlich schnellstmöglichst trocknest. Sonst hast du gleich wieder Flugrost.

    Außerdem ist es sicher von Vorteil, sich schon vorher zu überlegen, ob man Lackieren möchte oder nicht. Wenn Lackieren, dann möglichst schnell nachdem die Lampe vollständig getrocknet ist, um Flugrost zu vermeiden. Wenn du die Lampe mit Öl behandelst, hast du Probleme, das Öl wieder vollständig zu entfernen, wenn doch Lack drauf soll.

    Grundsätzlich würde ich nachsehen, ob die Lampen unter dem jetzigen Lack verzinkt sind. Jüngere Feuerhände sind verzinkt und daher auch ohne Lack zumindest ein wenig vor Rost geschützt. Wie das bei älteren Modellen ist, weiß ich nicht genau. Ist die Lampe nicht verzinkt, ist die Gefahr hoch, dass sie früher oder später doch wieder rostet..

    Ich hab für eine Feuerhand Atom schwarzen Ofenlack aus der Sprühdose verwendet. Diesen in mehreren dünnen Schichten auftragen und nach 24 h Trockenzeit im Backofen bei langsam steigender Temperatur einbrennen. Da stinkts zwar dann ne weile in der Bude, aber du hast eine hitzebeständige Lackschicht. Bei normalem Lack könnte sich die Haube meiner Erfahrung nach aufgrund der Hitze zumindest verfärben, wenn nicht gar der Lack abblättern.

  • Moin zusammen!


    Das Entlacken mache ich meist in einem Rutsch mit dem Entrosten. Letzteres läuft bei mir mit Z-Säure (100 g auf 1 Liter Heißwasser). Wenn hartnäckiger Lack auf der Laterne sitzt, löse ich den galvanisch ab (Anleitungen dazu auf YT). Das regelbare Labor-NT hat mich knapp 40 EUR gekostet, zwei Edelstahlbleche keine 5 EUR.

    Die Z-Säure besorge ich mir im 5-Kilo-Eimer bei eBay - dann zahlt man nicht die Apothekenpreise im Supermarkt.

    Frisch entrostete Laternen behandle ich dann mit Nevr-Dull-Polierwatte. Diese Konservierung ergibt auf dem Metall eine schöne, mattgraue Oberfläche.

    Für den "rat-look" nehme ich ansonsten Phosphorsäure, die den Rost fernhält und eine schöne Patina erzeugt (Passivierung).

    Aber das sind alle Maßnahmen, die ich im Einzelfall entscheide. Ich hab' auch Laternen hier, die einfach nur ordentlich mit Seifenwasser saubergemacht werden mußten und nun ruhig ihre Kampfspuren der Zeit zeigen dürfen. Vom "Kaputt-Restaurieren" halte ich nichts. Es gibt nichts Schlimmeres als eine alte Laterne, die wie blöde aufgemöbelt wurde und neuer aussieht als aus der Fabrik.


    BTW:

    > Jüngere Feuerhände sind verzinkt und daher auch ohne Lack zumindest ein wenig vor Rost geschützt. Wie das bei älteren Modellen ist, weiß ich nicht genau.


    Die älteren Modelle (auch erkennbar an den gelb unterlegten Pappanhängern) wurden verzinnt (und glänzten natürlich, als sie neu waren) und ggf. tauchlackiert. In der Zeit des 2. WK war Verzinnung nicht erlaubt, die Laternen bekamen nur eine Tauchlackierung aufs nackte Blech.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hallo Moritz,

    ich habe meine FH 75 mechanisch entlackt und entrostet.

    Der Grund dafür war der sehr gute Zustand der inneren Lackierung.


    Lieben Gruß, Peter.

    PX-pleibs xund

  • Hallo ihr Lieben,

    das ist ja toll,

    so viele nette und gute Ratschläge.

    Das macht mir Mut meine FHs nicht kaputtzurestaurieren.


    Ich hatte für mich allenfalls 2 Varianten im Auge.

    1. Vorbereiten und in original Ton lackieren oder

    2. Vorbereiten und Klarlack o.ä. Konservierung.


    Ich habe mich dazu entschlossen zuerst die FH 75 mit dem Dremel mechanisch zu reinigen.


    Ich hätte auch Angst durch Säure den Tankdeckel zu zerstören.

    Mal sehen wo ich am Ende mit der Lampe stehe.


    Frage zum Neverdull: Kann ich dieses auch als zwischenzeitliche Behandlung nutzen und anschließend lackieren oder muss/ kann ich anschließend das Zeug runterwaschen?


    Aber jetzt erst einmal ein Bild meiner beiden Lampen:



    Viele Grüße

    Moritz

  • Hallo Moritz.

    Dafür ist das forum ja da,um sich gegenseitig zu helfen.

    Jeder hier hat mal klein angefangen.

    Du kannst den tankdeckel nicht mit z-säure zerstören, das würde ewig dauern.

    Ist er fest ,oder lässt er sich abschrauben?

    Neverdull mußt du wieder abwaschen/entfernen zum lackieren.

    Gruß Thomas

  • Moin Moritz!


    > Ich hätte auch Angst durch Säure den Tankdeckel zu zerstören.


    Zitronensäure halten die FH-Tankdeckel locker aus.


    > Frage zum Neverdull: Kann ich dieses auch als zwischenzeitliche Behandlung nutzen und anschließend lackieren oder muss/ kann ich anschließend das Zeug runterwaschen?


    Was genau das Nevr-Dull auf der Oberfläche hinterläßt, kann ich dir auch nicht sagen. Das Zeug trocknet ja zu einem weißen Pulver ab, das mit einem trocken Lappen abgewischt werden soll. So sagt es die Nevr-Dull-Anleitung.

    Zum Lackieren entfettet man so oder so die Oberfläche, für bessere Farbhaftung braucht man evtl. noch eine Grundierung. Kommt ausf die verwendetete Farbsorte an. Mal so, mal so.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Servus Moritz, herzlich willkommen!


    Eigentlich wurde schon fast alles besprochen, finde ich.

    Kurz noch meinen Semf dazu:


    Frage: wieviel Natron auf wie viel Wasser? Es wird auch immer von "Rohrfrei" geredet, ist da nicht noch vieles mehr drin, was ggf den alten Lampen eher schadet als nutzt?

    Bei mir kommt eine "Flasche" dieses Mittels (das billigste ist gut genug) auf ca. 10 Ltr. Wasser.

    Einen Eimer mit fest verschließbaren Deckel verwenden. Offen stehende Lauge nimmt Sauerstoff aus der Luft auf

    und das schadet dem Konzentrat. Unbedingt an frischer Luft, also draußen arbeiten - Kinder u. Tiere fernhalten!

    Besonders auf eine gute PSA achten, vor allem auf die Augen! .. Dichtschließende Schutzbrille aufsetzen!!!

    Verbrauchte Lauge kann -ausreichend verdünnt- im Haus-Abwasser verschwinden.


    2. Zitronensäure (bspw. die von Heitfrau) und nach Packungsanweisung ebenfalls als Bad verwenden.

    Gibt es generelle Zeiten die eingehalten oder nicht überschritten werden dürfen? Gibt es abgesehen, vom Eigenschutz, es sind ja alles ätzende Gemische, Dinge zu beachten, damit ich nachher nicht eine Einzelteillampe oder gar keine Lampe mehr habe?

    Wie oben: ca. 5%-ige Lösung ansetzen, keine Aluteile, keine emaillierten Teile einlegen!

    In 5%-ige Lösung kann man gerade noch so mit intakter Haut rein langen.

    Die Augen aber auch hier gut schützen!

    Einwirkzeit je nach erwünschter Wirkung.

    Nach dem Bad das Objekt mindestens mit viel Wasser abspülen, besser in Seifenlauge.


    3. Ich würde sie gerne versiegeln/ neu lackieren, habe ich damit nach Abbeizen und Entrosten Zeit, sollte ich mich vorher entscheiden und entsprechenden Lack da haben?

    Oder kann ich die Lampen betrachten und mich dann entscheiden?

    Was für einen Lack sollte ich nehmen, ist Owratol hitzebeständig, brauche ich hitzebeständigen Sprühlack oder geht auch einfacher Lack.

    Versiegeln mit Owatrol - sehr dünn auftragen! Kann nach dem Abtrocknen lackiert werden, falls gewünscht.

    Vor dem ersten Anzünden der Lampe den Farbauftrag/ das Owarol gut abtrocknen lassen.

    Der Kamindeckel wird natürlich sehr heiß, weswegen es auch ein wenig riechen/qualmen kann.

    Dort brennt auch so gut wie jede Farbe mit der Zeit ein (Farbumschlag) bzw. we.

    Owatrol brennt schön ein, ggf. mehrfach wiederholen. Irgendwann ist das dann wie "brüniert".


    Was ich nicht möchte ist eine nach Lack stinkende Lampe, wenn ich sie betreibe.

    Siehe oben.

    Frisch gestrichene Teile riechen immer mal bei Erwärmung.

    Deswegen würde ich die Sachen zuerst einmal im Freien "einleuchten" lassen.

    Die "Stinkerei" läßt mit der Zeit schon gut nach.


    "Nevr Dull" (Schreibweise!) finde ich für solche Latüchten "overdressed".

    Außerdem ist das nicht wirklich wetterfest, finde es eigentlich zu schade für Sturmlampen,

    Nevr Dull paßt besser zu gold-glänzigem Messing - aber gerne doch, jeder wie er mag.


    Das mit dem mechanischen Entlacken/entrosten ist so eine Sache.

    Drahtbürste und grobes Schleifpapier ziehen irreparable Riefen.

    Wenn mechanisch, dann mit dem Dremel und Messingbürste

    und feinste Stahlwolle aus der Farbabteilung, Korn 0000.


    Nun viel Spaß und Erfolg!

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |