Letzten Sommer stiess ich auf einen mir unbekannten Flammscheibenbrenner: Die Bauform mit Hebegalerie war solide und das Galeriemuster erinnerte mich an den - recht seltenen - 30-linigen Ehrich & Graetz-Matador. Der fragliche Brenner war aber 20-linig und das Dochtstellrad völlig ungemarkt.
Aus Neugier wurde der Incognito-Brenner meiner.
In Goldberg- und Stoll-Katalogen konnte ich nichts finden, auch nicht in alten E&G-Unterlagen im Netz bei Hytta. Im Buch "Leuchtende Vergangenheit" (Touché) entdeckte ich ein Foto des Brenners, dort allerdings mit Stift-Flammscheibe - demnach ein Iris-Brenner, wie vermutet von Ehrich & Graetz.
Mit diesem Hinweis fand ich noch ein paar wenige Abbildungen des Brenners mit "Iris"-gemarktem DSR. Dort fehlte entweder die Flammscheibe, oder es war eine Hütchen-Flammscheibe - wie bei meinem Exemplar. Im Dochtrohr gibt es einen Einsatz (oben in der Zerlegt-Abbildung rechts), in den man theoretisch eine Stiftflammscheibe stecken kann, doch sah dies für mich eher nach Luftführung aus. Die Hütchen-Flammscheibe sitzt auch absolut passgenau: Durchmesser und Einstecktiefe sind grösser als beim 20'''-Matador, so dass jedenfalls niemand mal eben eine gängige Matador-Flammscheibe hätte hineinstecken können, um eine fehlende originale Stift-Flammscheibe zu kaschieren.
So reinigte ich ein wenig und baute den Brenner samt mitgekommener Flammscheibe zusammen.
Damals hatte ich schon eine Weile mit einem Matador mit Hebegalerie und Löscher in einer Den Haan Trawler Lamp experimentiert - der in der Lampe aber leider nie stabil lief. So setzte ich testweise den Iris-Brenner in die Trawler Lamp, in der ich eine Hebegalerie sehr praktisch finde.
Da ist er zu meiner grossen Freude geblieben: Selbst in der Trawler Lamp mit ihrem eher engen Abzug läuft dieser Brenner wunderbar stabil. Ich vermute, dass die grosse Masse dabei hilft - der Iris-Brenner ist mit etwa 325g rund ein Drittel schwerer als ein Matador 20''' mit Hebegalerie (245g), und bald doppelt so schwer wie der original in der Lampe eingesetzte Ideal-Brenner (180g).
Obwohl der Iris-Brenner rund 1cm höher baut als ein Matador oder Ideal (d.h. in der Trawler Lamp der Abstand zwischen Zylinder und Haube enger wird), läuft er selbst bei grosser Helligkeit mit minimalem Nachregeln zuverlässig, ohne durchzugehen.
In den Brenner passt auch der sehr dicke DHR-Docht perfekt.
Frage: Wenn ich das richtig sehe, steht der Iris-Brenner historisch zwischen dem noch gegen 1890 produzierten E&G-Glücks-Brenner (ähnliche Galerie, aber ältere Flammscheiben-Konstruktion analog der Triumph-Lampe) und dem Matador (ab Goldberg 1906 zu finden). Er müsste also vermutlich um 1900 herum produziert worden sein. Weiss eventuell jemand genaueres?
Und auch wenn der Matador als Nachfolger vermutlich günstiger zu produzieren war, freue ich mich doch umso mehr an diesem schönen, soliden und hellen Incognito-Iris.
Christina