Glas FH201 violett?!

  • Hallo Forum,

    seit einiger Zeit beherberge ich ein interessantes FH 201/305er Glas mit violetter bzw. roter und violettbräunlicher Farbe, es zeigt schöne Schlieren, es ist nicht durchscheinend, eher milchig-opak. Es ist auch kein dunkelrotes Glas. Da ich bislang kein weiteres solches entdeckt habe, wollte ich nun doch mal nachfragen: Ist das ein "richtiges" violettes, gab es die als solchen Farbtypus, oder braun oder .... (und warum auch immer das hier so extrem schlierig ausgefallen ist, sieht ja fast aus, wie schlecht umgerührt..)? Kennt jemand was Vergleichbares oder Hintergründe? Es war in der grünen Lampe so drin.

    Zudem hab ich auch noch die dunkelblauen (dunkelgraublau). Sind damit die schwarzen Luftschutzgläser gemeint, oder gab es die in richtig schwarz durchgefärbt? Letztere kenn ich von meinen kleinen Sturmlaternen 175 / 75 in unterschiedlich starken Intensitäten von dunkelgrau bis tiefschwarz.

    Schöne Grüße

    Horst

  • Hallo Horst,


    wenn ich das richtig deute, hat das gezeigte Glas einen Glasbrand. Das gibt es bei bestimmten, durchgefärbten roten Gläsern. Dieser Glasbrand entsteht durch eine Reaktion der zum Färben verwendeten Mineralien unter Hitzeeinfluss. Unsprünglich war Dein Glas rot.

    Es gab unterschiedliche Farbnuancen bei den blauen Gläsern.

    Von Hellblau über Tiefdunkelblau (so dunkel, dass so gut wie kein Licht durchdringt) bis Dunkelviolett ist alles möglich.

    Im Anhang ein Bild von einem augenscheinlich blauen Glas, das dunkel Violett leuchtet.

    Gruß vom Niederrhein

    Sandra

  • Danke Sandra,

    Glasbrand kenne ich bei einem dunkelroten Glas der 175, das sieht da aber ganz anders aus, da ist eine halbe Seite oben deutlich flächig verfärbt (geht da Richtung orange).

    Hier sind aber doch deutliche, auch engstehende Schlieren zu erkennen, und die gehen auch bis nach unten bzw. oben durch, somit sind doch auch kalte Bereiche zumindest am Boden betroffen, und die Hitzeeinwirkung kann eher weniger so schlierig angreifen, oder?

    Grüße Horst

  • Hallo Horst,

    ich habe auch so ein komisches rotes Glas mit Schlieren in einer 305.

    Habe die Lampe dann mal angemacht und ein paar Stunden brennen lassen und bei mir blätterte die Farbe ab und die Oberfläche wurde krisselig.

    War echt enttäuscht.

    Gruß Thorsten

  • Ich kenn das von DDR Glaesern, gleiches Problem, unterschiedlich stark ausgepraegt. Auffaellig das diese Glaeser allgemein dazu neigen etwas ins braeunliche zu tendieren.

    Sandras Ausfuehrungen fand ich jetzt ueberraschend,im positiven, nichts fuer ungut Sandra :-) , und ich denke da ist was dran. Ich vermute der "Hitzeschaden" entsteht bereits bei der Glasschmelze an den Farbstoffen, durch zu schnelle und ungleichmaessige Erhitzung an der Aussenseite durch die Brenner. Durch die Portionierung und Einblasungen in die Formen kommt es dann zu den unspezifischen Farbmischungen und Schlieren.

    Ich bin weder Glas noch Farbstoffchemiker, aber ich denke in die Richtung geht das Problem.

  • Hallo Horst,

    auch meine Vermutung geht stark dahin, dass schon beim Blasen des Glases die Schlieren entstanden. Man sieht schön, dass die Schlieren von oben nach unten verlaufen, genauso wie sich das Glas formt, wenn Pressluft den Külbel nach außen drückt.

    Ich würde sagen, das Glasgemenge und die Farbstoffe waren nicht richtig durchmischt.

    Gruß Lutz

  • Hallo Horst,


    um auf eine Deiner Fragen zurück zu kommen die bislang noch nicht beantwortet wurde.

    Schwarze Feuerhand Gläser sind tatsächlich schwarz durch gefärbt.

    Sie zeigen keinen Stich in blaue mehr an.

    Bei den beiden Roten kann man die Unterschiede im Rot in der Draufsicht gut erkennen.

    Das Blaue hat eine mittlere Blau Färbung. Sie gab es von einem etwas hellen Blau bis hin

    dunkel Violett. Das ganz rechte ist tiefschwarz durch gefärbt.

    Orange Gläser gab es in durchsichtig sowie in opak. Hier kam die sogenannte Überfangtechnik

    zum Einsatz.


    Weil farbige Gläser doch vielen Sammlern gefallen hier noch eine Zugabe:


    Grüße

    Jörg

  • Hallo zusammen,

    erstmal vielen Dank für eure interessanten Antworten!

    Ich habe mir daraufhin das violette Glas noch mal genauer angeschaut und mich mit der Glas-Technik bissi schlauer gemacht. Ich vermute nunmehr auch -genau wie Lutz- eher, dass es primär aus einer schlecht vermischten und homogenisierten Schmelze (Bodensatz, Randbereich o.ä.) resultiert. Beim Einpressen des Külbels könnten dann wohl schon solche von der Grundschmelze farblich abweichenden „Batzen“ schlierig ausgezogen werden. Wobei natürlich die grundsätzliche Frage auftaucht: Ist die hellere rote Schliere die eigentlich gewollte Farbe (rotes Glas s.u.) oder halt doch die violette??

    Zuerst dachte ich, dass das Glas irgendwie mit meinem rot in Mehrschichttechnik (Überfang) hergestellten Glas vergleichbar wäre (Fotos) oder mit dem dunkelweinroten durchsichtigen, aber es ist insgesamt sehr viel dunkler, halt doch schon violettbraun-opak, nur die eine Schliere erreicht annähernd die hellere rote Färbung des anderen Glases. Zudem erscheint es mir auch eher als Mehrschichtglas vorzuliegen.

    Daher doch noch mal die Frage nach einer vielleicht Sondermischung mit originaler violettbrauner Farbgebung!? Vielleicht wäre das auch eine Erklärung für die schlechte und schlierige Qualität, weil es eben in einer kleineren, „händischen“ Sonderproduktion aufgelegt wurde?? Dass es seltene Sonderfarben gibt, habe ich ja durch mein gelbes Glas erfahren dürfen. Fragen, Fragen…


    Beste Grüße

    Horst

  • Hallo Horst,

    wie soll denn eine 'händische' Sonderproduktion funktionieren? Du brauchst einen Hafen in dem das gefärbte Glas ist. Die ganzen Transportwege müssen alle zur Glasblasmaschine führen. Und zwar fix, sonst ist die Schmelze zu kalt.

    Bis das produktionssicher abläuft sind sicher ein paar Dutzend, wenn nicht Hunderte, Gläser durchgelaufen und Ausschuss.

    Ich glaube eher, dass das genau das ist was du hast.

    Das sind Gläser vom Maschinenanlauf oder Produktionsende, wo noch Glasgemenge am Boden lagerte und sich nicht richtig durchmischt hat.

    Und das jemand auf einer Glas-Handpresse, z.B. so einer von F.W. Kutzscher, Deuben b. Dresden, eine Kleinserie gefertigt hat, glaube ich nicht. Dafür erscheint mir die Glaswandstärke zu gering.

    Gibt es im Glas kleine, eingeschmolzene Luftblasen? Wenn ja, in welcher Richtung verlaufen sie? Von oben nach unten, links nach rechts oder kreisrund?


    Gruß Lutz

  • Moin Lutz,

    mit "händisch" habe ich nicht an eine "Glas-Handpresse" gedacht. Mehr an eine "Sonderproduktion", im Sinne eines Versuchs oder einer Kleinauflage zu neuen Färbungen usw. mit gewissen zusätzlichen (händischen) Farbpigmentzugaben kurz vor dem Einblasen.. Bin aber kein Glasexperte und will jetzt auch kein Fass aufmachen, dachte nur an so eine Möglichkeit, und zum Thema Farbgebung einer Grundschmelze kurz vor dem Einblasen hatte ich was gelesen..

    Zumal auch die anderen Überlegungen zu einer Restschmelze usw. durchaus Sinn machen!

    Aber Ausschuss?? Gab es da keine Endkontrolle, oder war der Verantwortliche grad mal kurz weg?? Normalerweise dürften doch solche auffälligen Mangelexemplare aussortiert werden?!

    Und es sind fast keine Blasen sichtbar, lediglich eine kleine Gasblase hochkant. Spricht das nicht auch für eine schlechte Durchmischung der Teilschmelze?

    Ich nehme gerne die Erklärung mit, dachte vorher nur, dass solche Gläser und die Färbung dem ein oder anderen bekannt sind!?

    Grüße Horst

  • Hallo Horst,

    Wenn es eine Qualitätskontrolle gab, war die gerade wohl auf dem Örtchen...

    Schau dir FROWO an, bei denen gab es bei den Laternen etliche Unikate in der Fertigung. Und alle wurden wohl mal verkauft.

    Wenn das eine Sonderfarbenproduktion wäre, hätten sie m. E. darauf geachtet möglichst wenig Luftblasen im Glas zu haben.

    Die Gasblase spricht in meinen Augen für normale Serienfertigung.

    Von FROWO habe ich noch kein Vorkriegsglas gesehen, das blasenfrei war. Sturmlaternengläser waren Massenware, mehr nicht.

    Man kann da nicht mit heutigen Maßstäben drangehen. Es hat sein Zweck erfüllt und damit war es ok.

    Gruß Lutz

  • Hallo Forum,

    hier aus aktuellem Anlass eine Neubelebung des Themas "violettes Feuerhand-Glas":

    Ich habe vom Flohmarkt die Tage ein Rubinrotes Glas für Fotolabor MONO gefunden, Kerzenlampe. Es hat GENAU das gleiche Glas von der Farbe und von den Schlieren her!! Auch mit mehr bräunlichen, violetten bis rubinroten Bereichen/ Schlieren im Glas. Anbei mal der direkte Vergleich im Foto, (zudem ein ungemarktes, nur ähnlich gefärbtes in Überfang). Die Rubingläser sind durchgefärbt, sicherlich kein Glasbrand usw. Ich denke mittlerweile, dass auch das Feuerhand Glas eine Art Rubinglas ist - als Luftschutz?? Fotolabor/ Dunkelkammer macht wohl keinen Sinn aufgrund der oben offenen Lampenkonstruktion, oder gab es da evtl. zusätzliche Aufsätze zum Abdunkeln...???

    Scheinbar war es nicht einfach, die flüssige Glasmasse ohne Schlieren zu homogenisieren, oder als wenig vermischte "Restmasse" o.ä.?!

    VG Horst

  • Hallo Horst,

    Deine beiden Gläser haben meiner Meinung nach ordentlich Glaskrebs.

    Ursprünglich waren die mal schön leuchtend rot.

    Es ist ein bekanntes Problem bei roten Feuerhandgläsern aus einem bestimmten Zeitraum.

    Hier kommt es zu feinsten, nadelartigen Absplitterungen an der Oberfläche des Glases nach Gebrauch. Es handelt sich hierbei um eine irreversible Reaktion zwischen Hitze, dem verwendeten Farbstoff und dem Faktor Zeit.

    Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.

    Viele Grüße

    Sandra

    Das Leben ist viel zu kurz um normal zu sein!

  • hallo Sandra,

    Das Thema hatten wir bereits damals kontrovers diskutiert.

    Die Kerzenleuchte ist jedoch offensichtlich ungebraucht...

    Denke, die Schlieren und deren Verlauf haben herstellungsbedingte Ursachen. ...Ich vermute aber auch nur..

    Grüße Horst

  • Hallo Horst,


    hier ein Bild von einem Glas, dass ähnliche Schieren aufweist wie deines. Bei normaler Betrachtung ist es bräunlich-rötlich und matt durchscheinend. (rechte Abb.)
    Wird aber eine Flamme innen entzündet leuchtet das Glas wesentlich mehr zum Rot hin. Ist aber weiterhin mattig und nicht klar durchscheinend.

    Das Glas hat keinen Glaskrebs, ebensowenig wie deines.
    Es ist handgefertigt, man erkennt es an der Form der eingeschlossenen Luftblasen und den fehlenden Nähten, wenn es ein Formenglas wäre.

    Gruß Lutz

  • Das liegt einfach an der inhomogenen Beimischung der für die Farbe verantwortlichen Oxide bzw deren mehr oder weniger hochwertiger Qualität. Das ist wie beim Kuchenbacken. Die Masse ist zäh und umrühren schwierig....

  • > Denke, die Schlieren und deren Verlauf haben herstellungsbedingte Ursachen.


    Meine ich auch. Leider hat keiner das Glas bei Herstellung gesehen. Damals sah es bestimmt anders aus.


    > inhomogenen Beimischung der für die Farbe verantwortlichen Oxide bzw deren mehr oder weniger hochwertiger Qualität.


    Sehe ich auch so. Immerhin sind das doch recht preiswerte Industriegläser, die man nicht überall in ausreichend guter Qualität herstellen konnte.


    Glasbrand sieht anders aus - wer einen Geschirrspüler hat, der kennt das Problem. Besonders die billigen Gläser aus Senfkristall sind anfällig dafür. Ich hab' hier aber auch einen Kosmos-Zylinder, der dasselbe Problem hat. Das ist eher eine milchige Veränderung im Glas.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<