Essig macht Messing kupferfarben?

  • Oder braucht es die Kombination von beidem um eine Wirksamkeit zu erzielen?

    Im wesentlichen und kurzem - Ja. Die Wirkung von Ultraschall in Verbindung mit Reinigern ist ziemlich komplex, physikalische und chemische Vorgänge, sowie nur kombinatorisch auftretende Effekte sind da anzutreffen.


    Es geht auch separat, aber ....naja, Spaß ist was anderes.

  • Hach, da bin ich jetzt aber beruhigt!


    Wobei ich Deine Verwunderung auf alle Fälle nachvollziejem kann.

    Ging mir damals nicht anders - aber als ich "dunnemals" meinen "Meister" fragte,

    klärte der mich ebenfalls auf von wegen der Legierung und der Oxydation.

    Er meinte aber, bis wir alles mit Essigesszenz einmeiern usw. nehmen wir lieber das gekaufte Poliermittel.


    Der Thomas hat ja in Beitrag #16 auch eine gute Methode aufgezeigt - geht auch gut.

    Wichtig finde ich das Neutralisieren nach einem Säurebad mit Seifenlauge,

    besonders, wenn Eisen mit im Spiel ist - z.B. wegen dem Dochtantrieb.

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Ich hätte noch meinen 60 minütig, verbissen, frisch polierten Riesen-Duplex-Brenner im Angebot. Inklusive der roten und unpolierten Stellen, wo man nicht hinkommt.



    Für den benöige ich jetzt noch einen Tank mit einem

    Steckmass für den Brenner von circa 77 mm.


    Gruß, Gerald

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind. (Jean Anouilh)

  • Moin Jonny!


    > Da ich einige zu Reinigen habe, habe ich mir 5% itgen Essig besorgt. Nach kurzer Zeit im kochenden Essigbad bemerkte ich einen kupferfarben Belag auf dem Messing.


    Die erste Frage: WAS für Essig?

    Man nimmt dazu keinen Obstessig fürs Salatdressing, sondern die technische Variante (Essigessenz 25%ig beim Kaufmann) und verdünnt entsprechend.

    Ich mische mir mein "Essigbad" selber. Essigsäure 60%ig verdünne ich runter auf 10%. Damit wird dann gekocht.


    Ich habe auf diese Weise schon Schachfiguren, Teile meiner Barometersammlung und diverse Petroleumbrenner in der Mache gehabt. Teilweise kann man direkt zusehen, wie die Teile wieder blank werden. Dann kommen die Teile nur unter klares Wasser und werden ggf. bei gröberen Verschmutzungen mit einer kleinen Messingbürste händisch nachbearbeitet.

    Unten mal ein Beispiel an meiner Sepulchré-Heizlampe - vorher / nachher. Der Brenner war im Essigbad.


     


    Aufpassen, worin man kocht! Ein Alu-Topf ist da sicher weniger geeignet. Ich benutze Gefäße aus feuerfestem Glas und überhaupt keine Metalltöpfe für solche Aktionen.
    Ich vermute, daß das Ergebnis der Behandlung auch stark von der Messingqualität abhängig ist. Einige Sorten lassen sich leichter behandeln als andere, aber durchweg war das Ergebnis bei mir bisher positiv, so daß ich diese Methode bedenkenlos weiterempfehlen kann.


    Gruß,

    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Moin Micha,

    Danke für Deine Tipps! Der Brenner sieht ganz schön aus. Hat er einen Kupferfarbstich oder liegt das an den Reflektionen im Bild?

    Ich habe 25%ige Essigessenz 1:4 mit Wasser verdünnt in einem Kochtopf benutzt ohne zu kochen. Woraus diese Essigessenz gewonnen wurde weiss ich jetzt nicht aber ich werde mich mal erkunden wo ich 60%ige Essigsäure beziehen kann und dann in einem Glasbehälter mit oder ohne kochen versuchen.

    Gruß,

    John

    Die Menschen sind sehr offen für neue Dinge - solange sie nur genau den alten gleichen.

    (Charles F. Kettering (1876-1958), amerik. Industrieller, zuständig für Forschung u. Entwicklung bei General Motors)

  • Nein, das Messing hat keinen Kupferfarbstich - das kann an der Legierung liegen, nicht alles Messing ist gleich.

    Wenn du Essig-Essenz verwendet hast, ist das in Ordnung - nur vor Obstessig, der vielleicht noch mit Apfelsaft gestreckt ist, wollte ich warnen.

    Die 60%ige Säure ist etwas heikel, weil sehr scharf, also Vorsicht. Unverdünnt ist sie aggressiv wie Salzsäure. Du mußt sie auf alle Fälle verdünnen wie oben beschrieben: 1 Teil Säure auf 5 Teile Wasser. (Und immer dran denken: Hochprozentige Säure ins Wasser kippen, nicht umgekehrt!)

    Du kannst alles ruhig aufkochen: heiße Säure wirkt deutlich besser! Aber hier: unbedingt Fenster auf!


    60%ige Essigsäure bekommt man problemlos in der Bucht.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hi


    Zitat:

    "Und immer dran denken: Hochprozentige Säure ins Wasser kippen, nicht umgekehrt"


    --


    Wie sagte schon mein Chemielehrer:

    ----> Niemals Wasser auf die Säure, sonst passiert das Ungeheure"


    Gruß

    Matthias

  • (Und immer dran denken: Hochprozentige Säure ins Wasser kippen, nicht umgekehrt!)


    Niemals Wasser auf die Säure, sonst passiert das Ungeheure

    Danke für den wichtigen Hinweis bezüglich der Reihenfolge. Wie gesagt war Chemie nie mein Ding ;)

    Grüße,

    Johnny

    Die Menschen sind sehr offen für neue Dinge - solange sie nur genau den alten gleichen.

    (Charles F. Kettering (1876-1958), amerik. Industrieller, zuständig für Forschung u. Entwicklung bei General Motors)

  • Bei uns im Labor in der Ausbildung hiess es im gleichen Sinne: Erst das Wasser, dann die Säure sonst geschieht das …. Finde ich noch sicherer ;-)


    Bernd

  • So Leute,


    cih habe die letzten zwei Abende zwei weitere Brenner von Heizlampen im kochenden Essig greinigt. Anbie folgen die berühmten Vorher/nachher-Bilder.


     


    Bernner der Ludolphi-Heizlampe - die Zahnstangenmechanik der Dochthalterung läuft wesentlich kleichter, es befand sich ordentlich Abbrand im Brennerinneren.


     


    Brennner bzw. Ansicht einer etwa 100 Jahre alten Ditmar-Heizlampe. Besonderheit: das Gewinde dieses Flachbrenners ist mit dem der 14-linigen Kosmos-Brenner identisch. Der Ditmar-Brenner arbeitet mit dem seltenen Dochtmaß 32 mm - es war wieder mal in D nicht zu beschaffen. Bestellung aus GB komt nächste Woche. Ebenso schwierig ist es, einen Ersatzzylinder in Wiener Bauform mit 66 mm Ø unten zu beschaffen, ohne Mondpreise zu zahlen. Gefunden in der Bucht, kommt auch nächste Woche. Der Tank dieser Lamoe besteht aus dickem, verzinktem Blech und faßt ca. 700 ml.


    Auch noch was aus der Seefahrt, weil es oben erwähnt wurde:

    Vor ca. 15 Jahren war meine große Zeit als Barometersammler. Da fragte ich mich auch nach einem Hausmittel zur Messingpolitur. Mein mittlerweiler verstorbener Stiefvater - seinerzeit einberufen zur Kriegsmarine - gab mir folgenden Tip zum Messingschrubben: Paste auch Mehl, Salz und Essig (sic!) anrühren und aufstreichen. Nach dem Trocknen mit Tuch abreiben.

    Bei größeren Messingteilen (ich weiß nicht, ob er jemals die Schiffsglocke der "Tirpitz", auf der er eingesetzt war, putzen mußte) ist das ein guter Tip, aber wenn ich die filigranen Duchlöcherungen der Messingbrenner sehe, bleibe ich doch lieber weg von Paste (auch Elsterglanz und Sidolin) und koche die Teile einfach kurz aus.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

    Einmal editiert, zuletzt von winnie ()

  • um das Thema noch etwas auszuweiten…


    ich verwende für solche Reinigungsarbeiten von alten Messingteilen eine wässrige Lösung aus 3 bis 10 Prozent Sulfaminsäure und 5 Prozent Phosphorsäure.

    Vorteil – funktioniert auch bei Raumtemperatur und meine bessere Hälfte hat das Mittelchen stets vorrätig ;)


    Sammlergrüße Chris


    :) natürlich kann jeder, so wie er es mag, die Funken sprühen lassen…

  • Ich habe jetzt mal (wie versprochen) teure Ultraschall-Reiniger ausprobiert.


    Und zwar den A4 (Produktinformation, Sicherheitsdatenblatt) und S1 (Produktinformation, Sicherheitsdatenblatt) von Elma-Tec


    Ich habe in der grossen Bucht einen freundlichen Händler gefunden, der mir 2,5L für ca. 35 EUR pro Kanister zugesendet hat.


    Verbraucht habe ich ca. 300ml pro Produkt (ca. 1-2%ige Lösungen im 30l Bad), das langt also für viele Reinigungen.


    Die Nomenklatur bei Elma-Tec ist einfach: Alles mit "A" ist alkalischer-, alles mit "S" ist saurer Reiniger.


    "A"lkalisch entfettet, "S"auer ätzt.


    Defacto kann man sich den Reiniger anhand des Sicherheitsdatenblatts selber zusammenbauen, zumindest bei den "sauren" Reiniger - der teure S1 ist schlichtweg nur Zitronensäure mit paar kompatiblen Tensiden, bei meinem Experiment heute hab ich das problemlos mit 200g technischer Zitronensäure und einem Teelöffel Spülmittel auf 30l Wasser in der Ultraschallwanne ersetzen können - schäumt halt etwas mehr.


    Allerdings: "ungefähre" Angaben nützen nichts wenn man sich darauf verlässt, dass die Rezeptur sich jedesmal gleich verhält, daher rate ich eher zum Standardprodukt von Elma-Tec.


    Der A4 ist schon etwas komplexer aufgebaut, verschiedene Tenside sorgen dafür dass jeder Öl-Siff gebunden in der Flüssigkeit bleibt. Ob das durch Ätznatron (Rohrreiniger-Pulver + Spüli) ersetzbar ist, da habe ich meine Zweifel.


    Vorher/Nachher nach Behandlung mit A4: Ölkohle und Petroversiffungen sind weg.




    Selbst die ungangbare Fussventil-Dreheinrichtung bei einem anderen Zukauf wurde sauber und wieder gangbar.


    Zum Schluss hab ich noch den Kessel eines Ersatzteillagers eingetaucht, der wurde in der ausgelaugten, schwachen Brühe zwar nicht mehr perfekt sauber - aber stinkt nicht mehr nach alter Pretroleum-Ziege (der Rest wurde mit handelsüblichem Spiritus von der Resterampe und nochmals viel Wasser und Spülmittel ausgewaschen).


    Fazit: Die teuren Reinigungsmittel für Ultraschallbäder sind eine Erleichterung da sie nur das (Schaumfrei!) tun, was ihr Aufgabengebiet ist. Es sind aber keine "Wundermittel" die aus allen Teilen einer alten BW-Maxe von ~1960 wild hereingeworfen den Neuzustand hervorrrufen.


    Ich werde mich mal mit dem Hersteller in Verbindung setzen, vielleicht haben die Lust zumindest mir oder auch hier im Forum paar Ideen zu liefern wie man die verschiedenen Bleche der Maxen wieder "seidig Glänzend" zu einem tragbaren Hobbyisten-Preis bekommt.


    Bernd

  • ...

    Der A4 ist schon etwas komplexer aufgebaut, verschiedene Tenside sorgen dafür dass jeder Öl-Siff gebunden in der Flüssigkeit bleibt. Ob das durch Ätznatron (Rohrreiniger-Pulver + Spüli) ersetzbar ist, da habe ich meine Zweifel.

    ...

    Die Zweifel sind berechtigt.

    Ich setze seit vielen Jahren Elma Reinigungsprodukte zum Reinigen von Groß - und Kleinuhren ein, mit Ultraschall und mit einer mechanischen Elma - Reinigungsmaschine, wobei bei den Uhren auch die spezielle Spülflüssigkeit zum Einsatz kommt, was bei Lampen nicht von Nöten ist.

    Oxidierte Platinen und Zahnräder bekommen wieder ihre saubere Messingoberfläche, egal ob mattiertes oder glänzendes Material vorliegt.

    Selten ist ein Nachpolieren über Leder erforderlich.


    Zumindest im Uhrenbereich wäre Rohrreiniger kontraproduktiv und schädlich.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Ich setze seit vielen Jahren Elma Reinigungsprodukte zum Reinigen von Groß - und Kleinuhren ein, mit Ultraschall [...]

    Das ist gut, dann kann ich Dich ja fragen: Schonmal den A2 für Messing und den A5 für die Prallteller ausprobiert?


    Ich hab das Problem dass, Prallteller und Bodenzentrierung gerade bei den BW-Maxen noch zu viel Handarbeit bei der Reinigung benötigen.


    Irgendeine Idee dazu?


    Bernd

  • Hi


    "Ich hab das Problem dass, Prallteller und Bodenzentrierung gerade bei den BW-Maxen noch zu viel Handarbeit bei der Reinigung benötigen. Irgendeine Idee dazu?"


    Hmmm?

    bei BW-Maxen

    - in Seifenlauge einlegen ( Vollwaschmittel ) und abreiben

    - Zahnbürste und Zahnpasta ( wenns denn sein muß ) / abspülen


    ..und gut is


    --> is 'ne Bw-Maxe und kein "Picasso"



    gruß

  • --> is 'ne Bw-Maxe und kein "Picasso"

    Danke für die kollegiale Erdung und Beistand - Du hast ja vollkommen recht, eine Maxe darf schmutzig sein weil sie sowieso versifft.


    "Eine Orgie muss schmutzig sein".


  • Das ist gut, dann kann ich Dich ja fragen: Schonmal den A2 für Messing und den A5 für die Prallteller ausprobiert?

    ...

    Da ich keine einzige Petromax besitze muß ich da passen.

    Diese Teile sind mir seit meiner Bundeswehrzeit vor Jahrzehnten über, und ich werde mir sicher keine anschaffen.

    Aber in der Regel habe ich die Erfahrung mit diesen Reinigungsflüssigkeiten gemacht das nicht nur Messing damit sauber wird.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...