Bericht und Fragen zur Instandsetzung einer BW Petromax 1962

  • Sodele, nachdem ich meine "gefallene" HK 500 wieder an den Start gebracht habe, sind noch 3 weitere HK 500 (Orginal oder Nachbau) jüngeren Datums recht problemlos restauriert worden so dass sie abends die Terasse wärmen können.


    Aktuelles Projekt ist eine Bundeswehr-Maxe von 1962 (lt Typenschild), für kleines Geld in der Bucht geschossen.


    Leider hat der Vorbesitzer nach dem letzten Test ca. 10 Jahre vorher vergessen, das Petroleum abzulassen.


    Entsprechend brutal musste erstmal gereinigt werden: 2x Natronlauge bei 70 Grad Celsius im Ultraschallreiniger (grosse Industrieausführung), 2x desgleichen mit jeweils 4 Spülmaschinentabs und dann 2 Spülgänge mit Universalreiniger - natürlich die Endprodukte ordnungsgemäss neutralisiert der Entsorgung übergeben.


    Das mattierte ("Der Feind darf uns nicht sehen") Material ist natürlich sch**sse zu reinigen, deshalb habe ich die meissten Teile "as is" gelassen (sehen früher oder später eh wieder so aus) oder mit einer Polierwabbel bearbeitet.


    Mir ist dabei aufgefallen, dass Bleidichtungen wirklich "fliessen": Obwohl die Verschraubung brutal angezogen wurde, ist das nach paar Minuten wieder locker. Deshalb habe ich mir einen Spickzettel an die Wand gehängt, dass die Bleidichtungen erstmal einen Tag im Warmen verbringen müssen um dann entgültig verschraubt zu werden (gerade bei der Fusseinheit ist da noch locker eine Drehung drin, genauso wie beim Rapid-Starter).


    Beim Manometer rentierte es sich, die Dichtung beidseitig mit Silikonfett (hab ich hier für die Espressomaschine auf Vorrrat) zu befingern - zum einen pflegt es den Gummi und zum anderen dichtet es dann schon ab, wenn das Ablesegerät in der "richtigen" Stellung ist.


    Die Feststellschraube und zugehöriges Blech können bei der Wartung ärgerlich werden: Um entsprechenden Halt zu bekommen schraubt der Anwender viel zu fest und haut sich eine Delle ins Mischrohr. Abhilfe: Schraube und das krumme Blech ausbauen. An der Schraube vorne den Dorn um die Hälfte kürzen (Feile oder Schleifstein), das krumme Blech ggf. etwas weiter nach innen biegen. Etwas Kupferpaste auf Schraube und die Führung auftragen (geht ganz gut mit Wattestäbchen).


    Die Mischdüse habe ich gewohnheitsmässig (Tip kam von hier) am Schraubrand etwas Plan geschliffen und via 2.5mm Bohrung ein Gewinde für eine Madenschraube verpasst und recht weit unten festgezogen - man hat damit mehr Reserve für den Luftspalt am Vergaser weil die Einheit nicht mehr ganz nach oben ans Mischrohr gedreht werden muss ohne gleich Auspuffkitt verwenden zu müssen.


    Vergaserdüse: Die "neuen" HK 500 Düsen scheinen ein anderes Gewinde zu haben, also musste ich die alte weiterverwenden.


    Meine Erfahrung dazu: Mit dem Dremel, Polierfilz, Unipol "Schwarz" oben säubern, plan machen und dann beim "Spritztest" (kalte Maxe sollte aus der Düse senkrekt Petroleum sprühen) solange mit vorgenanntem Werkzeug konträr polieren) bis der Strahl senkrecht geht.


    Der Drucktest (aufpumpen und ins Wasserbad) war negativ: oben wo der Prallteller eingeschraubt wird, blubbert es leise heraus (und auch am Pumpenventil, das lässt sich schnell mit einem Schraubendreher ausbauen und mit dem Ende eines Schweissdrahts wieder einfädeln). Die Stelle oben hab ich banal mit Zinkfarbe eingeschmiert und abgedichtet, das hält Erfahrungsgemäss auf dem Alu (?) der Bundeswehr-Ausführung ganz gut.


    Der Rapidbrenner zickte auch, irgendwie wollte die Düse über der Düse nicht dichten und das Gummi war auch Marode (dabei gelernt: Gummies ausbauen ehe man mit den oben beschriebenen Mitteln ins Utraschallbad geht). Eine Kur im hier manchmal geschmähten Silikonfett hat es (vermutlich erstmal) gerichtet).


    Den oberen Ventilsitz des Rapids habe ich vorsichtig mit etwas Silikonfettt eingeschmiert und aufgeschraubt, danach war das marode Material erstmal dicht ohne dass ich mit Gewalt zudrehen musste.


    Probelauf steht noch an weil ich nochmal warten möchte, wie weit die Bleidichtungen nachgeben.


    Fragen zum Projekt:


    1) Gibt es Unterschiede über die Jahre an der Vergaserdüse und wie bekomme ich bekomme ich eine Düse "neu" in Kopfteil "alt"?


    2) Das alte Fußventil vom Vergaser hat noch eine Gummidichtung ohne Mittelstift, eine neue mit Mittelstilft dichtetet aber nicht. Gibt es da Erfahrungen? Ich vermute mal, dass man die alten Füsse nur ordentlich Planschleifen und den Rand etwas spitzer drehen muss damit das passt.


    Bernd

  • Fangen wir mal oben an der Lampe an: Das Klemmstück gibt leider etwas nach, wenn es warm wird, dadurch rutscht das Mischrohr ein Stück runter und die Lampe brennt zu fett. Such mal nach Mischrohrklemme.

    Die Düse vom Vergaser dichtet normalerweise mit der Fläche am Bund zum Vergaser hin. Ist der Vergaser oben beschädigt, wird es auch nicht dicht. Die Dichtflächen sollten parallel und plan sein. Man kann aber die Düse im warmen Zustand nachziehen, dann sollte es dicht werden.

    Der Tank der 829B ist matt vernickelt, am mittigen Gewinde widrd der Zentrierboden angeschraubt. Wenn es da blubbert, ist sollte man die Mutter tunlichst wieder festlöten, da hängt mehr oder weniger die komplette Lampe dran, wenn man sie am Bügel nimmt. Ich denke, Farbe kann die Kräfte nicht aufnehmen.

    Die Düse vom Rapid dichtet über die Dichtfläche innen gegen den Anschlusskörper an der halbrunden Dichtfläche. Ist die vermackt, wird nix dicht. Man kann aber auch hier mit etwas mehr sanfter Gewalt und gutem Werkzeug nachhelfen.

    Zu deinen Bleidichtungen, die sollten sich richtig ins Gewinde mit reinziehen. Auch hier gilt: keine (sanfte!) Gewalt, keine Lösung.

    Beim Fußventil kann es sein, daß die Einstellung der unteren Vergaserstange nicht zum neuen Ventilkörper passt. Man kann aber auch den alten Ventilkörper wiederverwenden, indem man das alte Gummi rauspult und ein passendes Stück aus einem 3mm benzinfesten O-Ring schneidet und dort einsetzt.

    Gruß, Markus.

  • Mir ist dabei aufgefallen, dass Bleidichtungen wirklich "fliessen": Obwohl die Verschraubung brutal angezogen wurde, ist das nach paar Minuten wieder locker. Deshalb habe ich mir einen Spickzettel an die Wand gehängt, dass die Bleidichtungen erstmal einen Tag im Warmen verbringen müssen um dann entgültig verschraubt zu werden (gerade bei der Fusseinheit ist da noch locker eine Drehung drin, genauso wie beim Rapid-Starter).

    Ich mache das immer so, daß ich das Vergaserunterteil erst mal ohne Dichtung reinschraube und die Anzahl der möglichen Umdrehungen bis zur Endposition mitzähle. Genau so viele Umdrehungen schraube ich das Vergaserunterteil nachher rein. Das sitzt dann dauerhaft fest und lockert sich auch nicht mehr. Ja, man muß beim Anziehen dem Blei Zeit zum "Fließen" geben und braucht auch etwas Kraft. Das habe ich, so meine ich, auch hier schon mal so oder so ähnlich gelesen.

    Entsprechend benötigt auch der Rapid-Anschlußkörper ebenso etwas "Schmackes" beim Anziehen.

    Trotzdem immer drandenken: nach "fest" kommt "ab" ;-)

    Wichtig ist am Ende, daß man bei weiteren Montage- und Ausrichtarbeiten (z.B. Stellung der Vergaserwendel, oder Stellung des Rapid-Kipphebel) nicht versehentlich links dreht (auch nicht ein klitzekleines Stück), dann ist die Dichtigkeit natürlich hin und wenigstens beim Vergaserunterteil eine neue Dichtung fällig.

  • 1) Gibt es Unterschiede über die Jahre an der Vergaserdüse und wie bekomme ich bekomme ich eine Düse "neu" in Kopfteil "alt"?

    Ich hatte das auch schon, allerdings nur in der Form, daß sich die neue Düse dennoch - aber eben mit ganz sanftem Mehraufwand an Kraft - eindrehen ließ. Allerdings ist mir das auch schon bei "alten" NOS-Düsen aufgefallen.

    Meiner Meinung nach kommen da zwei Ursachen in Betracht:

    - die "neuen" Gewinde sind zum Teil sehr unsauber geschnitten

    - das Gewinde des Vergaseroberteils wurde durch zu festes Anziehen schon derart deformiert/gelängt, das neue Teile nur schwergängig dazu passen


    Grüße - Steven

  • Den Tip mit der Kernseifenpaste kennt ihr nicht?

    Funktioniert bestens und hat auch eine Dichtwirkung wenn sie verascht ist.

    Damit kann man das Längen der Gewinde beim festziehen reduzieren/verhindern.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

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  • ... Such mal nach Mischrohrklemme ...

    Hallo Markus,

    Danke für die Inspiration ... Du hast mich neugierig gemacht und ich habe mich mal auf die Pirsch begeben … aber konnte zunächst nichts finden. Eine bessere Trefferquote kann man mit den Begriffen "Mischrohrklammer", "Druckstück" oder "Büroklammer" erzielen.

    Grüße - Steven

  • Den Tip mit der Kernseifenpaste kennt ihr nicht?

    Funktioiniert bestens und hat auch eine Dichtwirkung wenn sie verascht ist.

    Damit kann man das Längen der Gewinde beim festziehen reduzieren/verhindern.

    Hallo Andy,

    ja, guter ergänzender Hinweis!

    Habe ich selber auch schon genutzt; hält die Düse dauerhaft fest bei "moderater" Anzugskraft der selbigen.

    Forensuche nur mit dem Begriff "Kernseife" bringt reichlich Ergebnisse.

    Grüße - Steven

  • Stimmt, "Mischrohrklammer" bringt die Treffer!

    Zur Kernseife, ich klebe damit immer die Tonbrenner ein, funktioniert super!

    Zum ordentlichen Anziehen der Schraubverbindungen, immer mit einem passenden Schlüssel von guter Qualität gegenhalten, wo immer möglich, wäre nicht die erste Verschraubung, die aus einem Tank gerissen wird.....

    Gruß, Markus.

  • Hallo Forum!


    Beim Fußventil kann es sein, daß die Einstellung der unteren Vergaserstange nicht zum neuen Ventilkörper passt. Man kann aber auch den alten Ventilkörper wiederverwenden, indem man das alte Gummi rauspult und ein passendes Stück aus einem 3mm benzinfesten O-Ring schneidet und dort einsetzt.

    Der Durchmesser der Vergaserfußdichtung beträgt nach meiner Erfahrung 5 mm.

    Ich meine, das trifft auch auf die Vollgummivariante zu.



    Alles Gute!


    Ramses226.

  • Der Tank der 829B ist matt vernickelt, am mittigen Gewinde widrd der Zentrierboden angeschraubt. Wenn es da blubbert, ist sollte man die Mutter tunlichst wieder festlöten, da hängt mehr oder weniger die komplette Lampe dran, wenn man sie am Bügel nimmt. Ich denke, Farbe kann die Kräfte nicht aufnehmen.

    Dann hab ich irgendeine andere 829B.... Da ist oben keine Mutter sondern es wurde eine dünne Röhre aus dem Tank gezogen die anscheinend ein Innengewinde hat in die ein kleines Rohr gedreht wurde was unten ein Aussen- und oben ein Innengewinde für die Schraube hat.


    Kann sein, dass das Röhrchen recht lang ist und im Tank eine Kontermutter hat - bin jetzt aber zu faul in die Werkstatt zu gehen und mit dem Endoskop nachzusehen.


    Das "geblubbere" waren beim Dichtigkeitstest nur paar kleine Luftperlen, aber Du hast natürlich vollkommen Recht: wenn alles an dieser kleinen Schraube hängt, sollte man das nicht mit Farbe abdichten sondern gleich richtig machen.


    Ist der Tank unter der Vernickelung auch Messing? Dann schleif ich das ab und Löte einen kleinen Ring drum.


    Hat jemand einen Tip, wie man einen Maxentank schnell und sicher ohne gleich ein Entsorgungsproblem zu haben von Petroleum befreit damit beim Hartlöten nichts passiert?


    Bernd

  • Ich hatte das auch schon, allerdings nur in der Form, daß sich die neue Düse dennoch - aber eben mit ganz sanftem Mehraufwand an Kraft - eindrehen ließ. Allerdings ist mir das auch schon bei "alten" NOS-Düsen aufgefallen.

    Dann werde ich mal die Gewindesteigungen genauer anschauen bzw. messen, danke für den Hinweis!


    Bernd

  • Danke für die Inspiration ... Du hast mich neugierig gemacht und ich habe mich mal auf die Pirsch begeben … aber konnte zunächst nichts finden. Eine bessere Trefferquote kann man mit den Begriffen "Mischrohrklammer", "Druckstück" oder "Büroklammer" erzielen.

    Danke für den Hinweis.


    Ist auch eine Lösung des Problems, allerdings halte ich "mein" Verfahren mit Kürzen des Schraubendorns und nachbiegen des Blechs für einfacher - 2x HK 500 haben nach 2h x 4monate x 30 tage keine Probleme mehr mit Mischrohrrutschen.


    Eigener Verbesserungsvorschlag: in Kanten des Halteblechs sehr kleine Zähnchen einfeilen im gleichmässigen Abstand, dann hat man irgendwann ein Raster auf dem Mischrohr.


    Bernd

  • im Tank steckt noch ein Joch, in welchem die " Mutter eingesetzt ist. Zum Löten, ich würde den Tank mit Wasser füllen, soweit das unter der Mutter nur eine kleinere Luftblase steht und dann weich verlöten. Ist original auch nur weich gelötet, sollte also halten. Dann den Tank mit Spiritus auswaschen und trocknen.

    Gruß, Markus.

  • Zum Löten, ich würde den Tank mit Wasser füllen, soweit das unter der Mutter nur eine kleinere Luftblase steht und dann weich verlöten.

    Wie bekomme ich den Tank am schnellsten vom Restpetroleum befreit ohne grossartig Sondermüll zu produzieren? Reinigungsbenzin und das dann im Sommer abfackeln?


    Bernd

  • Kannst du so machen, das Reinigungsbenzin kannst du dann mit dem Petroleum zusammen verheizen, halt immer ein wenig zufüttern. Sicherheitshalber sollten aber benzinfeste Dichtungen verbaut sein.

    Gruß, Markus.

  • Wie bekomme ich den Tank am schnellsten vom Restpetroleum befreit ohne grossartig Sondermüll zu produzieren? Reinigungsbenzin und das dann im Sommer abfackeln?

    Ich mache das mit möglichst hochprozentigem Brennspiritus.


    Wenn ein Tank ganz arg verschmutzt ist, bekomme ich das lipophile Petroleum damit aus dem Tank und kann dann mit Wasser spülen.

    Um das Wasser aus dem Tank zu bekommen, nehme ich wieder Brennspiritus, kann dann wieder Petroleum einfüllen.

    Allerdings sorge ich vorher dafür, daß der Spiritus möglichst aus dem Tank verschwindet.

    Mit Wasser vermischt bindet der nämlich das Petroleum nicht besonders gut.

  • Upps... Wusste gar nicht, dass sich Ethanol und Alkane mischen - man lernt nie aus.

    Das wird auch oft infrage gestellt!

    Daß sich Benzin und Alkohol mischen lassen, ist relativ bekannt.

    Aber Alkohol ist eben deshalb ein Fettlöser, weil er sich mit Kohlenwasserstoffen mischen lässt.


    Einfach mal ausprobieren!

    Mischt man 94 %igen Brennspiritus mit Grillkohlenanzünder, dann ist die entstandene Flüssigkeit zuerst trübe, sie entmischt sich aber nicht, sondern wird dann klar.

    Nur entmischt sich das Ganze, wenn Wasser dazugetan wird. Deshalb nur möglichst hochprozentigen Alkohol verwenden!


    Das Witzige ist aber, daß sich höherwertige Alkohole zwar mit Kohlenwasserstoffen mischen lassen, aber immer schwerer mit Wasser!

  • Hi


    "Das Witzige ist aber, daß sich höherwertige Alkohole zwar mit Kohlenwasserstoffen mischen lassen,

    aber immer schwerer mit Wasser!"


    Naja

    Je länger ein Kohlenwasserstoff mit ' nem -OH dran ( Alkokol ) wird

    desto geringer wirkt das -OH und desto mehr die -CH2- Bauteile


    Gruß