P.-L.-M. Laterne

  • Diese Laterne stach mir sofort ins Auge wegen der außergewöhnlichen Anordnung der Blendgläser.

    Sie geht laut PLM - Wicki auf einen Entwurf von 1880 zurück.

    Dazu muß man bemerken das die französische Privatbahn PLM von 1857 - 1934 exestierte und dann in die 1938 gegründete Staatsbahn SNCF überging.

    Gebaut wurde die Lampe von Gillet Forest & Cie. in Paris.

    In einem Katalog von Gillet Forest von 1921 ist die Lampe unter der Bezeichnung "Type PLM" mit der Nr. 319 abgebildet, und soll sich um eine Mechanikerlampe handeln.

    Wann genau die Laterne entstanden ist konnte ich noch nicht herausfinden.

    Wegen der vorklappbaren Farbgläser Rot und Blau ordne ich sie selber als Schaffner - oder Zugführerlaterne ein.

    Ich habe französische Zuglampen gesehen die über blaue Steckgläser verfügen, habe aber auch bei der gleichen Laterne im Net neben den roten Gläsern grüne Gläser gesehen, wie wir sie von den Karbid - Einheitslaternen her kennen. Ob bei meiner Laterne das blaue Glas original vorhanden ist habe ich noch nicht herausfinden können.


    Die Laterne besteht im Korpus aus stärkerem Weißblech, und Dach und Kamin bestehen aus Kupfer. Die Scharniere und die Rahmen der farbigen Gläser bestehen aus Messing, wie auch der Kamindeckel und der Bügel.

    Zum Reinigen lassen sich Dach und Kamindeckel abklappen.

    Sonstige Details kann man den Bildern und der Rißzeichnung entnehmen.









    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • :done:


    Was Du immer findest ...!


    ... und wie immer: super-schön fotografiert!

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Weiß eigentlich jemand -speziell unter den Eisenbahnfreunden-, wozu das blaue Glas benötigt wurde?

    Selbst in der BW Einheitslaterne , eigentlich für Beiboote (Pinasse?) eingesetzt, gibt es eine blaue Vorsatzscheibe.

    Hat das mit Luftschutzmaßnahmen (habe einige Batterietaschenlampen aus der Zeit WK2 mit Blaufilter) oder Blendungsfreiheit im Betrieb zu tun oder welche Bedeutung speziell bei der Eisenbahn hatte das Blaulicht?

    Es wird u.a. behauptet dass Blut im blauen Licht schwarz erscheint und damit den besten Kontrast hat.

    Das ist wohl eher was für Jäger denn für Bahnpersonal. Auch die beste Durchdringtiefe/Reichweite in Wasser kanns nicht sein.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • :done:


    Was Du immer findest ...!


    ... und wie immer: super-schön fotografiert!

    Danke, ich halte immer Ausschau nach Lampen mit technischen Besonderheiten die ich interessant finde.


    @ Netzwerk

    Ich habe mal eine Anfrage an verschiedene Fachleute für das Eisenbahnwesen gestartet. Mal sehen was dabei herauskommt.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo

    Zur blauen Scheibe: In meiner NVA-Zeit bei einer Transportkompanie war bei Bahnverladungen das Blaue Licht vorgeschrieben, damit die Eisenbahner nicht durch unsere Signalen behindert oder verwirrt wurden. Da unsere Oberen aber Angst um die schönen LKWs hatten, haben wir sowas nur am Tage geübt 😂
    Und solche Anweisungen waren garantiert von unseren Vorgänger-Armeen abgeschrieben ...

    Gruß Andreas

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Danke für den Hinweis Andreas.

    Bis jetzt hat noch keiner auf meine Anfrage geantwortet.


    Ich habe mal das blaue Glas vor die Flamme geschwenkt und festgestellt das kein wirkliches blaues Licht entsteht, sondern das Glas wie ein fotografischer Blaufilter wirkt, der die rötlich gelbe Flamme in fast weißes Licht verwandelt, aber natürlich dabei Helligkeit nimmt.

    Macht die Fragestellung nach dem Sinn dieses Glases nicht leichter.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Moin Rolf,


    wenn ich das Eisenbahnsignalbuch richtig erinnere gab es für blaue Gläser nur eine einzige zudem auch regional begrenzte Anwendung:

    Beim bayrischen „Ruhe-Haltsignal“!


    Im Gegensatz zu allen anderen Länderbahnen hatte dieses bayrische Formsignal neben den Stellungen

    HP0 (Halt), Flügel wagerecht, rotes Licht und

    HP1 (Fahrt), Flügel schräg hoch, grünes Licht zusätzlich noch

    HPRu (Signal in Ruhe, Kein Fahrbetrieb auf dem Gleis, Rangierfahrten erlaubt), Flügel senkrecht nach unten, *blaues* Licht.


    Diese Besonderheit hat es von der königlich bayrischen Staatsbahn über die DRG bis zu Deutschen Bundesbahn geschafft und wurde 1975 gestrichen. Ich erinnere noch Bahnhöfe, in denen diese Signale standen, allerdings wurde die Signalstellung RU nicht mehr verwendet und das entsprechende Glas war entnommen ...


    So weit meine getrübten Erinnerungen 🧐


    Hoffe, geholfen zu haben

    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hi Christian,


    da ist mal ein nachvollziehbarer Hinweis, auch wenn's wohl lediglich regional begrenzt ist.

    Von der Nicht-Verwechslungsmöglichkeit mit den sonst gängigen Signalfarben rot, grün (und orange) habe ich auch was gelesen.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Hallo Christian,


    danke für deine ausführliche Info mit interessantem Hintergrund.

    Ja, es gab auch in Frankreich blaues Signallicht. Gesehen habe ich mittlerweile eine Weichenlaterne Typ PLM von 1910, auch mit diesem charakteristischen Dach und Kamin, wohl aus der gleichen Werkstatt, ausgestattet auch mit Scheiben Rot/Blau, wobei da die blaue Scheibe dunkler ist als bei meiner Laterne, und wirklich blaues Licht abgibt.

    Ich vermute langsam das bei mir die blaue Scheibe nicht mehr original ist, will aber die Antworten auf meine Anfragen abwarten.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • ...

    Gebaut wurde die Lampe von Gillet Forest & Cie. in Paris.

    In einem Katalog von Gillet Forest von 1921 ist die Lampe unter der Bezeichnung "Type PLM" mit der Nr. 319 abgebildet, und soll sich um eine Mechanikerlampe handeln.

    ...

    Der Markus (markes) machte mich darauf aufmerksam das der Katalog von 1908 stammt (siehe nachfolgendes Foto).

    Von hier aus mein Dank für alle Informationen!


    Zwei französische Kenner der Privatbahn PLM haben meine Anfrage beantwortet, unabhängig von einander, das es bei der Lampe nie blaues Glas gegeben habe, sondern die übliche Farbkombination Rot/Grün.

    Daraufhin habe ich eine Makroaufnahme der beiden Glaskanten gemacht, die zeigt das dieses blaue Glas (rechts) stärker ist als auf der linken Seite das rote Glas, und dieses starke Glas mit Gewalt in den Rahmen gedrückt wurde, wodurch auch die Rahmenverlötung gesprengt wurde.

    Zudem sieht man an den Kanten das es sich um neueres Glas handelt, ohne die erkennbare Verwitterung der Kante beim roten Glas.

    Jetzt muß ich also mal schauen wo man ein passendes grünes Glas im richtigen Farbton in den Maßen 90 X 115 mm her bekommt.


    Mit einer Tankfüllung leuchtet die Laterne übrigens rund 20 Stunden.




    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...