Handlaterne Georg Müller um 1900

  • Als neunte Laterne mit Facettgläsern ging eine kleine Handlaterne mit den Maßen 14 X 7 X 5 cm ins Netz.

    Eine DRGM - Prägung auf dem Hut mit der Nr. 109232, und eine DRGM - Prägung unterhalb der Frontscheibe mit der Nr. 126157 weisen nach den Unterlagen von Jörg (stonewasher) auf den Berliner Hersteller Georg Müller hin.

    Die beiden Gebrauchsmusterschutze beziehen sich auf die genietete Befestigung für den Handgriff und die Befestigung der Scheiben.

    Die Falze sind nicht gelötet, sondern gesteckt, und oben ist ein geschraubter Winkel angebracht, der es ermöglicht die Scheiben zu wechseln.

    Auf dem eingeschobenen Bassin sitzt ein 5''' Ölbrenner von J.C. Giessing aus Nürnberg, wie die Mondsichel mit Sternen auf dem DSR ausweisen.

    Die Laterne läßt sich mit normalen Petroleum betreiben.

    Über einen Hebel auf der Rückseite läßt sich der Reflektor nach oben schieben und gibt damit ein Loch frei durch das der Brenner angezündet werden kann.

    Da die Patina bei der Reinigung der Scheiben zum großen Teil verschwunden ist, wird das wohl der erste Fall für ein elektrochemisches Reinigungsbad werden.


    Ich ordne die Lampe einfach mal als Schaffnerlaterne ein, nach einem Hinweis des Verkäufers, das sie der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF gedient haben soll.








    Gruß Rolf


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  • Rolf G. (✝)

    Hat den Titel des Themas von „Handlaterne Georg Müller“ zu „Handlaterne Georg Müller um 1900“ geändert.
  • An dieser Stelle ein Bild meiner kleinen Sammlung von Handlaternen mit Facettgläsern.

    Es fehlt die Karbid - Schaffnerlaterne von Sartorius, die nicht mehr ins Bild paßte.



    Gruß Rolf


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  • Wieder eine schöne Laterne. Die Facettengläser sind einfach klasse. Bei dieser auch noch die Seitengläser, klasse. Die sind ja schon recht selten inzwischen. Bei meinen bislang 4 Handlaternen hatte leider nur die allererste eine. Auch nur die Frontscheibe. Bekomme immer mehr gefallen daran. :-)

    Bernd

  • Hallo Rolf,

    absolut klasse das Lämpchen.:)

    Wie der Bernd schon gesagt hat, die Scheiben

    machen richtig was her. Und natürlich auch die

    Präsentation mit dem Glaskasten. :foto:


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Hallo Bernd und Marcus,


    ja, diese Facettglaslaternen werden immer seltener angeboten, und oft sind die Gläser defekt.

    Hier bei der Georg Müller Laterne sind die Gläser fast neuwertig.


    Marcus, der Glaskasten aus der Epoche I in H0 paßte als "Beiwerk".

    Gruß Rolf


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  • Ich hatte nicht sonderlich Erfolg mit der elektrochemischen Behandlung bei einer vergleichbaren Laterne. Der Kastenaufbau schattet viel ab, das elektrochemische Feld ist sehr ungleichmäßig und das Ergebnis entsprechend uneinheitlich. Natürlich haengt das auch wesentlich vom Aufbau des Systems ab. Ich bin dann eher zu einem rein chemischen Bad gewechselt, da ist die Wirkung gleichmaessiger.


    Gefällt mir sehr gut das Teil! Schöne Kontruktionsdetails.


    Die Tschechen müßten doch solche Gläser noch problemlos fertigen können, wenn ich mir die Kronleuchter da immer so ansehe :-)

  • Na ja, ich werde es ausprobieren mit der elektrochemischen Reinigung.

    Durch galvanische Versuche habe ich schonmal durch Umpolung Nickel entfernt. Man muß dabei nur aufpassen die Stromstärke niedrig zu halten, weil ansonsten die Oberfläche narbig rau wird.

    Klappt es mit der elektrochemischen Reinigung nicht kann ich immer noch auf reine Chemie setzen.


    Bin gerade zu einer für mich neuen Erkenntnis in Richtung Flackern der Flamme gekommen.

    Offensichtlich erhitzen sich diese kleinen Tanks so stark, das Petroleum vergast.

    Beim vorliegenden Brenner hatte man oben eine Entlastungsbohrung angebracht, unten aber eine kleinere Bohrung direkt neben dem Docht.

    Als Ergebnis steigt das Gas am und im Docht hoch und führt zum starken Flackern der Flamme.

    Deshalb habe ich weiter vom Docht weg eine gleichgroße Bohrung wie an der Oberseite des Brenners angebracht - und siehe da, sofort brannte die Flamme ruhig und steht wie eine Eins.

    Man lernt wohl nie aus.

    Gruß Rolf


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  • Mit dem kleinen Tank leuchtet die Laterne, mit der Flammgröße wie auf dem nachfogenden Foto zu sehen, tatsächlich 10 Stunden. Hätte ich nicht gedacht.



    Gruß Rolf


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  • Gerade die glänzenden Reste der früheren Verzinnung ließen die Oberfläche des Gehäuses sehr scheckig erscheinen.

    Deshalb kam die Laterne nach dem Entfernen der Scheiben in ein elektrochemisches Bad.

    Zu dem Zweck wurde vorher ein 3 kg Eimer mit Zitronensäurepulver geordert.

    Sicher hätte die angesetzte Säure die Verzinnungsreste alleine verschwinden lassen, um das Ganze aber zu beschleunigen habe ich ein Labornetzteil angeschlossen. Anders als beim Entrosten, den Minuspol an die Edelstahlelektroden und den Pluspol an die Laterne. So wurde das Zinn galvanisch abgetragen.

    Eingestellt hatte ich nur 0,5 A bei 6 V um keine Narben an der Blechoberfläche zu bekommen. Nach zwei Stunden war das Zinn verschwunden.

    Anschließend wurden die Laternenteile ausgiebig gespült und zum Schluß mit Stahlwolle 000 poliert und wieder zusammengesetzt.

    Das Blech wird im Laufe der Zeit durch den Luftsauerstoff wieder dunkler werden und neue Patina ansetzen.




    Gruß Rolf


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  • Ich bin von den geschraubten Haltern begeistert!

    Es ist ein Krampf wenn man es mit den gelöteten Blechen zu tun hat, da man die Lampe und Bleche vor dem erneuten Zusammenbau nicht schützen kann. Und danach kommt man schlecht ran und oder schmiert wieder auf die Gläser. Von der Qualität der Neuverlötung oftmals ganz zu schweigen.

    Traurigerweise ist die elektrochemische Entzinnung wesentlich einfacher als die Verzinnung X/......

  • Ja, ich habe vor diesem Georg Müller auch schon symbolisch den Hut gezogen.

    Solche exzellent durchdachte Konstruktionen können mich begeistern.

    Das einzige verlötete Teil an der Lampe ist der Halter für die abklappbaren Handbügel auf der Rückseite.

    Gruß Rolf


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  • Sehr schön. Und früher war es wirklich wertiger. Die abschraubbaren oberen Halterungen für das Glas. Hinterher waren da nur noch Laschen die dann irgendwann natürlich auch abbrachen.

    Bernd

  • Ja, ich habe Glück gehabt die verschraubte Version zu erwischen, denn nach der DRGM - Beschreibung scheint es auch eine vernietete Version gegeben zu haben.

    Auf der anderen Seite blieb meine weltweite Suche nach einem zweiten Exemplar ergebnislos...

    Gruß Rolf


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  • Jetzt hat mich zu meiner Freude doch noch eine Abbildung der Lampe erreicht.

    In einem Katalog von 1913 der Großhandlung J.E. Degner ist sie auf einer Seite mit Handlaternen oben rechts mit der Nr. 97 abgebildet.

    Mein Dank geht an Ralph, der mir den Auszug zugänglich machte.:thumbup::)



    Gruß Rolf


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  • Micha, das sind genau solche Betrachtungen die mir das Sammeln von Antiquitäten so spannend machen, worunter halt auch die Lampen fallen.

    Wie waren die Einkünfte, wie die Lebensumstände der Menschen die in jener Zeit Nutzer der Dinge waren die wir heute zusammentragen.

    Die Vorstellung was so eine Lampe wohl alles in den über hundert Jahren "gesehen" haben mag seit ihrer Herstellung, wenn wir sie anzünden und uns daran erfreuen das sie noch genauso funktioniert wie damals, als sie das erste Mal entzündet wurde.

    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf


    Ich habe jetzt auch so eine Handlaterne fertiggestellt, welche sich mit deiner keinesfalls messen kann.

    Sie war ziemlich verbeult und eingerissen und für die geplatzte Scheibe

    wirds wohl in absehbarer Zeit keinen Ersatz geben ;(




    Der Unterschied zu deinem Lämpchen: auf der Rückseite hat meine auch ne Scheibe, der Griff oben ist von innen angelötet und die Haube ist aus einfachem Schwarzblech. Ansonsten sind die gleichen DRGM-Nummern eingeprägt.

    Im Schieber war auch mal ne Facetten-Scheibe, was man noch gut an den vorhandenen Blechhalterungen sieht.
    Leider ist auf deiner Katalogseite solche Ausführung nicht enthalten. Ich gehe aber erst mal davon aus, dass sie auch in dieser Zeit wie Deine gebaut wurde.


    Jetzt fehlt mir bloß noch ein passender Rübölbrenner ...

    Aber das ist ja in einer anderen Abteilung ;)


    Viele Grüße

    Andreas

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    Gratulation zur Laterne.

    Ist schade das sie in so einem schlechten Zustand ist und irgendwer den Brenner nebst Ring ausgelötet hat.

    Auf jeden Fall ist sie ein Zeugnis ihrer Zeit und erhaltenswert.

    Vielleicht hat ja der Markus noch eine Seite aus dem Katalog wo ein Exemplar mit vier Facettscheiben abgebildet ist.

    Gruß Rolf


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