Schiffskompaß - Lampe

  • Ich hatte etwas überlegt ob ich bei dieser Lampe zuschlagen sollte.

    Es hat sich aber gelohnt.

    Offensichtlich handelt es sich um eine Lampe die zur Beleuchtung der Rosette eines Schiffskompasses gedient hat.

    Große Standkompasse hatten zu diesem Zweck seitlich eine Messinghülse mit einer Öffnung zur Rosette. In diese Hülse wurde die Lampe eingeschoben.

    Leider ist die Lampe nicht gemarkt.

    Mit 30 cm Höhe und 8 cm Durchmesser der Lampe muß der Kompaß schon etwas größer gewesen sein.


    Ein Leckerbissen ist die Brennerkonstruktion mit den drei Dochten, die ich so noch nicht wahrgenommen hatte.

    Durch das Bassin führt eine Röhre, die bei aufgesetzter Dochtscheibe zwischen den drei Dochten steht.

    Am Bassinboden ragt diese Röhre ein Stück hinaus, und wird in ein Loch am Boden des Lampengehäuses gesteckt, wodurch das Bassin mit Brenner in der Lampe fixiert ist.

    Die Flammen der drei Dochte werden durch den Fuftzug dieses Röhrchens zur Mitte des Brenners gezogen.

    Es entstehen helle, vollkommen flackerfreie Flammen.

    Da der Lampenboden wegen der Luftlöcher frei sein muß habe ich sie für die ersten Versuche kurzerhand auf einen alten Serviettenring gestellt.

    Da muß noch eine Aufhängung her, damit die Lampe als Laterne dienen kann.






    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Moin Rolf!


    Ja, aber es sind - gerade in der Großen Bucht - auch sehr viele in Indien gedengelte Nachbauten im Umlauf. So viele alte große Schiffskompasse, wie es Lampen dafür gibt, existieren bestimmt nicht.


    Deine Lüchte oben scheint aber original zu sein.


    Gruß, Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hallo Micha,


    Man bekommt im Laufe etlicher Jahre einen Blick für Originale und kann sie von Nachbauten unterscheiden.

    Indien - Kompasse sind sehr leicht zu erkennen. Es ist legitim das Handwerker in diesem Land mit Nachbauten ihr Geld verdienen.

    Ehrliche Händler nehmen auch nicht mehr als 50/60 € dafür.

    Leider gibt es aber zunehmend mehr Gauner die unwissende Käufer mit hunderten Euro abzocken.


    Die mir vorliegende Lampe ist natürlich echt. Übrigens ganz aus Messing gefertigt und teilweise vernickelt.

    Brenndauer übrigens pro Tankfüllung 9 Stunden.

    Ein passender Originalkompaß dafür würde zwischen 2500 und fast 5000 € kosten.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Moin Rolf,


    eine kleine Ergänzung zu der Kompassgeschichte:


    Weil der Kompasstand vor dem Steuer früher der einzige (ein bisschen, zu Hell hat die Wahrnehmung für die Umgebung behindert) beleuchtete also Licht und (na ja zumindest seelische) Wärme spendende Punkt an Deck war, hat er bei den Fischern und Schiffern in Norddeutschland eine besondere Bedeutung gehabt. Dies schlug sich logischer Weise auch in der Sprache nieder:


    Er wurde „Nachthaus“ genannt.


    Hat eine Weile gedauert, bis ich herausbekommen habe, was der Begriff bedeutet, nachdem ich einmal in einem zeitgenössischen Bericht darüber gestolpert bin. Aber wer einmal die „Hundewache“ an Deck eines kleinen Segelschiffes gefahren hat, kann das gut verstehen ... 😉


    Ich hoffe, Dir macht der kleine Sprachexkurs Freude und wie immer:

    Du hast eine besondere Lampe gefunden und perfekt in Szene gesetzt! 👏🏼👏🏼👏🏼


    Grüße ins Bergische


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo Christian,


    danke für deine zusätzliche Erklärung.:)

    Der Begriff Nachthaus ist mir bekannt und stammt ursprünglich von Schrank ähnelnden Aufbauten vor den Steuerrädern auf den alten Windjammern vergangener Jahrhunderte, worin Kompaß und Lampe, aber auch Utensilien wie z.B. Fernrohre untergebracht waren.

    Der Begriff ist dann für die Messinggehäuse modernerer Kompasse übernommen worden.

    Nachfolgend eine Zeichnung eines größeren Kompasses der Handelsmarine mit hölzernem Unterbau.

    Rechts und links neben dem Kompaßgehäuse sieht man Justiervorrichtungen für den Kompaß.

    In der Regel verschiebbare Weicheisenkugeln, die eine Ablenkung der Kompaßrosette durch an Bord befindliches Metall ausglichen.


    Wichtig war eine ruhige, flackerfreie Beleuchtung der Rosette, denn flackerndes Licht konnte für den Rudergänger ziemlich nervend sein.

    Bei meiner Laterne hat man das durch die Brennerkonstruktion hervorragend gelöst.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Bernd, ich bin ja immer auf der Suche nach Lampen mit interessanten Konstruktionen.

    Deshalb fiel mir der 3 Docht Brenner sofort auf.


    Eine Fummelei ist es alle drei Dochte in die gleiche Höhe zu bringen.

    Dafür haben die Dochtrohre längliche Aussparungen um eine Nadel ansetzen zu können, die sicher ursprünglich dabei war, ähnlich wie bei dem Öl - Bergmannsgeleucht.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Weil man ja immer noch dazu lernt hänge ich eine Ergänzung an.


    Bei dem Brenner mit den drei Dochtrohren handelt es sich eindeutig um einen dreiflammigen Walölbrenner, der bei diesen Kompaßlampen auf Segelschiffen auch Sinn macht.

    Denn diese Lampen steckten in den Kompaßgehäusen, die vor dem Steuerrad in den sogenannten Nachthäusern den ganzjährigen Wetterverhältnissen ausgesetzt waren, und bei winterlichen Temperaturen verdickte das Walöl.

    Um dem entgegen zu wirken haben alle Walölbrenner längere Dochtrohre die nach unten in den Tank ragen, sich durch die Flamme erhitzen und das Walöl erwärmen, das so auch bei Temperaturen unter 0°C dünnflüssig bleibt.


    Damit stammt diese Kompaßlampe aus einer Zeit des 19. Jahrhunderts wo Walöllicht alltäglich war und Petroleum als Brennstoff noch nicht zur Verfügung stand.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf,


    der Beispielkompass vom 08. Oktober 2019 hat aber eine deutlich modernere Lampe - der Luftzug läßt sich über die Kappe welche auf einem Gewinde sitzt einstellen (simpel Drehen!) und der Brenner ist ein Keramik-Freibrenner.



    Hier noch der Brenner:



    die Dinger waren auf jedem Fischkutter zu finden - nicht nur auf größeren Segelschiffen.


    Passt gut zum Walker-Schlepplog :prost:


    Gruß Rüdiger

  • Ja, das Bild 2019 diente auch nur dem Verständnis wie die übliche Kompassbeleuchtung aussah.

    Dieser Lampentyp fand sich in kleinerer Ausführung in transportabler Form als sogenannter Binnacle Boat Compass in Rettungsbooten.

    Größer, eingebaut in Nachthäuser, benutzte man sie allerdings mehr auf den großen Windjammern.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Moin Rolf,


    in den 80ern hatte noch jeder angejahrte "KüMo" (Küstenmotorschiff) ein Kompasshäuschen mit den allseits bekannten Kompensationskugeln - da steckte meist nur eine Kompassbeleuchtung drin - natürlich elektrisch. Als Reserve hatte man stets die Petroleumvariante mitzuführen - die war dann irgendwo unauffindbar. Also war's sinnvoll selbst so ein Teil dabei zu haben denn die extra sehr schwachen elektrischen Lämpchen sind gerne ausgefallen. Fischkutter hatten die gleichen Kompasshäuschen mit gewöhnlich nur einer Beleuchtung. Im Küstennahen Verkehr sind natürlich auch viele umgebaute ehemalige Segler unterwegs gewesen - mit den schönen Ein- oder Zweizylinderglühkopfmotoren mit Druckluftanlasser - teilweise auch mit Knallpatronen (natürlich Zweitakter die umsteuerbar waren).


    Falls jemand sowas neu kaufen möchte: "Toplicht" in Hamburg hat (fast) alles was das Herz eines Schiffers höher schlagen lässt. Ist aber recht teuer.


    Ach ja - meine Mutter ist Schiffsfunkerin... Natürlich längst im Ruhestand - sie ist auch nur gelegentlich gefahren. Daher habe ich das Lämpchen.


    Gruß Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,


    wie dem auch sei, ich habe übrigens bei Fischkuttern bisher nur die Variante gesehen mit Kompaß vor dem Steuerrad im Ruderhaus, gehört meine vorliegende Lampe mit diesem Walölbrenner nach meiner Recherche zu einer Kompaßgröße wie sie nur auf den größeren Segelschiffen wie Zweimast - Gaffelseglern oder Dreimastern üblich war, versehen mit zwei Lampen, eingebaut in Nachthäusern wie auf der Zeichnung weiter oben.

    Üblicherweise hatte man einen zweiten Lampensatz, der nach dem Auswechseln von einem Matrosen sofort neu befüllt wurde und dann spätestens nach dem zweiten Wachwechsel wieder in die Lampenschächte am Kompaß eingesetzt wurden. Dabei wurde dieser Lampentyp noch extra gegen schwere See am Kompaß gesichert, wovon die drei aufgenieteten Nasen am Kamin zeugen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

    Einmal editiert, zuletzt von Rolf G. (✝) ()

  • Hallo Rolf,


    vielleicht haben wir aneinander vorbeigeschrieben: deine tolle Waltranlampe gehört paarig in das oft komplett hölzerne Kompasshaus eines Windjammers. Und ist megaselten!


    Dein erstes Beispielbild ist so ein kleines Kompasshäuschen wie es auch Schlepper bis vor kurzem hatten - da gehört so eine primitive Lampe rein wie ich sie ergänzend drangehängt habe. Das ist Massenware. Aber durchaus noch anzutreffen - Museumshafen Kopenhagen und auch Övelgönne. Dort liegt aber gar keine Passat, Rickmer-Rickmers oder das Groschengrab der deutschen Marine. Die kleinen Kompassbehausungen kann man sogar noch frisch bestellen.


    Gruß Rüdiger

  • Hallo Rolf,


    vielleicht haben wir aneinander vorbeigeschrieben: deine tolle Waltranlampe gehört paarig in das oft komplett hölzerne Kompasshaus eines Windjammers. Und ist megaselten!

    ...

    Ja genau.

    Lassen wir´s dabei, ohne es mit weiterem, vorhandenem Bildmaterial auszuweiten.

    Kann man sich auf diversen Seiten im Internet anschauen, und die einfacheren Lampen mitsamt der kleinen Kompaßgehäuse findet man wie oben erwähnt in der großen Bucht als indische Nachbauten.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo,

    wieder mal ein sehr interessantes Thema :done:


    Der erste kleine "Mitralleusen-Brenner" mit Zentral-Luftzug sozusagen ;)



    MfG

    Magnus

    Meine Galerie

    Grünspan, schwarze Finger, heisses Lötzinn :hail:

    (Früher Pyromane, heute brennt und glüht alles mit Verstand...)