(Bild-) Beitrag zum galvanischen Entrosten

  • Hallo liebes Forum,


    gerne möchte ich Euch meine Erfahrungen zum galvanischen Entrosten mitteilen.

    Inzwischen habe ich eine Handvoll stark verrostete Laternen von Rost befreien können.

    All die von mir behandelten Lampen waren nicht lackiert.


    So bin ich vorgegangen:

    Glas entfernen, mit warmen Wasser und Glasreiniger reinigen

    Die Lampen von Schmutz befreien. Dazu stelle ich die Lampen unter die Dusche, nutze Spülbürste und Neutralseife.

    Danach nehme ich die Lampe auseinander und entferne den restlichen Schmutz der einzelnen Teile mit einer alten Zahnbürste unter Wasser.


    Mein Entrosterbad besteht aus einer Kunststoffbox (ca. 40 Liter Fassungsvermögen). In diesem sind zwei Farbabrollsiebe aus Metall (Baumarkt, ca. 2,-€) eingehängt. Dieses sind die Anoden (Pluspol).

    Damit es im Bad nicht zu einem versehentlichen Kurzschluss zwischen Anoden und Lampe kommt, hängt vor den Anoden jeweils ein Farbabrollsieb aus Kunststoff.


    Ich Nutze ein regelbares Netzteil (0 bis 30 Volt, 0 bis 3 Ampere). Der Pluspol wird mit Kabel und Krokoklemmen an die Anoden angeschlossen.

    Mein Minuspol wird auf mehrere Krokoklemmen aufgeteilt. Zwei schließe ich an die Lampe an (Brenneröffnung und Kamin), die Restlichen an Bügel, Glasgitter, Brenner und Tankdeckel.


    Nun kommt alles ins Becken, zusammen mit ca. 35 Litern Wasser und 6 EL Waschsoda (gut auflösen lassen).

    Erst danach schließe ich das Netzteil ans Stromnetz an und schalte es ein.

    Wichtig: Solange das Netzteil am Stromnetz angeschlossen ist, nicht ins Becken greifen! Bei einem unerkannten Defekt des Netzteils könnte es zu einem tödlichen Stromschlag kommen!

    Bei meinen Aufbau habe ich eine Spannung von ca. 10 Volt genutzt, dabei stellt sich ein Strom von ca. 1,5 Ampere ein. Mit diesen Einstellungen bin ich gut gefahren, sicherlich kann man aber auch andere Werte austesten.

    Es entsteht eine Blasenbildung im Bad (Sauerstoff und Wasserstoff --> Knallgas).

    Wichtig: Dieses Verfahren nur an sehr gut belüfteten Orten durchführen, sonst besteht Explosionsgefahr! Ich führe die Entrostung draußen aus.

    Alle paar Stunden ziehe ich die einzelnen Teile aus der "Brühe" um den Zustand zu begutachten und im Bad etwas zu drehen.

    Nach ca. 6 Stunden hat sich der Rost in einen grauen Film umgewandelt. Unter diesem sieht man schon die glänzende Zinnoberfläche.

    Sobald ich keinen Rost mehr erkenne (nach ca. 6 bis 10 Stunden), nehme ich alle Teile aus dem Bad und reinige sie unter fließend Wasser mit Spültuch und Bürste.


    Bei sommerlichen Temperaturen hänge ich alle Teile an eine Wäscheleine und lasse sie in der Sonne trocknen. Dabei entsteht an einigen Stellen bereits nach Minuten wieder ganz leichter Flugrost. Darüber sollte man sich aber nicht ärgern.


    Nachdem alles getrocknet ist, poliere ich alle Teile mit Stahlwolle (000 und 0000). Ich persönlich finde das eine sehr meditative Arbeit...

    Danach wird alles wieder zusammen gebaut, Docht eingebracht, mit Petroleum gefüllt und auf den Abend gewartet, um die Laterne feierlich zu entzünden.


    Da Bilder mehr als 1000 Worte sagen:


    Ich hoffe, keinen Arbeitsschritt vergessen zu haben. Das Verfahren macht wirklich Spaß, da man schnell Fortschritte sieht.

    Gerne beantworte ich Euch weitere Fragen!


    Viele Grüße,


    Jo

  • Hallo Andy,

    die Laternen sind ja bereits mit einer mehr oder weniger dicken Zinnschicht als Korrosionsschutz umgeben.

    Der Rost hat sich im Zeitraum von bis zu 60 Jahren gebildet.


    Aber das Thema "guter Korrosionsschutz" fehlt in der Tat!

    Um ehrlich zu sein, bin ich da noch auf der Suche nach einer praktikablen Lösung.

    Lackieren (Hitzebeständiger Lack), Ölen, Galvanisieren, Brünieren sind alles Möglichkeiten, jeweils mit Vor- und Nachteilen.

    Momentan beschäftige ich mich mit der Galvanik (Verzinnen).

    Gerne teile ich Euch bei Zeiten die Ergebnisse mit.


    Viele Grüße,

    Jo

  • da wie beschrieben stellenweise schnell Flugrost zu sehen war reicht die Verzinnung dort jedenfalls nicht mehr...

    Für die Vitrine mag das reichen, als Gebrauchslampe eher nicht.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Der Flugrost verschwindet bei der anschließenden Behandlung mit Stahlwolle komplett.

    Die Lampen stehen nun im Trockenen draußen und haben bis jetzt keinen weiteren Rost angesetzt.

    Im Regen würde ich sie allerdings so ungeschützt auch nicht stehen lassen.

    Grüße,

    Jo

  • Moin!

    So ein 40-Liter-Becken ist aber ein ganz schöner Pool für eine Laterne in der Größe einer FH-276.

    Da meine Laternen auch eher kleiner oder gleich groß wie diese sind, habe ich mir eckige Kunststoffeimer in der Bucht besorgt. Die fassen 10+2 Liter und die Elekrtoden sind näher an der Laterne, was die Elektrolyse beschleunigt.


    Unten ein Foto von diesem Eimertyp. Gibt's in der Bucht für wenig Geld als Leereimer.


    Micha.


    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Der Flugrost verschwindet bei der anschließenden Behandlung mit Stahlwolle komplett.

    Für wie lange bleibt er weg?

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Bei einem unerkannten Defekt des Netzteils könnte es zu einem tödlichen Stromschlag kommen!

    Soso. 30V Gleichspannung maximal. Tödlicher Stromschlag. Wo hast du das gelernt? Ein kosmisches Wunder das ich noch hier schreibe.


    hat sich der Rost in einen grauen Film umgewandelt. Unter diesem sieht man schon die glänzende Zinnoberfläche.

    Unter dem Rost kommt also die Zinnoberfläche zum Vorschein?Und der Rost hat sich AUF der Zinnschicht gebildet? Sehr interessant. Bitte nochmal drüber nachdenken.


    Ansonsten schöner Aufbau und schöne multifunktionale Badgröße.

  • Soso. 30V Gleichspannung maximal. Tödlicher Stromschlag. Wo hast du das gelernt? Ein kosmisches Wunder das ich noch hier schreibe.

    Hallo Poe,


    danke für den Hinweis. Gerne erkläre ich meine Warnung:


    Es geht nicht um die 30 Volt, die sind in der Tat ungefährlich für Menschen. Es geht darum, dass die galvanische Trennung in einem Netzteil defekt sein könnte (Kurzschluss zwischen Primär- und Sekundärwindung) und das Bad somit direkt am Stromnetz hängt. Der Griff in ein unter Strom stehendes Bad kann durchaus tödlich enden.

    Moderne FI-Schalter (Fehlerstrom 30 mA) würden dieses wahrscheinlich schon im Vorfeld bemerken, aber nicht jeder Haushalt ist mit einem solchen FI-Schalter ausgestattet. Es gibt sogar Haushalte ohne FI-Schalter.

    Bei meinem Netzteil mit herkömmlichen Trafo und getrennten Kammern für Primär- und Sekundärwicklung sehe ich die Gefahr für einen Stromschlag als äußerst gering an (selbst bei einem Defekt des Netzteils).

    Es schwirren aber nun mal so viele Netzteile in Haushalten rum: Labornetzteile, Schaltnetzteile mit galvanischer Trennung, Schaltnetzteile ohne galvanischer Trennung, Billigsnetzteile asiatischer Herkunft nur mit kapazitiver Kopplung... usw..

    Ich kann nicht davon ausgehen, dass andere User ein so sicheres Netzteil verwenden (wie ich es tue) oder dass deren Elektroinstallation auf dem neusten Stand der Technik ist.

    Daher warne ich lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig.


    Unter dem Rost kommt also die Zinnoberfläche zum Vorschein?Und der Rost hat sich AUF der Zinnschicht gebildet? Sehr interessant. Bitte nochmal drüber nachdenken.

    Ich habe darüber bereits nachgedacht, aber es ist nun mal das Bild, das sich mir zeigt: Nach dem Bad und einer Behandlung mit Stahlwolle kommt die Zinnoberfläche zum Vorschein. Ist das abwegig?

    Soweit mir bekannt ist, wurden die Feuerhände früher verzinnt und trotzdem setzen sie nach mehreren Jahren Rost an.

    Die Laternen haben nach mehreren Wochen im Betrieb keinen weiteren Rost angesetzt, sie stehen aber auch im Trockenen.

    Ansonsten schöner Aufbau und schöne multifunktionale Badgröße.

    Vielen Dank!


    Ein schönes Wochenende Euch,


    Jo

  • am tödlichsten ist es mit einem Spartrafo zu galvanisieren und den Stecker richtig herum eingesteckt zu haben....so was fährt manchmal auch noch im Haushalt rum...der Jo hat schon recht bzgl. der galvanischen Trennung.

    Auch bei Schaltnetzteilen wie z.B. Handyladern, die keinen richtigen Trafo haben, ist es schon zu tödlichen Unfällen gekommen weil was durchgeschlagen hat.

    Genormte Isolationsstrecken je nach Spannung interessieren manche Nachbauer speziell in Asien nicht wirklich.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Ich habe darüber bereits nachgedacht, aber es ist nun mal das Bild, das sich mir zeigt: Nach dem Bad und einer Behandlung mit Stahlwolle kommt die Zinnoberfläche zum Vorschein. Ist das abwegig?

    Ja, ist es, denn Zinn bildet in dem Sinne keinen braunen Rost. Rost, sofern wir hier von Fe2O3 / FeO reden, ist ein Oxidationsprodukt des Eisens, nicht des Zinns. Also entweder hat man eine intakte Zinnoberfläche, die rostet dann aber nicht, oder man hat eine Eisenoberfläche ohne Zinn welche rostet. Was man eventuell noch antrifft sind durch Nässe oder durch Feuchtigkeit hervorgerufene Rostschleier auf Grund kleiner Fehlstellen oder fortgeschrittenen Abbaus der Zinnoberfläche. Aber eine Zinnoberfläche bildet jedenfalls kein Eisenoxid.


    Deine Warnungen hinsichtlich der Gefahr bei defekten Geräten ist korrekt, das stand in der Beschreibung so aber nicht im Kontext zu deinem Aufbau und war so nicht zu entnehmen. Deine Beschreibung sugggerierte das bei DIESEM Aufbau eine Gefahr auf Grund der verwendeten Betriebsparameter besteht, was nicht gegeben ist.

    Wenn jemand defekte Geräte verwendet besteht die Gefahr eines Stromschlages auch völlig unabhängig jeglichen daran angeschlossenen Aufbaus.

    Wenn ich dich missverstanden haben sollte, mit, sagen wir mal, Vorbildung, kann das auch jedem anderen .... Laien .... passieren, was bereits Anlass genug zu ein paar Anpassungen sein sollte.


    Ein paar Worte zu verfahrensbedingten Nachteilen vielleicht noch ?

  • Ja, ist es, denn Zinn bildet in dem Sinne keinen braunen Rost. Rost, sofern wir hier von Fe2O3 / FeO reden, ist ein Oxidationsprodukt des Eisens, nicht des Zinns. Also entweder hat man eine intakte Zinnoberfläche, die rostet dann aber nicht, oder man hat eine Eisenoberfläche ohne Zinn welche rostet. Was man eventuell noch antrifft sind durch Nässe oder durch Feuchtigkeit hervorgerufene Rostschleier auf Grund kleiner Fehlstellen oder fortgeschrittenen Abbaus der Zinnoberfläche. Aber eine Zinnoberfläche bildet jedenfalls kein Eisenoxid.

    Vielen Dank Poe für Deine Ausführungen. Da habe ich wieder was dazu gelernt.


    Wenn ich dich missverstanden haben sollte, mit, sagen wir mal, Vorbildung, kann das auch jedem anderen .... Laien .... passieren, was bereits Anlass genug zu ein paar Anpassungen sein sollte.

    An meiner Warnung möchte ich nichts anpassen, da ich grundsätzlich der Meinung bin, dass nicht in ein Becken gefasst werden soll, das - in welcher Form auch immer - mit dem Stromnetz verbunden ist. Es gibt dazu ja auch keine Notwendigkeit. Die Begründung dazu (Bei einem unerkannten Defekt des Netzteils könnte es zu einem tödlichen Stromschlag kommen!) habe ich ja gegeben.


    Ein paar Worte zu verfahrensbedingten Nachteilen vielleicht noch ?

    Da dieses die einzige von mir getestete Methode zum Entrosten Reinigen meiner Lampen ist, kann ich Vor- und Nachteile noch nicht benennen.

    Mir war es wichtig einen Prozess zu wählen, der "von alleine" läuft, das Material nicht angreift und auf Zitronen- oder Phosphorsäure verzichtet.


    Grüße,

    Jo