Da war dann noch die Sache mit dem MARLA Sand...

  • Liebe Leuchtkörper und Freunde des rauschenden Lichtes,


    wie es im Leben immer mal so ist, liegen die Prioritäten
    nicht so wie man sie gerne hätte.
    Das letzte 3/4 Jahr ging bei mir hobbymäßig aufgrund beruflicher Veränderungen

    fast nichts . Aber ich habe gute Vorsätze...
    Leider bin ich an den "großen" Baustellen der Hänglichtmaschinen auch nicht
    wirklich weitergekommen. Aber ich habe neue Freunde. Es sind echte Zwillinge.
    Zwar Alkoholikerinnen, aber was soll ich sagen - wirklich sehr sympatisch.
    Eine davon hab ich schon nackig gemacht - mittlerweile glüht sie vor Begeisterung ...


    Ein kleiner Abriss in 15 Akten:


    1. Fundzustand der Geschwisterchen:




    Wer die eigenen Schwerter zu Pflugscharen schmiedet, wird schon bald damit das Feld seines neuen Herren bestellen.

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  • 2. Zerlegung und Begutachtung:


    Als erstes hab ich die Lampen mal grob zerlegt. Ich wusste um die Sache mit der Verdampferfüllung (Sand) und war gespannt was da kommt...
    #1 war leer :cursing::thumbdown: . In #2 war das untere Sieb fragmentweise vorhanden und die Hälfte des Sandes noch da :).



    Zwischen Tank und Verdampfer liegt der Brennstoffhahn.
    Die Abdichtungen zu den Rohren sind als Fiberdichtung
    ausgeführt. Die Spindelachse... tja es ist wohl so eine
    Art Graphitpackung gewesen - die leider aber wie eine Zwiebelschale zerfallen ist:







    Der Tank war innen korrodiert. Aber was will man nach den Jahren erwarten...




    Auch der Zustand der Düse war nicht sehr "berauschend"...
    Also mal eben "Spiritus rein" und testen wäre definitiv nichts geworden:



    Wer die eigenen Schwerter zu Pflugscharen schmiedet, wird schon bald damit das Feld seines neuen Herren bestellen.

  • 3. Mechanische Tankreinigung in der Drehmaschine:






    das hat er dann nach 1 Stunde wieder ausgespuckt:




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  • 4. Chemische Reinigung mit Zitronensäure:


    Anwendung der "Wunderwaffe" (12h) - Alles mal sauer eingelegt...

    Das Verbindungsrohr im Lampenhaus hat sich leider nicht
    demontieren lassen. Mit Rücksicht auf die Emaile hab ich´s
    zusammengelassen. Leider hat´s den Schriftzug fast zerlegt.
    Bei #1 wird mir das nicht nochmal passieren.




    nach dem Spülen:




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  • 5. Die Löcher ... (im Tank)

    neben denen die wirklich gebraucht werden, gibt es die Sorte die man
    nicht wirklich mag...



    Reinigung mit Schleiffließ (Baumarkt -> Sanitärabteilung -> Kupferfittinge / Löten)



    Auftragen des Flußmittels (Kolophonium) ich benutze
    eine gesätigte Spirituslösung davon



    Aufbringen des Lötzinns mit dem Elektrolötkolben




    Verlaufen mit der Flamme



    Wieder dicht... (der Spriti 8))



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  • 6. Passivierung und "künstliche" Patina...


    Ja ich weiß, mancher wird jetzt sagen, wie kannst Du nur...

    Aber die rohen Messingoberflächen sind einfach sehr empfindlich gegen

    Fingerabdrücke ect. Das "Mittelchen" wirkt da wirklich Wunder:



    Nochmal geschliffen (Fließ) und mit Aceton entfettet



    Anwendung des Antikfärbers



    Mit Schleiffließ zurückgeholt... die Passivierung gegen
    Fingerabdrücke bleibt dabei erhalten


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  • 7. Spindeldichtung am Brennstoffhahn


    In Ermangelung originaler Stopfbuchpackungen
    habe ich dann mal die Kanzlerinnenbeschichtung
    gewählt (was sich später auch als brauchbar erwiesen hat)













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  • 8. Und da war dann noch die Sache mit dem MARLA Sand (Teil 1):

    Die Bauart der Lampe ist so einfach, hat aber doch für den Restaurator einige Hürden.
    Ob es nun kaufmännisches Kalkül war (-> Aftersale) oder ob man nur eine "einfache" "preiswerte" Lösung suchte,
    die sprichwörtlich auf dem "Boden" lag... Der Vater der Marla wählte jedenfalls Sand als Vergaserstopfung...
    Aaaaaaaber nicht irgendwelchen :/...
    Es ist die feine Abstimmung von Maschenweite der Siebe, Düsengröße, Menge und Korngröße der Verdampferfüllung.
    Gegen diesen Widerstand kämpft die Schwerkraft (Höhendruck -> Dichte -> Mischungsverhältnis) sowie der
    Siedepunkt (Mischungsverhältnis) des Brennstoffs. Geringe Abweichungen führen direkt zum unter den Alkoholikerinnen
    bekannten "Leidenfrostschen Phänomen".


    Da die Vergaserstopfung bei #1 fehlte und bei #2 nicht mehr vollständig war, musste ich mich damit auseinandersetzen.
    Zunächst hab ich ich Tante Google befragt... Ja, es ist einiges zu finden: vom Wintersplitt durchs Teesieb
    bis zum Sand aus alten Schmelzsicherungen... Aber ob es funktioniert hat, das blieb offen.
    Und wirklich, in der Bucht wurde wohl mal ein Tütchen originaler MARLA Sand versteigert...


    Eine Lösung musste her, und ich hatte ja die rudimentäre Referenz aus #2.
    Der beste Ansatz den ich im Netz fand, war eine Aussage das die Korngröße
    zwischen "1,3 und 1,6mm" lag... und das die Körner "von bis" enthalten sein müssen.


    Nun denn... Es gab 2 Aufgaben.


    1. Welcher Sand
    2. Woher ein passendes Sieb


    Nein - eigentlich zwei Siebe.
    Das erste welches alles durchlässt bis 1,6mm,
    und das zweite was alles durchlässt bis 1,3mm.


    Sucht man nach Sieben im Netz unter Vorgabe der Maschenweite, wird man fündig.

    Aber die Preise sind aus der Apotheke. Ich hab dann mal in der Bucht geschaut und fand einen
    gut sortierten Shop mit Edelstahldrahtgewebe (Suchbegriff !) mit feinen Maschenweiten ohne
    gleich m² abnehmen zu müssen.


    Nun denn. Ich hab zwei Stücken bestellt, eins mit 1,6mm und eins mit 1,25mm Maschenweite.
    Da es genug Dilettanten auf dieser Welt gibt, wollte ich ein ordentliches Sieb bauen. Aber wie?

    Da meine Oma ihren "Stickrahmen" nicht hergeben wollte...
    Naja ich hab dann einen Blinddeckel (nein zwei) aus dem Fundus meiner KG Rohr Bestände
    missbraucht:











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  • 9. Und da war dann noch die Sache mit dem MARLA Sand (Teil 2):


    Jetz folgte der Zusammenbau der Siebe. Irgendwie hatte ich schon eine
    Vorahnung die Einsätze auswechselbar zu machen...









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  • 10. Und da war dann noch die Sache mit dem MARLA Sand (Teil 3):


    Die Beschaffung des Sandes erfolgte über die Bucht. Die Aquaristen
    besitzen da ein breites Repertoire... Wichtig ist, das man keinen
    kunststoffvergüteten Kies nimmt (->fatale Folgen an der Düse):



    Primärkies:







    Man sieht es mit bloßem Auge - Hier stimmt was nicht !




    Ich hab dann nochmal zwei Siebe mit der Maschenweite 1mm und 0,8mm bestellt:






    Die Korngrößen sollen jetzt zumindest optisch passen.
    Die Frage ist wie sich das Sandgemisch unter Wärme
    verhält. (Kalkstein löst sich auf / wird zersetzt;
    Absprengungen durch Spannung könnten das untere
    Filter oder die Düse zusetzen... muß halt getestet werden...).






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  • 12. Die Vergasersiebe:


    Das Problem hierbei besteht, das die feinmaschigen Siebe genau in das
    Verdampferrohr passen müssen damit keine Körnchen durchfallen.

    Maschenweite liegt bei ca 0,6mm (siehe Rest vom Original).


    Ich hab dann mal einem alten Petromaxtrichter das Sieb stibitzt 8|...












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  • 15. Letzter Akt - Inbetriebnahme














    Ich freue mich über das schöne kleine Licht
    und hoffe irgend jemanden mit dem Beitrag
    bei der Instandsetzung seiner MARLA damit

    helfen zu können.


    Gruß Daniel.

    Wer die eigenen Schwerter zu Pflugscharen schmiedet, wird schon bald damit das Feld seines neuen Herren bestellen.

  • Moin,

    herzlichen Dank für diese ausführliche Instandsetzungsanleitung der Marla. Ich sehe, dass ich bei meiner wohl auch noch mal ran muss. Eine solch lange Flamme erzeugt sie nicht (mehr).

  • Ein Klasse Bericht und eine schon professionelle Ausführung. Toll gemacht und fast schon spannend beim Mitlesen.


    Gruß Berthold

    Wer glaubt etwas zu sein, hört auf etwas zu werden!

  • Echt stark :hail:


    Ich hab zwar keine solche Lampe aber die Tricks und Kniffe kann man sich gut auch bei anderen Reperaturen oder Instandhaltungen zunutze machen.


    Ich klaue soviel wie es geht mit meinen Augen😉


    Vielen Danke für den Beitrag