Tank löten

  • Moin,


    vor 3 Jahren kaufte ich mir bei eBay eine Petromax von der Bundeswehr. Sie war für mich der Anfang dieses Hobby und demnach meine erste Starklichtlaterne. Sie sah auf den Fotos der Auktion fast neu aus, war dann aber doch in recht übel gebrauchtem Zustand und alles andere als benutzbar. Ich entschied mich beim Auspacken bereits für eine komplette Zerlegung, gründliche Reinigung aller Teile und einem fachgerechten Wideraufbau. Mit der Feinmechanik bin ich nicht ganz unbeleckt, ich setze zum Beispiel gern mal Vergaser für meine alten Autos instand. Insofern war das zwar eine Herausforderung, aber nichts, was mir unmöglich erschien. Es hat mich dann doch einiges an Nerven, Schweiß und Arbeit gekostet das desolate Teil von 1952 wieder in Gang zu setzten. Es galt etliche Mängel zu beheben. Einmal richtig gestartet war ich dann aber restlos infiziert und heute habe ich bereits 3 Starklichtlaternen. Aber darum soll es heute eigentlich gar nicht gehen.


    Besagte Laterne ist beim Camping mein ständiger Begleiter. In diesem Jahr war sie aber irgendwie nicht so hell wie ich das in Erinnerung hatte, zudem fiel mir auf, dass irgendwo beim Rapid-Anschluss ganz leicht Petroleum raussiffte. Nach eingehender Untersuchung (aufgepumpt und unter Wasser gehalten) fand ich einen winzigen Riss in der Lötnaht des Rapid-Anschlusses. Kurz im Forum dazu belesen beschloss ich den Riss auf eigene Faust zu reparieren. Da ich gelegentlich auf Platinen rumlöte schien mir das nicht weiter wild zu sein.


    Tag 1 der Reparatur: Ich habe die Lampe zerlegt und die Lötstation angeschmissen. Allerdings passierte mit dem Lötkolben rein gar nichts. Die Wärmekapazität von dem großen Tank ist einfach viel zu groß für so einen Elektroniklötkolben. Zugegeben, das stand hier ja auch so im Forum.


    Für den nächsten Versuch mopste ich mir einen kleinen Feuerzeuggasbrenner aus der Küche meiner Frau. Gestartet und auf den Riss gehalten konnte ich schon nach kurzer Zeit sehen wie sich das Lot an der Stelle verflüssigte. Ich gab noch etwas Lot hinzu und wollte gerade den Brenner wieder wegziehen, als es urplötzlich Plop machte und der Stutzen im Tank verschwand. Ja, auch das stand hier im Forum, aber ich wollte ja nur kurz die eine Stelle ... Hmmmpf!


    Tag 2 der Reparatur: Ich baue mir nun eine kleine Vorrichtung die den Rapid-Anschluss in Position hält und werfe wieder den Brenner an. Am Ende saß der Stutzen etwas schief im Tank und die Lötnaht sah doof aus. Richtig zufrieden war ich nicht, aber es war rundrum Lot und sah so optisch erstmal dicht aus. Gedanklich habe ich mir zu diesem Zeitpunkt bereits fast einen neuen Tank bei eBay ersteigert. Beim anschließenden Test (Aufpumpen und unter Wasser halten) verging mir die Laune dann für diesen Tag endgültig. Es sprudelte großzügig aus der Lötnaht an mehreren Stellen.


    Tag 3 der Reparatur: Es lässt mir natürlich keine Ruhe, dass ich das nicht hinbekomme und ich will es noch mal versuchen. Ich kaufe auf dem Heimweg von der Arbeit eine neue Gaskartusche für den Brenner und befülle ihn damit. Die Flamme war danach viel größer und blauer als gestern - pefekt! Außerdem habe ich meine Vorrichtung zur Ausrichtung des Rapid-Anschlusses etwas verbessert und mir das Lötzinn griffbereit hingestellt. Natürlich habe ich nun auch nasse Lappen um alle Anschlüsse gelegt (man lernt ja dazu) und die Lötnaht großzügig mit Kolophonium eingekleistert. Das Löten selbst dauerte dann keine 3 Minuten und ich hätte mir dabei eine dritte und gern auch eine vierte Hand gewünscht. Aber diesmal hat alles geklappt. Der Anschluss war am Ende gut ausgerichtet, überall war ausreichend Lot und das war auch überall gleichzeitig total flüssig. Nach dem Abkühlen und reinigen war ich mehr als zufrieden und richtig stolz auf mich. Im Anhang findet ihr ein paar Bilder vom Ergebnis. Das wollte ich der Welt nicht vorenthalten.


    So schnell werde ich auch den Moment nicht vergessen an dem sich die Petroleumreste im Tank entzündeten. Da kommt man in einem kleinen Hobbykeller schon ins Schwitzen und wünscht sich sehr, dass jetzt kein Nachbar vorbeiguckt. Ich habe die Gelegenheit der zerlegten Lampe auch dafür genutzt das Manometer neu zu "eichen", das Tragegestell nachzunieten, die Messingteile gründlich zu reinigen und den Vergaser mit einer Messinggaze zu stopfen. Ich bin erstaunt: Die Lampe habe ich heute Mittag auf 2,6bar aufgepumpt. Um 21:30 Uhr hatte sie noch 2,5bar. Nach 2 Stunden Betrieb ist sie nun ohne Nachpumpen immer noch bei 2,2bar und hat dabei nur minimal an Helligkeit verlohren. So toll lief die Lampe noch nie bei mir. Es sifft auch nirgendwo mehr raus und die leichten Helligkeitsschwankungen scheinen auch Geschichte zu sein. Ohne mich jetzt selbst loben zu wollen, aber ich bin äußerst zufrieden mit meiner Arbeit. :)


    Gruß, Felix

  • Ohne mich jetzt selbst loben

    Dann mache ich das jetzt:

    Gut geworden, darfst stolz darauf sein!

    :applaudit::done:


    Und wie Du siehst: Übeung macht den Meister, denn von denen ist noch keiner vom Himmel gefallen.

    Also, dann noch viel Spaß ...

    ... und auf geht's zur Nächsten!

    :rauch:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Meine 58'er und 60'er BW Lampen funktionierten auf Anhieb.Lediglich die Gummikappe des Rapid ist erneuert. Tanks sind bisher Dicht und sind innen sauber.

    Gruß
    Mario L.

  • Gut geworden, darfst stolz darauf sein.

    Danke, das geht ja runter wie Lampenöl! :)


    Meine 58'er und 60'er BW Lampen funktionierten auf Anhieb.Lediglich die Gummikappe des Rapid ist erneuert. Tanks sind bisher Dicht und sind innen sauber.

    Da haste wohl Glück gehabt. Der ursprüngliche Tank dieser Lampe hatte etliche Risse im Tankboden, sowie einen Riss im Vergaser.


    Gruß, Felix

  • Dafür habe ich eine andere (Stark Patinierte)Petromax(bauj. ca. '60),eine 350'er eingestampft,da der Tank immer wieder wo anders Gerissen war. Zuletzt irgendwo in der Innenseite der Falz in der Innenseite,unmöglich zu Löten,da der Riss da nicht zu ermitteln war. Die 2.(Stark Patinierte) 350'er funktioniert jetzt einwandfrei,dafür fängt bei dieser der Tank jetzt auch zu sudeln an,wo ich die betreffende Stelle noch nicht gefunden habe.

    Gruß
    Mario L.

  • Aufgeben war noch nie meine Stärke. Ich mag außerdem dieses Rumfriemeln sehr. Dinge die ich so aufwändig repariert habe, wachsen mir zudem sehr ans Herz. Man muss diese Erfahrung aber erstmal gemacht haben, um zu wissen wie schön das ist, wenn man etwas wieder in Gang gebracht hat. Ich mag die Lampe nun noch mehr als vorher. Auch wenn es eigentlich nur eine normale Bundeswehr-Petromax ist. :)


    Man mus


    Gruß, Felix

  • Dinge die ich so aufwändig repariert habe, wachsen mir zudem sehr ans Herz. Man muss diese Erfahrung aber erstmal gemacht haben, um zu wissen wie schön das ist, wenn man etwas wieder in Gang gebracht hat. Ich mag die Lampe nun noch mehr als vorher.

    So sehe dieses Thema auch!

    :done:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

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