Festbrennstoff selbergemacht: Alternative zu Esbit

  • Hey ihr,


    ich wusste nicht wohin damit, aber bei leicht pyromanischem Hang, ist das eine interessante Sache.


    Mir ging es um das Betreiben des schweizer Borde Alu Flasche mit Korken und Becher Sets. Alkohol war mir zu flüssig, und Esbit bzw. Hexamin oder Trioxan, zu teuer bzw. nicht ganz koscher, da im kleinen Zelt ziemlich ungesund.


    Ich wollte etwas kleines, leichtes, sicheres und auch im Extremfall leicht handlebares.


    ...und dann kam eine Idee aus dem alten Chemieunterricht:


    Achtung: folgende Anleitung wurde in einem Labor, unter Hochsicherheitbedinungen durchgeführt und ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Sollte es jemand dennoch machen, so distanziere ich mich davon ausdrück und es geschieht außdrücklich auf eigene Gefahr oder Dummheit, die ins Auge gehen kann. Jeder haftet für sein eigenes Handel. Lest es im Interesse, und riskiert nichts. Alkoholdämpfe sind hochexplosiv. NaOH kann unter Reaktion mit einigen Metallen reinen Wasserstoff bilden, der sogar den Alkohol noch übertrifft! Also, Vorsicht und nicht nachahmen. Bitte! Danke.



    Man nehme Ethanol, Stearin und etwas NaOH (Natriumhydroxid). Auf deutsch: Spiritus, eine Stearinkerze (schweizer Faltlaterne z.B.) und Rohrreinigergranulat oder hier gern auch echtes NaOH, gibt es manchmal noch bei guten Drogerien.


    Mischung: 10gr Alkohol, 1gr Stearin, 0,3gr NaOH


    Man gebe den Spiritus in einen, sich im Wasserbad befindlichen, Topf. Dann füge man das im Optimalfall sehr feinpuderig Rohrreinigergranulat/NaOH hinzu und löse es auf. Langsam kann das Wasserbad wärmer werden. Nachdem alles aufgelöst ist, füge man das Kerzenpulver hinzu und löse dies auf, die Temperatur sollte zwecks Spiritus nicht über 75°C gehe. Auch ist auf gute Belüftung zu achten und offenes Feuer zu vermeiden, Alkoholdämpfe sind leider sehr explosionsfreudig! Außerdem ist NaOH nicht mit leicht oxidierenden Metall in Berührung zu bringen, kein ALUMINIUM, kein ZINK, etc. Es sollte Edelstahl oder ähnliches verwendet werden, oder gar Laborglas.


    Wenn man fertig ist, kann man das flüssige Gemisch in Förmchen geben und voila. Nach dem Abkühlen bekommen die Würfel eine wachartige Konsistenz, die je nach Mischungverhältnis von fett und weich bis hart und trocken. Je mehr Spirits, je fetter, je mehr Stearin je härter.


    Die Würfel brennen mit einer Esbitähnlich Flamme, also leicht orangefarben bis blau, und das ziemlich lange. Auch ist die Hitze sehr gut und es entsteht nahezu kein Ruß. Übrig bleibt ein harter und trockener Aschehaufen ohne groß Dreck.

  • Sehr interessant,ich habe zwar Null Ahnung von Chemie,aber es hört sich relativ simpel an.
    Wozu wird das NaOH gebraucht,dient es als Bindemittel?

    Gruß Steffen


    Bums - da fiel die Lampe um
    und es roch nach Petrole-um

  • Zitat

    Original von Perregrintuk
    Alkoholdämpfe sind hochexplosiv. .


    nicht nur die
    das habe ich in sippersfeld erfahren als mir karbid unverhoft hochgegangen ist

  • Ich würde sagen die NaOH (oder eine andere Lauge) haben die Funktion wie bei der Seifenherstellung, siehe
    http://de.wikipedia.org/wiki/Seife


    Wenn ich richtig liege sollte mit dem Alkohol dann eine Veresterung stattfinden, die den Alk bindet und zu der harten Konsistenz führt..


    LG
    Michael
    Nettes Experiment, aber wie gesagt Vorsicht beim nachkochen

    -Phoebus-Fan

  • Zitat

    Original von Perregrintuk
    .....
    Achtung: folgende Anleitung wurde in einem Labor, unter Hochsicherheitbedinungen durchgeführt und ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Sollte es jemand dennoch machen, so distanziere ich mich davon ausdrück und es geschieht außdrücklich auf eigene Gefahr oder Dummheit, die ins Auge gehen kann. Jeder haftet für sein eigenes Handel. Lest es im Interesse, und riskiert nichts. Alkoholdämpfe sind hochexplosiv. NaOH kann unter Reaktion mit einigen Metallen reinen Wasserstoff bilden, der sogar den Alkohol noch übertrifft! Also, Vorsicht und nicht nachahmen. Bitte! Danke.
    .....


    Na, dann lasse ich das mal von meinem neuen Laborassistenten machen

  • Hey ihr,


    ja richtig, das Stearin wird durch das NaOH sprichwörtlich aufgebrochen, und der Alkohol geht mit dem freien Stearin eine Verbindung ein. Diese ist eben fest und hält den ehemaligen Ethanol auch etwas länger in sich, da eine gewisse Anhebung der Verdampfungstemperatur stattfindet, auch ist der Energiegehalt etwas höher durch das Stearin.


    Schön verpackt in Alufolie machen sich die Würfel wirklich ganz toll.


    Eine kleine Erfahrung noch nebenbei, wenn man ganz saubere fast klare Würfe erhalten möchte, so sollte man die nicht geschmolzenen Stearinsteinchen absedimentieren lassen, darüber der flüssige Überstand (es ist keine Masse sondern warm eine Flüssigkeit), ist später fest und schön sauber.

  • Nachtrag: Die Würfel sind natürlich nicht direkt in der Alufolie, sondern mit Butterbrotpapier, Backpapier oder Paraffinfolie vor dem direkten Alukontakt zu schützen!!!

  • So, hier die gewünschten Bilder.


    Habe die Rezeptur etwas weiter durchdacht und getestet was möglich ist. Inzwischen durfte ich feststellen, dass die Stearin/NaOH Menge sehr klein sein darf, um dennoch viel Ethanol abzubinden. Ich habe ca. eine viertel CH Kerze verwendet, davon das halbe Volumen Rohrreiniger (die Alukörnchen rausgepickt) und mit ca. 200ml Ethanol aufgegossen und es ist immer noch eine ganz tolle Konsistenz, hart und schön sicher zu verwenden. Ich habe diesmal sauber sedimentiert, die Masse ist klar, und verbrennt ganz sauber. Auch reagiert durch die hohe Verdünnung das Würfelchen nicht mehr mit der Alufolie...


    Ihr seht den Ansatz, den Würfel, das Flammbild und die Asche. Die Asche ist sehr pulvrig und lässt sich einfach abwischen.


    Seht selbst:





  • Jaja, das ist eher Esbit. In den Würfel sind sicher keine Amine enthalten, wie auch bei der Zugabe von C2H4OH, C16H36O2 und NaOH. Man hydriert vermutlich die Stearinsäure zu Stearylalkohol. In jedem Fall ist "unschädlicher". Bin wohlgemerkt nur Mediziner, kein Chemiker.


    Die Herstellung...vllt. 10min? Substrate vorbereiten sind so 2min., warten bis das Stearin geschmolzen ist so 3min. und dann kurz "aufkochen", umrühren und von der Hitze nehmen. Umfüllen, fertig.


    Habe nun auch einen Test gemacht, ich brauche nicht ganz die Menge eines plan zur Oberkante gefüllten Teelichtalugrundbehälters um im schweizer Borde Kocher genau eine Tasse (250ml) zum Kochen zu bringen. Der Brennstoff steht dabei einfach unten auf dem Boden, leichter Wind, Becher mit Deckel. Wasser ca. 15°C. (kalter Wasserhahn) Gute Ausbeute!


    Genau das war das Ziel, etwas sicheres, billiges und leicht transportierbares fürs Trecking. So kann ich mir Teelichter befüllen, diese entweder mit Paraffin Film abdecken, in kleine Tüten einwickeln oder einfach nur mit Alufolie so gut es geht einwickeln. Der Alkohol würde verdampfen, daher sollten die Teile mehr oder weniger, je nach Haltbarkeitswunsch, recht luftdicht sein. Sicher schließende Aludosen wären sicher noch grandioser, wie so alte DDR Filmdosen, die mit Tesafilm verklebt...
    Aber bei einem Preis von vllt. 3 Taler je 1kg, nehme ich das gern in Kauf, um nochmal auf die Gesundheitsgefahr bei Esbit oder Trioxan hinzuweisen.


    Meine Ausgangssubstanzen waren im übrigen der billigste Rohrreinigergranulat zu 1,50/700ml, das reicht ewig, 1,80/1l für Spiritus, und eine billige Stearinkerze für 1,50, die auch für mehrere Liter reicht.


    Nun hab ich eine schöne Alternative zum Borde Benzinkocher mit dem Borde Set. 400gr. gespart. Wer schonmal in den Bergen unterwegs war, weiß wovon ich rede.

  • Hallo,
    vor ca. 15-20 Jahren habe ich aus Seife und Petroleum eine haftfähige und lange brennende Paste in größerer Menge hergestellt - nach "Gefühl".
    Hat jemand Erfahrung damit und kann mir das Mischungsverhältnis mitteilen?


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    Selber fündig geworden, Napalmersatz siehe:


    http://www.nwl.at/Forschung/NW…apalm_wilfling_binder.pdf


    Wer es in der Masse fester haben möchte, nehme weniger Flüssigkeit zur Flocken.- oder Nadelseife, als in der Quelle angegeben.
    Nach meinen obigen Erfahrungswerten kann man auf die Zugabe von Kohle verzichten.
    Für einen späteren Einsatz war der Stoff durch Lagerung zu fest geworden. Erneute Flüssigkeitszugabe und durchwalken half.

  • Zitat

    Original von Perregrintuk


    ....Genau das war das Ziel, etwas sicheres, billiges und leicht transportierbares fürs Trecking. So kann ich mir Teelichter befüllen, diese entweder mit Paraffin Film abdecken, in kleine Tüten einwickeln oder einfach nur mit Alufolie so gut es geht einwickeln. Der Alkohol würde verdampfen, daher sollten die Teile mehr oder weniger, je nach Haltbarkeitswunsch, recht luftdicht sein. Sicher schließende Aludosen wären sicher noch grandioser, wie so alte DDR Filmdosen, die mit Tesafilm verklebt...


    Wie wäre es, das Zeug in Eiswürfelbeutel von der Rolle zu verpacken? Einfach oben reinschütten und abkühlen lassen. Die Würfel müßten sich nach dem Abkühlen problemlos herausdrücken lassen. Gewicht der Verpackung gleich null, Packmaße auch akzeptabel. Nur mal als Denkanstoß... :naughty: Wenn ich wiedeer daheim bin, werde ich das mal ....... :naughty:
    Gruß Markus.

    Gruß, Markus.

  • Auf alle Fälle wird das Stearin verseift - wenn klassische Rasierseifen (net so Zeugs aus der Dose :kotz: ) hergestellt werden ist es so das zusätzlich zum normalem verseifen von tierischen oder pflanzlichen Fetten auch ein gewisser Anteil Stearin mit verseift wird , glaube sogar das man das mit Kaliumhydroxyd macht , aber das spielt ja nur ne untergeordnete Rolle.


    Hast du mal versucht ob sich das ganze im Wasser löst ?



    Wenn nicht wirds wohl Stearylalkohol sein . . . schätz ich .

    2 Mal editiert, zuletzt von ulexit ()

  • Die Eiswürfelbeutel sind eine tolle Idee! Das muss ich unbedingt probieren. Man müsste nur vermutlich die WÜrfel ausschneiden, etwas wachsiger als Esbit sind sie schon...dennoch, tolle Idee, danke!


    Zur Wasserlöslichkeit...zu Hause liegt ein Würfel im Wasserglas um genau das zu testen, lösen tut er sich nicht...aber vllt. wäscht sich das Ethanol heraus, das teste ich...


    Verseifung richtig...heiße NaOH Lösung wird mit kalter Salzlösung abgeschreckt, der Ausfall ist Seife...


    Zum Petroleum...leider keine Idee...

  • Wow, das sieht ja richtig gut aus, wie das Zeug brennt...riecht der Brennstoff auch so charakteristisch wie ESBIT beim Löschen?
    Die Asche sieht auch gut aus, nicht so braune Soße, wie beim ESBIT... :respekt:

    Mancher will von der Lampe den Rost abputzen, scheuert aber nur das Metall weg und der Rost bleibt sitzen.
    Zitat: Quelle unbekannt

  • Hey,


    nein, das Zeug hat mit Esbit GARNICHTS gemeinsam. Das hier sind letztlich einfach Spirituswürfel.


    Geruch beim Ausmachen, ein Mix aus gelöschtem Spiritus mit etwas Stearin.


    LG

  • Donnerwetter !!!
    Heute hab ich mich mal im Spiritusfestbrennstoff herstellen versucht ! :bounce:
    300 ml Bioethanol,30 gr Stearin in Granulatform,1gehäufter Teelöffel NaOH ebenfalls in Granulatform.
    Das ganze im Wasserbad erwärmt dann NaOH hinzugefügt und zum Schluß das Stearin.
    Leider sah das ganze nicht so schön aus wie auf den Fotos im Thread( Ich vermute zu wenig NaOH-die erkaltete Masse ist brüchig grob krümmelig und noch teilweise flüssige/feuchte Adern ? ),aber es brennt und riecht wie Esbit. :applaudit:
    Nur noch mal ne Frage an die Chemiker hier im Forum : kann / darf man das NaOH Granulat fein mörsern ?
    Damit es eine Pulverform bekommt und sich etwas schneller im Alkohol auflöst ?
    Welche Erfahrung habt Ihr gemacht ?
    Gruß Volker