Bing - Spirituskocher

  • Hallo Kocherfans.


    Kennt Ihr das, wenn Ihr in der Bucht einen interessanten Fisch dümpeln seht, und dann mehr aus Spass einen vergleichsweise kleinen Köder auswerft - und dann der Fisch anbeisst? So ist's mir unlängst ergangen in der eidgenössischen Form der E-Bucht. Der Köder war deutlich kleiner als der aktuelle NP einer FH275 - das Porto war sogar etwas grösser als der Köder, aber der Fisch ist jetzt mein...


    Unrestauriert - nur grob vom Staub abgewischt, Tank aufgeschraubt, befüllt und angezündet.


    Keine undichten Dichtungen, keine zerfotzten Pumpenleder oder durchstochene Pumpenschacht-Dichtungen, keine zerbrochenen Manometerscheiben, verklebte Überdruckventile, schlecht eingestellter Vergaser oder nachlassender Betriebsdruck. ANNÄHERND LAUTLOS IM BETRIEB!


    Tolles Detail: die "Decke" des Tankes ist trichterförmig ausgebildet! Wenn man beim Betanken ein Bisschen was neben den etwa 18mm Durchmesser messenden Tankstutzen schüttet, dann landet das es trotzdem im Tank.


    So, genug der Worte, nun folgen ein paar Bilder:


    Gesamt-Ansicht:


    Genauere Ansicht:


    Flammenhöhe-Verstellrad:


    im Betrieb:


    (bei relativ klein gestellter Flamme)




    Das Gestell ist aus Eisen, die 3 Beine sind angepunktet. Alles, was mit Brennstoff in Berührung kommt(*), ist aus Messing.


    * aus Messing sind der Tank, alle Rohre, der Brenner, auch die von unten aufgeschraubte Vorheizschale und die Achse mit dem sehr langen Feingewinde und der Düsennadel, wobei keine richtige "Nadel" verbaut ist. mit ca. 1/2 Umdrehung am Verstellrad stellt man "von Vollgas nach ab", kann aber etwa in 1/8 Umdrehungs-Schritten die Flammhöhe "in etwa 4 Stufen" ziemlich angenehm regulieren.




    Ausserdem ist der Kocher erstaunlich schnell vorgeheizt! Schätze, 2..3ml Sprit in die Schale, nach 20s zischt es bereits leicht aus der Düse - wenn dann nach etwa 30...35s das Feuer in der Vorheizschale erlöscht und man das Rad wieder aufdreht&den Kocher zündet, dann brennt er fast geräuschlos.


    Geniales Teil!




    Weiss jemand irgend was genaueres zu diesem Kocher?


    Wenn ich nach "Bing Spiritus Kocher" (oder Umgekehrt) google, kommen zwar viele Resultate, aber über aktuelle Kocher in der Suchmaschiene Bing... ;(


    Und die Foren-interne Suche war auch nicht wirklich erfolgreich... :whistling:


    Ich gehe mal davon aus, dass "Bing" die selbe Firma ist, die auch Vergaser herstellt? (an meinem Sachs Moped - damals - wie auch an meiner Zündapp 50 Supersport, etwas später, aber ebenfalls schon lange her - da waren jeweils Bing Vergaser dran... Der hier funktioniert wesentlich einfacher... :D )

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Hallo Silvio,


    ich vermute stark das Dein Kocher von Bing in Nürnberg hergestellt wurde. Das Bing sicher irgendwann (um 1900?) Spirituskocher gebaut hat, beweist eine Werbemarke auf der ein sehr ähnlicher Kocher (Bing Erebus ) zu sehen ist.
    Schönes Stück übrigens und in tollem Zustand! :done: Das wäre ja fast ein Grund sich auch nach einem alten (Bing)Spirituskocher umzusehen. Zumal mir sowas in meiner Sammlung noch fehlt. :welcome:

  • Hallo Jürgen.


    Stimmt, der Schriftzug "Bing" ist gleich wie jener auf den Bing Dampfmaschienen - und von den Materialien und Verarbeitungsart (Stahlblech tiefziehen, Mssingrohr hartlöten) her könnte dieser Kocher durchaus von dieser Firma stammen.


    Auch ist die schwarze Farbe auf dem blechernen Gestell ist wie bei Dampfmaschienen kein Email (Email trägt dicker auf) sondern eher eine Einbrennlackierung oder sehr dünne Pulverbeschichtung/Einbrennlackierung.


    Übrigens ist, wie ich eben festgestellt habe, der Tank nicht aus Messing sondern Eisenblech (magnetisch). Auch das rote Schild auf dem Knubbel ist magnetisch. Interessant, dass es auf deutsch, englisch und französisch beschriftet ist. Das legt die Vermuting nahe, dass der Kocher vor dem 2. WK produziert wurde.


    Was ich sehr erstaunlich finde, ist die Tatsache, dass der Verstellknubbel nicht aus Bakelit ist (!!) sondern aus Holz! Korrigiert mich, falls ich irre, aber diese Verstellräder, egal ob an einem Kocher, Lötlampe oder Drucklampe, die sind doch eigentlich IMMER aus Bakelit. Wurde dieser Kocher vielleicht vor dem Siegeszug des Bakelit gefertigt? (Bakelit wurde 1905 in Belgien erfunden)


    Auf dem Brenner steht "Int.Reg.Trademark", dann (in der Brennermitte) ein Symbol, was ich als "BW" deute, und darunter steht noch "MADE IN GERMANY". Auf dem Roten Schild sind die Markungen auch vorhanden. Mit den Nummern (am Blech, etwa zwischne Knubbel und Brenner) "5887-5889" kann ich gar nichts anfangen, allgemein sind auch nach längerer Suche im www die Informationen zu dem Teil sehr spärlich.


    Ausser dem Bild der Briefmarke "Bing Erebus" findet man über diese Teile eigentlich garnichts... Nur, dass es Barthel-Kocher gibt, die sehr ähnlich aufgebaut sind (meist mit kugelförmigen Tank), aber ich habe nirgends einen zweiten Kocher wie diesen gesehen.


    Schönes Gefühl, so einen zu besitzen - und dan noch in so gut erhaltenem Zustand.. :stark:

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Was ich sehr erstaunlich finde, ist die Tatsache, dass der Verstellknubbel nicht aus Bakelit ist (!!) sondern aus Holz! Korrigiert mich, falls ich irre, aber diese Verstellräder, egal ob an einem Kocher, Lötlampe oder Drucklampe, die sind doch eigentlich IMMER aus Bakelit.

    Hallo Silvio,


    bei einer meiner Lötlampen (Hähnel No. 27) war der Knubbel auch aus Holz. Leider halb verbrannt, so dass ich ihn durch einen Nachbau ersetzen musste. Auch habe ich in der Bucht ab und an schon Löla´s mit Holzknubbeln gesehen. Kann gut sein dass Holz- und Bakelitgriffe zumindest eine Zeitlang nebeneinander verwendet wurden.
    Für eine Fertigung Deines Kochers um vermutlich 1900 würde aber sprechen, dass Bakelit erst 1905 erfunden wurde und es sicher noch einige Jahre bis Jahrzehnte gedauert hat, bis das Material sich allgemein durchgesetzt hat.

  • Außerdem war Holz am Anfang wohl noch billiger und vor allem leichter zu verarbeiten.
    Ich habe auch einige Lötlampen mit Holz-"Handrad", die lassen sich aber auch bis in die 30er datieren.
    Es wäre mal einen Versuch Wert, zu überprüfen, ob der Hersteller des Kochers mit der Vergaserfirma Bing zusammenhängt.


    Stefan

  • Der Vergaserhersteller ist mehr oder weniger die Nachfolgefirma der alten Bing-Werke.
    Geschichte von Bing: GuggstDuhier

  • Hallo Hans-Werner.


    Jepp, das ist dieser Kocher. Cool, dass es davon doch etwas Information gibt, wenn auch (sofern ich das richtig deute) diese Katalogseite nur die 3 möglichen Tanks beschreibt. In dem Fall wird auf meinem Kocher wohl der Tank 5887 (Eisenblech, lackiert) drauf sein.


    Vielleicht findet sich irgendwo noch was über den Kocher selber - aber auch diese Seite ist schon mal sehr informativ, danke!

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Hallo Silvio,


    seit kurzem bin ich in Besitz der Varianten 5889 (Tank Messing vernickelt).


    Heute habe ich ihm zum Saubermachen auseinandergebaut und war überrascht, dass der Vergaser keinen Dochtfilter, sondern ein Bündel dünner Messingstäbe als Vergasungshilfe enthielt.


    Ich das bei dem deinigen auch so?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo!


    Noch ein kleiner Nachtrag!


    Ich habe den Kocher heute kurz getestet und kann sagen, die ungewöhnliche Vergaserstopfung funktioniert. Nach dem Vorwärmen hat er gleich gestartet und mit leisem Fauchen seine Arbeit verrichtet. Die Leistung ist gar nicht so schlecht.


    Wenn ich an die Problemchen denke, aus Glasfaserschnur einen passenden Dochtfilter zu erstellen, erscheint mir diese Variante als gangbarer Weg - nur wo bekommt man heute diese dünnen Messingstäbe her...


    Grüße


    Hans-Werner

  • Nabend,


    [...] nur wo bekommt man heute diese dünnen Messingstäbe her [...]

    Messingdraht oer Kupferlitze sollte doch auch gehen?

    Gruß Rüdiger [iogear1]
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    Erst eine PX500 BW, jetzt Ʃ14805HK + Ʃ39,7kW + Ʃ173''.... mol seehn wat noch kimmt :whistling:

  • Hallo ich nochmal!


    Die Stäbchen sind ca. 1,3 mm dick und ca. 26 cm lang. Verbaut sind 10 Stück.


    Ich denke, stabile Stäbchen sind hier von Vorteil, da der Verdampfer relativ lang ist und es wahrscheinlich Schwierigkeiten bereitet, ihn mit flexiblen Materialien zu füllen.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner.


    Bei meinem Kocher ist die Schraube zum Vergaserrohr Verkittet. Schaut aus wie eingetrocknetes grünes Loctite. Da der Kocher funzt und ich ihn nicht restaurieren will, sehe ich keinen Grund, dort zu öffnen. Aber wenn ich den Kocher schüttle, dann höre ich, dass da was drin ist in dem Rohr. Dem Klang nach könnten das > 1mm dicke Stäbe sein, die sich beim Schütteln etwa 1-cm weit bewegen können. ?.

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio