Unbekannte Karbidlampe noch sicher zu betreiben?

  • Moin moin,


    in meiner Bastelkiste ist eine weitere Lampe zu Tage gekommen. Meine erste und einzige Karbidlampe.


    Sie lief schon mal vor langer langer Zeit und ist dann in Vergessenheit geraten.


    Auf dem Brenner steht Lulette 10LTR oder so ähnlich.


    Was mich ein wenig beunruhigt ist die Unterseite des Wassertanks, oder ist dieses Aussehen normal?


    Ist das eine seltene Lampe oder eher wie ich vermute ein Wald und Wiesenmodell?



    Gruß


    Chris


    <img src="http://abload.de/img/w1lt2.jpg" alt="w1lt2.jpg" title="w1lt2.jpg" style="font-size: 0.8em;" />





  • Hi Chris!


    Da ich nicht so DER Karbidlampenfreak bin, kann ich Dir nicht sagen,
    ob das eine seltene oder eher eine Wald- u. Wiesenlampe ist.
    Zumal ja kein aussagekräftiges Foto zu sehen ist.


    Also ... bekannterweise ist das Azethylengas leicht entzündlich
    und es kann im Fehlerfall mal zu schmerzhafter Stichflammenbildung kommen.
    Ebenso reagiert das Azethylen unter Druckbildung ziemlich heftig
    und führt im schlimmsten Fall zum Bersten des Reaktorbehälters!


    Außerdem kann man so eine gestartete Reaktion der Gasbildung
    nicht einfach stoppen, sondern das Karbid reagiert solange,
    bis alles Karbid zu Kalk geworden ist.


    Von daher sollte so ein Relikt aus alten Tagen schon gründlich
    und vor allem sorgfältig überholt werden, bevor man es wieder in Betrieb nimmt.


    Die Düse sollte freigängig sein, beide Behälter frei von Rissen und Löchern,
    wo keine vom Erfinder vorgesehen sind, die Dichtungen müssen intakt sein
    und vor allem muß die Wasserregulierspindel einwandfrei funktionieren.
    D.h., Du mußt damit das Austropfen des Wassers von seinem Behälter
    in den Reaktorbehälter so fein dosieren können, daß z.B. nur alle zwei Sekunden
    ein Tropfen Wasser in den Reaktor fällt.


    Außerdem darf der Verschlußstopfen des Wasserbehälters nicht ganz schließen,
    sodaß sich evtl. aufbauender Überdruck über diese Öffnung entspannen kann.
    Deswegen sollte man während dem Betrieb der Lampe auch nie den Wasserzulauf
    an der Regulierspindel ganz unterbrechen, d.h. immer ein wenig offen lassen.
    Da es nämlich bei Enstehung von Überdruck im Reaktorbehälter,
    z.B. durch etwas zuviel zugetropftes Wasser entstanden, möglich sein muß,
    diesen Überdruck abzubauen.


    Weil über die Düse eben nur soundsoviel Liter Gas pro Minute entweichen können,
    muß der Überdruck über die Regulierspindel nach oben durch den Wassertank
    nach außen abfließen können, weil es sonst innerhalb kurzer Zeit die Lampe zerreißen kann.
    Das ist jetzt keine übertriebene Warnung, sondern ein physikalisches Muß, ohne Alternative.


    Nun, den gezeigten Wassertank von unten her gesehen muß man vor Ort beurteilen.
    On der noch ganzflächig genug Wandstärke besitzt und absolut dicht ist.
    Eisen in Verbindung mit Wasser plus Wärme oxydiert halt schnell mal
    (in Betrieb erwärmt sich so ein Reaktor schon ordentlich, also es wird mächtig handwarm!)..
    Oft wurde so eine Latüchte nach Gebrauch nicht sofort trockengelegt
    und bis eben der Klärschlamm ausgetrocknet war, war genug Zeit,
    daß sich der Eisenkrebs breit machen konnte.


    Die Dichtungen wurden aus Gummi hergestellt, sowas läßt sich gut selbst nachschnitzen.
    Die Düse sollte man vorsichtig behandeln, das Material ist meistens Speckstein,
    der halt nicht so hart wie gebranntes Keramik ist, obwohl er so ähnlich aussieht.


    Sicher meldet sich noch ein Experte zu Wort und ergänzt oder korrigiert meine Ausführungen.
    Viel Spaß beim Herrichten und beim Leuchten damit!

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Hallo,
    erstmal danke für die Informativen Antworten.


    Wegen der Dichtung werde ich mal die Tage zu meinem lokalen Gummidealer gehen. der hat eigentlich Verschnitt in allen Stärken und für alle möglichen Anwendungsgebiete.


    Ich habe den Wasserauslass gar nicht als Weichlot erkannt.
    Der sieht hier aus als würde er vollkommen aus Weichlot bestehen? Ist das Standard?


    Kann man mit dieser Nummer etwas anfangen?


    Gruß


    Chris




  • Also der Drahtbürstenaufsatz für die Bohrmaschine hat leider zu Tage gebracht, dass der Tankboden Brei ist:(




    Die Frage die sich mir nun stellt, ist ob sich bei dieser Wald-und Wiesenlampe eine aufwändige Tankbodenrestauration lohnt oder ob ich lieber auf dem nächsten Flohmarkt die Augen offen halte.


    Karbid gibts hier in Erlangen gut zu kaufen.



    Chris

  • Hallo,
    Die Nummer ist höchstwahrscheinlich eine RbNr also eine Reichsbetriebsnummer. Im Krieg wurden die Hersteller mit solchen Nummern verschlüsselt. Evtl. ist es wirklich eine richtige Fertigung oder es wurde ein Teil mit dieser Nummer zweckentfremdet. Häufig on der Nachkriegszeit anzutreffen.
    Hoffe ich konnte ein wenig weiterhelfen.
    Grüße
    Stephan