Hurra, meine erste Tito Landi

ist gestern aus Frankreich angekommen.

Gemäß Beschreibung des Händlers sollte es ein Benzin-Glühlicht sein mit Aluminium-Tank.
Ausgepackt, Fotos geschossen, zusammengebaut.
Tadellos. Keine Zacken an der Galerie abgebrochen oder eingerissen.
Noch ein Original Glaszylinder drauf, gemarkt mit Tito Landi Paris.
Die Tankentlüftung ist an der Unterseite etwas verstopf. (Poliermittel?)
Der Tank ist leer und sauber. In Benzin Tito Landi's sind, soweit ich gelesen habe, sonst Naturschwämme drin, um das Benzin im Tank zu binden.
1) ist es erforderlich, dass ich einen Schwamm im Tank nachrüste für den Betrieb mit Waschbenzin?
1b) Warum wurde bei der Benzin-Tito Landi ein Aluminium Tank benutzt ? Ist der gegen Benzin korrosionsfester?
1c) Sollte der Tank für den Betrieb direkt 4/5 voll gefüllt werden, oder nur 1/2 voll?

Der Brenner ist bis auf den Glühstrumpfhalter vollständig. Die Haltegabel fehlt. Da werde ich aus Kupferdraht/-rohr etwas basteln.
2) Wie lang ist der Glühstrumpfhalter im Original ?

Eine Vorglühgabel war natürlich nicht dabei. Etwas aus Draht und Glasfaserdocht zu basteln finde ich aber gewagt. Da könnte doch brennender Spiritus abtropfen und die Lampe runterlaufen.
3) Irgendjemand schrieb, man könnte eine Vorwärmschale für Spiritus a la Petromax nachrüsten. Wie kann sowas aussehen?

Der Docht sieht noch super aus. Fast wie unbenutzt. Allerdings ist am Brenner deutlich erkennbar, dass er schon gelaufen ist.
Die Düse sieht gut aus. In die Düse paßt ein 0,3 mm Draht rein, ein 0,6 mm Draht aber nicht. Also tatsächlich ein Benzin-Glühlicht.
4) Stimmt es , dass ich die Düse nur auf 0,6 mm aufbohren muß, um die Tito Landi mit Spiritus zu betreiben ? Verträgt sich das mit einem Aluminium Tank?
4b) was passiert, wenn ich die Tito Landi mit der 0,3 mm Düse mit Spiritus betreiben wollte. Läuft die garnicht oder nur dunkler?
4c) Hätte jemand eine Spiritusdüse abzugeben, damit ich den Betriebsstoff alternativ wechseln kann ?

Der Brenner ist auf der Innenseite mit eingebranntem Staub verdreckt. Durch Natronlaugebad und anschließendes Zitronensäurebad sollte sich das lösen lassen. Ich will aber den gut sitzenden Docht nicht rausnehmen.
5) Schadet diese Behandlung dem Docht? Sollte ich also auf ein Tauchbad verzichten und lieber mit dem Pinsel die Lauge/Säure auftragen ?

Der Aluminium-Tank ist außen einigermaßen sauber, mit Patina, aber in den Rillen teils noch festsitzender Dreck.
6) Wie bekomme ich das ab, ohne großartig zu scheuern? Scheuern würde den Tank beschädigen. Ist auch bei Alu eine Behandlung mit Natronlauge und Zitronensäure möglich, ohne das der Tank oder die Lötstellen an dem Entlüftungsröhrchen (Messing) undicht werden ?

Sowohl der Tankdeckel, wie auch der Brenner an der Unterseite haben keinen Dichtring (mehr). Für Spiritus und erst recht für Benzinbetrieb ist sowas sicher nötig.
7) Reichen Gummidichtungen aus dem Sanitärzubehör? Brauche ich Silikon oder Viton Dichtungen? Was war ursprünglich verbaut (Kork, Hanf, Pappe) ?

Das Ventilrad ist etwas schwergängig. Als wäre verharztes Öl in einer Stopfbuchse.
8 ) Kann ich das so lassen, oder sollte ich die Ventschraube auch ausbauen, reinigen, neue Dichtung ? Ist da eine Kohlestopfbuche wie bei PX drin?
8b) Wieviel Umdrehungen wird das Ventilrad für den Betrieb aufgedreht? Drehe ich zum Start das Handrad erst nach dem Vorwärmen auf, oder schon davor?
8c) gelöscht wird die Tito Landi einfach durch zudrehen des Handrades. Kein Auspusten wie bei der Aladdin, korrekt?

Pardon für die vielen Fragen, aber ich will bei diesem guten antiken Stück wirklich nichts falsch machen.

Hier noch Bilder:

Danke für eure Hilfe.
Außerdem habe ich in diversen Foren und Sammlerseiten nach weiteren Informationen zu Tito Landi's gesucht und gefunden.

Das Modell was ich habe, hat wohl den 120 HK Brenner. Brenneroberteil 18 mm x 80 mm. Aus dem Link in Peter's Beitrag.

Die original Haltegabel ist wohl aus Stahl und 40 mm x 3 mm. Als Ersatz habe ich einer M4 x 40 Edelstahlschraube den Kopf abgesägt. Am oberen Ende einen Schlitz reingesägt und unten das Gewinde auf 9 mm Länge bis auf 3,2 mm Durchmesser abgefeilt (dazu die Schraube in der Bohrmaschine drehen lassen). Das Restgewinde läßt sich prima in das Brenneroberteil einschrauben und hält die Gabel sicher am Platz ohne das was wackelt. Plus gute Wärmeleitung. Der Schlitz am Oberen Ende ist so tief, dass ich einen Haltedraht für den Glühstrumpf einlegen kann und mit einer Edelstahlmutter von oben sichern. Ziehe ichdie Mutter leicht fest, wackelt auch and er Draht-Glühstrumpfaufhängung nichts mehr. Damit brauche ich hoffentlich beim Transport der Lampe nicht allzu vorsichtig sein, und der Glühstrumpf stabil, aber leicht befestigt.

Zur Reinigung von Alu habe ich einiges im Internet gefunden. Was so alles empfohlen wurde: Essigsäure, schweflige Säure, Backofenreiniger, Felgenreiniger, etc.etc.
Zitronensäure ist angeblich eher ungeeignet, weil es das Alu zu stark angreift. Natronlauge macht Flecken und löst Alu auf.
Letztlich habe ich meinen Reinigungs-Fundus durchwühlt und einiges an der Tankständerunterseite ausprobiert.
Gereinigt habe ich den Tank dann (nur äußerlich, innen war hinreichend sauber) mit einem flüssigen Enkalkungsmittel gereinigt.
Ich habe das mittel unverdünnt auf einen "Zauberschwamm" aufgetragen und damit poliert. Das sind diese (Microschaum-?)Schwämme für den Bad- und Küchenbereich, die Flecken nur mit Wasser, ohne Putzmittel entfernen.
Das Alu wurde sofort blank und hat unmittelbar darauf eine hübsche, leicht weiße, matte Patina bekommen. Einige schwarze Stellen, auf die früher wohl mal Laugen-Reinigungsmittel gekommen waren mußte ich mit einem Schleifschwamm leicht vorbehandeln.
Anschließend habe ich den Tank sorgfältig von außen und innen mit klarem Wasser abgespült, damit die Säure nicht weiter mit dem Alu reagiert. Der Entkalker enthält anscheinend verdünnte Schwefelsäure oder schweflige Säure, denn es stank beim Arbeiten etwas nach faulen Eiern.

Galerie und Brenneroberteil habe ich konventionell in heißem Entkalker auf Zitronensäurebasis gebadet und anschließend mit Chrompolitur aufpoliert. Das Brennerunterteil habe ich nicht zerlegt und Düse, Handrad und Docht an ihrem Platz belassen. Den Docht habe ich zum Schutz mit Frischhaltefolie umwickelt und den Brenner dann kopfüber im Säurebad mit einer Zahnbürste gereinigt. Anschließend poliert.

Damit eventuelle Benzingase wirklich nur aus der Tankentlüftung nach unten austreten, habe ich Dichtungen an Tankdeckel und Brenner eingefügt. Brenner und Tank haben einen Kragen, in dem vermutlich früher schonmal eine Dichtung drin lag. In den Tankdeckel habe ich einen Dichtring aus dem Sanitärzubehör eingesetzt. Da der nicht in direktem Kontakt mit dem Benzin steht, hoffe ich, dass das funktioniert. Für den Brenner brauchte ich eine temperartustabile Lösung. Ich habe einige Windungen Kabelgarn ans obere Ende des Brennergewindes gebunden (Foto). Beim Einschrauben des Brenners fügen sich die Windungen des wachsgetränkten Garns in die Fuge und dichten diese ab. Das gewachste Kabelgarn ist grundsätzlich brennbar, allerdings wird am Übergang zum Tank wohl kaum die Flammtemperatur des Wachses erreicht. Das Garn selber brennt oder schmilzt bis 200 °C nicht (mit regelbarer Lötstation getestet). Ob das Kabelgarn aus Natur- oder Kunstfaser ist, weiß ich nicht.
Nach ein paar Minuten Betrieb der Lampe, habe ich den Brenner von Hand noch etwas fester nachgezogen. Das ist dicht.

Nach den Worten von Peter Bendel habe ich mir den Spiritus-Umbau aus dem Kopf geschlagen. Die Tito Landi bleibt auf Benzin. Da vergammelt der Docht nicht.
Den Tank habe ich leer gelassen und keinen Schwamm o.ä. eingebaut.
Nach Art der Tankentlüftung und den Patentschriften von Tito Landi auf den Seiten von Peter Bendel,
http://www.lampenkueche.com/html/tito_landi.html
müßte die Lampe zwischen 1922 und 1925 produziert worden sein. Sie hat die gerade Tankentlüftung nach unten (1922). Noch ohne Wendel (1925).

Die Edelstahl-Glühstrumpf-Haltegabel wurde im ersten Test-Betrieb ohne Glühstrumpf und Glaszylinder (hell-)rot glühend. Also 800(-900) °C. Ist das ok so? Wird die im Betrieb mit Glühstrumpf und Glaszylinder noch gelb oder weißglühend?

Angezündet hatte ich die Tito Landi mit einem Microlötbrenner auf den Vergaser gerichtet bei 2-3 Umdrehungen geöffnetem Handrad.
Auslöschen durch Zudrehen des Handrades funktionierte nach wenigen Minuten Testlauf problemlos. Habe nach dem verlöschen das Handrad wieder direkt aufgedreht. Ich war erstaunt, wie lange noch Benzingas aus der Düse drückt. Geschätzt 30-60 Sekunden. Eine gefühlte Ewigkeit. Ist das ok ?

Gruß
willi

Hmm, da hast du recht.
War mir noch nicht so deutlich aufgefallen, dass Edelstahl nur die halbe Wärmeleitfähigkeit von Stahl hat.
http://www.schweizer-fn.de/sto…etall/v2_wleit_metall.htm
http://www.hug-technik.com/inhalt/ta/metall.htm

Aber Kupfer und Messing scheiden aufgrund der Schmelztemperatur aus. Der Edelstahl wurde ja schon (hell-)rot glühend.

Ich könnte natürlich durch eine Stahlschraube ersetzen. Aber die rostet. Häßlich.
Oder gibt es bei Benzinbetrieb und diesen Temperaturen keinen Rost am Stahl?

Andere haben den Haltebügel aus Stahldraht geformt. Der hat wesentlich weniger wärmeleitenden Querschnitt und sitzt weniger formschlüssig im Brenneroberteil. Ich hoffe, dass die geringere Leitfähigkeit einfach durch die bessere Ausnutzung des Querschnitts aufgefangen wird.
gw

Hi,
habe jetzt aus 8mm Glasfaserschnur einen Vorglühring um den Vergaser gelegt.Ähnlich wie hier:
Tito Landi - Fragen

Einem 500HK Socken habe den Anbindefaden entwendet, und dann auf einen 0,6 mm Edelstahdraht gefädelt. Der Drahtbügel wurde in die Haltegabel eingeklemmt.
Die Naht am anderen Ende habe ich aufgeschnitten und das so offene Ende über den Brenner gezogen.

Beim Abflammen ist die Socke leider schon stark geschrumpft und reichte gerade noch bis zum Brennersieb.
Nach dem Start des Brenners hat sich die Socke verbeult und weiter zusammengezogen, reichte damit nicht mehr bis zum Brenner.
Schade. Demnächst neuer Versuch.

Malheur:
diesmal kam eine kleine Flamme aus der Verschraubung des Handrades.
Kann ich das mit Teflonband abdichten?
Oder brauche ich was anderes?