Bis jetzt hatte ich zu meinen Lampen keine Fragen.
Bei der nachfolgenden Kerzenlaterne komme ich nicht weiter.
Keine Markung, und kein Vergleichsexemplar zu finden.
Die Laterne ist ausgezogen 30 cm lang ohne Kette und Griffbügel. Zusammengeschoben sind es 19 Zentimeter.
Der Durchmesser beträgt 7 Zentimeter.
Das es sich um ein einzelnes Bastelexemplar handelt schließe ich wegen der Bördelungen und der Stanzungen der Luftlöcher aus. Das Glas mit Lufteinschlüssen und das Messing sind offensichtlich älteren Datums.
Nur - für welchen Zweck waren solche Lampen gedacht?
Der Verkäufer sprach von Grubenlampe. Aber ob das zutrifft bei der bescheidenen Brenndauer der vorgesehenen Kerzenstärke?
Frage zu einer Kerzenlaterne
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Hallo Rolf,
bei deinem Lämpchen handelt es sich um eine Zylinder-Lichtlaterne.
Solche Laternen hatte jeder größere Anbieter im Programm. Die älteste, die ich in Katalogen gesehen habe, stammt von 1907.
Ich füge ein Katalogbild von 1911 bei.
Grüße
Hans-Werner
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Hallo Hans-Werner,
Toll. Das ist doch mal genau die Information die mir fehlte.
Ganz herzlichen Dank.Da kommt bei mir wieder mal auch das Bedauern darüber auf das keine Digitalisierungen solcher Kataloge im Netz zu finden sind, wie man sie in anderen Bereichen von Antiquitäten durchaus einsehen kann.
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Und noch ein Bild dazu.
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Hallo Rolf,
mal wieder, wie immer, ein interessantes Lämpchen, was Du
da hast. Es sieht in der tat auf den ersten Blick etwas wie
eine Wetterlampe aus. Was mich erstaunt ist, daß bei dem
geringen Durchmesser im Verhältnis zur Kerze letztere nicht
weich wird. Trotz des Luftdurchsatzes muss doch im Inneren
eine ordentliche Temperatur herrschen. Oder gab es damals
Spezialkerzen mit einem höheren Schmelzpunkt? Selbst bei
einer Einheitslaterne habe ich das bei Kerzenbetrieb schon
mal gesehen wobei ich nicht weiß, ob die schon verbastelt
war, weil Petroleum- und Karbidbrenner fehlten und der
Besitzer für meinen Geschmack reichlich große Kerzen
dort drin verleuchtet hat.Grüße
Marcus
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Besser als die üblichen Paraffinkerzen sind auf jeden Fall Stearinkerzen wie sie z.B. zu den Schweizer Faltlaternen gehören.
Sind auch für die Einheitslaterne im Kerzeneinsatz besser, der Schmelzpunkt liet wohl höher.
Bei den UCO Laternen und Nachbauten gehen normale Kerzen auch nicht gut.Ersatz kann man sich aust den"Jubla" Kerzen (sind aus Stearin) aus dem Sortiment des Do it Yourself Möbelhauses selber machen (ablängen)
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Besser als die üblichen Paraffinkerzen sind auf jeden Fall Stearinkerzen wie sie z.B. zu den Schweizer Faltlaternen gehören.
Aha, naja ich habe mich noch nie so wirklich mit Kerzen beschäftigt. Die waren
mir immer zu "primitiv". Da meine Frau aber Kerzen mag, sollte ich
mir dazu doch mal etwas Grundwissen aneignen.Grüße
Marcus
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Hallo Marcus,
Ich hatte jetzt eine normale Haushaltskerze in das Lämpchen gesetzt, die aber zu dick sind. Nach einer Messung ergab sich die gleiche Kerzenaufnahme wie bei der vorgestellten Feuerwehrlaterne, die ja in etwa aus der gleichen Zeit stammt. Ich denke das es damals dünnere Kerzen gab, die in dieser Zeit genauso üblich waren wie unsere heutigen Haushaltskerzen. Sie dürften nicht stärker als 12 mm gewesen sein.
Bei dieser Laterne fängt die Erhitzung erst zum Ende des Glases nach Oben an, sodaß es nicht zum Weichwerden des Wachses kommt. Luftlöcher sind nur oben am Messingzylinder. Die Flamme brennt absolut ruhig und flackerfrei.
Ich werde die Temperatur in den nächsten Tagen aber mal genauer messen.@ Netzwerk
Danke für den Hinweis. diese Kerzen werde ich mir mal anschauen. Darf nur nicht die Schieblehre vergessen, grins.
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die in dieser Zeit genauso üblich waren wie unsere heutigen Haushaltskerzen. Sie dürften nicht stärker als 12 mm gewesen sein.
...Verschrieben. 17 mm waren angesagt.
Und da sind diese Jubla Kerzen mit 22 mm auch zu dick und passen nicht, wie ich gerade gesehen habe. -
Die Kerzen lassen sich mit etwas Geschick im Sockelbereich gut die paar Millimeter abdrehen bzw. schnitzen. Oben müssen sie ja nicht dünner sein.
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Kerzen mit 17mm gibt es durchaus, in der großen Bucht z.B.
Gruß aus Dunkeldeutschland
Stefan -
Hallo Rolf,
Hans-Werner hätte in seinem Archiv etwas tiefer graben müssen und er wäre noch tiefer
in die Vergangenheit vorgestoßen.
Die älteste Abbildung einer Zylinderlaterne (nicht ausziehbar!) konnte ich in einem Katalog
der Firma E. Klöpfel & Sohn aus dem Jahre 1883 finden.
Ausziehbare Zylinderlaternen fand ich z.B. bei Albert Frank im Jahre 1903. Die könnten durchaus
auch schon früher auf dem Markt gewesen sein.
In dem Katalog der Firma Schultzen & Hesse aus dem Jahre 1914 werden diese Laternen als
Diebeslaternen angeboten. Keine Ahnung wie es zu diesem Begriff kommt.
In manchen Katalogen (Heinrich Friedrich 1908) werden sie als Ziehlaternen bezeichnet.Grüße
Jörg -
Die Kerzen lassen sich mit etwas Geschick im Sockelbereich gut die paar Millimeter abdrehen bzw. schnitzen. Oben müssen sie ja nicht dünner sein.
Ja, das hatte ich mit der Versuchskerze so gemacht. Ich habe erst später gesehen das sie aus einer Packung der schwedischen Möbelbude stammte.
Kerzen mit 17mm gibt es durchaus, in der großen Bucht z.B.
Ja, nach der Suche in der Bucht fiel mir eine alte Packung Tannenbaumkerzen ein die ich noch von damals hatte. Und die passen.
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In dem Katalog der Firma Schultzen & Hesse aus dem Jahre 1914 werden diese Laternen als
Diebeslaternen angeboten. Keine Ahnung wie es zu diesem Begriff kommt.
...Hallo Jörg,
Danke für deine aufschlußreichen Hinweise.
Dabei macht der Begriff "Diebeslaterne" durchaus Sinn. Denn der Glaszylinder ist so ausgeführt das er im zusammengeschobenen Zustand der Laterne die gestanzten Luftschlitze nicht abdeckt. Das bedeutet das die Kerze nicht ausgeht wenn die Lampe zusammengeschoben wird. Somit läßt sich bei Bedarf die Lampe blitzschnell abdunkeln. -
Hallo Erich,
Gerade erst deinen Beitrag gesehen.
Ja, die Begrifflichkeit "Diebeslaterne" in Katalogen damals zu verwenden macht durchaus Sinn, wie ich gerade vorher ausgeführt hatte.
Eine andere Variante solcher schnell abblendbaren Laternen waren die Blendlaternen mit Klappe vor dem Glas, wie sie z.B. im 17. Jahrhundert gebräuchlich waren. Schön zu sehen in einer älteren Verfilmung von Dumas "Die drei Musketiere", wo sie in der Dunkelheit zu einem Degengefecht genutzt wurden. -
In dem Katalog der Firma Schultzen & Hesse aus dem Jahre 1914 werden diese Laternen als
Diebeslaternen angeboten.Oha, das ist aber schon purer Sarkasmus.
Grüße
Marcus
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Oha, das ist aber schon purer Sarkasmus.
Sollte man vielleicht nicht zu ernst sehen. War damals eine andere Zeit, wo das heute oft sehr vordergründige Bedürfnis nach Korrektheit kaum eine Rolle spielte.
Versetze ich mich gedanklich in die damalige Zeit zurück, würde ich über diese "Werbung" schmunzeln und solch eine Laterne kaufen weil sie zusammengeschoben wenig Platz einnimmt, dadurch wunderbar in den Rucksack paßt und sehr schön z.B. als Zeltlaterne genutzt werden könnte. -
Versetze ich mich gedanklich in die damalige Zeit zurück, würde ich über diese "Werbung" schmunzeln...
Vermutlich war die Kriminalitätsrate damals aber auch um Ecken geringer.
Da konnte man noch drüber grinsen.Grüße
Marcus
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Wie wird diese Laterne denn in der jeweiligen Position verriegelt?
Ich sehe da keinen Haken, Drehring oder ähnliches... -
Es gibt da keine Verriegelung.
Die Laterne ist offensichtlich zur Nutzung an der Hand oder zum Aufhängen gedacht.
Stellt man sie trotzdem im herausgezogenen Zustand auf muß man die obere Messinghülse leicht verkannten.
Man könnte eine Verriegelung anbringen. Ich will sie aber im Originalzustand belassen, weshalb auch die originale Patina nicht verputzt wird. -
Erich, deine Ausführungen sind sicher interessant, sprengen aber letztendlich den Rahmen dieses Threads, weshalb ich selber die Bemerkung vom Marcus so stehen gelassen habe.
Ich kann mich aber deinem Kommentar in etwa anschließen.
Neben der geringeren Bevölkerungsdichte von ca. 60 Millionen Menschen 1910 spielt bei der heutigen Wahrnehmung auch die enorme Zunahme der Medien eine große Rolle.
Und mir drängt sich in den letzten Jahren zunehmend der Eindruck von Rechtsbeugung in den Urteilen auf, zum Teil vor dem Hintergrund von angeblicher Systemrelevanz.
Außerdem fehlt in meinen Augen bei der Strafzumessung die Abschreckung. Es darf nicht die Todesstrafe sein, aber auch keine Strafbemessung über die Täter müde grinsen.
Aber wie schon bemerkt sollten solche Themen eher in dafür vorgesehenen Plattformen abgehandelt werden, und nicht in einem Fachforum für Lampen.