Kaiseröl - Signallampe Spur 0/1

  • Kaiseröl kam 1877 in den österreichischen Handel und entsprach mit der Dichte von 0,7924 Gramm pro Kubikzentimeter, und dem Flammpunkt von 62°C in etwa dem heutigen Petroleum.
    Für Blechbahnen in den Spurgrößen 0 und 1 wurden damals verschiedenste Lampen entwickelt die mit diesem Öl gespeist wurden. Neben Straßenlaternen, Kandelabern usw. baute man auch Lampen für Signale.


    Die Maßstabgenauigkeit wie sie heutige Modellbahner schätzen kannte man damals nicht.
    So wurden solche Signale für beide Spuren, 0 und 1 verwendet, wobei sie bei der Spur 1 von der Größe her besser wirkten als bei der Spur 0.
    Das bayerische Signal im nachfolgenden Bild ist mit solch einer Kaiseröllampe ausgestattet.




    Mit den Maßen 4 X 2,5 X 2 cm ist es die kleinste Dochtlampe die ich kenne.
    Der große Nachteil dieser Lampen besteht darin das sie sich sehr schnell wegen der geringen Abmessungen erhitzen, und es dadurch zum unkontrollierten Lampenbrand kommt, was in der Regel die beiden Glasscheiben zerstört.
    So mancher Vater und so manches Kind wird sich bei dieser Aktion die Finger verbrannt haben.
    Man hat dann später einen Zettel in roter Farbe den Verkaufspackungen beigegeben, mit dem Hinweis eine Mischung zu verwenden aus 50% Petroleum und 50% Rüböl.
    Der Aufbau der Lampe ist spartanisch zu nennen, was wohl der Winzigkeit geschuldet ist. Das Bassin wird einfach mittels Halter unter den Lampenkörper geklemmt, und der "Brenner" besteht aus einem Röhrchen mit 2 mm Bohrung.
    Das Bassin faßt 1 ml, und mit der Mischung 50% Petroleum und 50% Rapsöl brennt das Lämpchen ca. eine halbe Stunde.


    Bei den nächsten beiden Bildern erscheint die Lampe abgebeizt weil ich einen neuen Brenner drehen will, der in das Bassin eingeklemmt wird, um so eine Dichtigkeit zu erreichen, die in der originalen Version vollkommen fehlt. Dazu muß dann das Loch im Lampenboden entsprechend vergrößert werden.
    Die 2 DM Münze daneben zeigt die Winzigkeit des Lämpchens.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Rolf,
    ich betrachte immer wieder mit Begeisterung, was Du uns alles hier so vorstellst.
    Nicht alleine nur wegen den hervorragenden Fotos davon,
    sondern auch wegen der Seltenheit bzw. Kuriosität der Exponate.
    Manchmal denke ich dabei, Du hast da ein Museum zu Hause.
    Wie auch immer, meine Bewunderung sei mit Dir!
    Und ... Danke fürs Zeigen!


    :merci::done::applaudit::respekt:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Rüdiger und Bernd, ich danke Euch.


    Ja, Museum ist nicht ganz abwegig.
    Ich liebe es mich mit schönen alten Dingen zu umgeben und habe das große Glück das meine Frau genauso denkt.


    Passend zu Signal und Eisenbahn noch ein Schmankerl hinterher, wenn auch ohne Lampe.
    Die Mercedes Simplex 60 PS Reiselimousine von 1904 auf dem Bing Autotransportwagen.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf,


    auch wenn mein Lampenschwerpunkt bei deutlich größeren Lampen liegt, die Faszination dieser Klein- und Kleinstlampen ist nicht von der Hand zu weisen. Und wie du das Zeug immer auftreibst, Respekt! Gut finde ich auch, dass du versuchst, möglichst viel über die einzelnen Exponate in Erfahrung zu bringen- augenscheinlich meist mit Erfolg. Man spürt deine Faszination.


    Gruß Berthold

    Wer glaubt etwas zu sein, hört auf etwas zu werden!

  • Hallo Rolf,
    das ist ja mal wieder ein echtes Highlight Deiner Sammlung.
    Auch wenn Spur 0 und Spur 1 zu den sprichwötlich "großspurigen"
    Maßstäben bei Modellbahnen gehören, ist die Größe für eine
    echte Dochtlampe doch beeindruckend klein. Weiß man denn,
    wer genau der Hersteller der Lampen war? Eine der hinlänglich
    bekannten Modellbaufirmen oder doch ein Lampenproduzent?
    Sollten allerdings kleinere Kinder damit gespielt haben, stelle ich
    mir das nicht ganz ungefährlich vor. 8o Genauso, wie es mal
    eine elektrische Modellbahn für 220V gab. Das dürfte bei manchem
    Modellbahner ordentlich in den Fingern "gezwirbelt" haben.


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Hallo Marcus,


    Wer letztendlich diese Lampen tatsächlich produziert hat kann ich nicht sagen, weil mir dazu jegliches nötige Katalogwerk fehlt. Neben verschiedenen Varianten von Bing gab es welche von Märklin, und ich denke auch ausländische Blechbahnhersteller haben ähnliche Lampen verkauft.
    Verschiedene Modelle wie die Straßenlaternen werden mittlerweile nachgebaut und sicher den Leuten mitunter auch als Originale auf´s Auge gedrückt. Originale dieser Laterne erreichen locker 1000 Euro und mehr. Ich selber habe als Kid damals genau dieses Modell geschrottet...
    Ja, die Brandgefahr oder die Gefahr durch Starkstrom war sicher nicht zu unterschätzen, nur - man ging damals anders damit um. Gelassener, auch vor dem Hintergrund das der heutige Sicherheitshype damals keine Rolle spielte.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Komme gerade aus der Klinik zurück, wo ich mit Schnappatmung eingeliefert wurde ...


    :naughty:


    Nee, Rolf, ich kann wirklich nur staunen, was Du da wieder für Herrlichkeiten präsentierst! :wiegeil::applaudit::applaudit::applaudit:


    Einfach nur wunderschön! Danke fürs Zeigen.


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Moin,


    da kann ich mich nur meinen Vorschreibern anschließen!
    Vielen Dank fürs zeigen und wie immer bei dir, super aufbereitet und in Szene gesetzt!
    Da juckt es ja einen die 10 Kisten voll mit Eisenbahnsachen rauszuholen und erstmal eine Trasse durchs Wohnzimmer zu legen.


    Gruß


    Julian

  • @ Christian


    Danke. Und vor allem gute Besserung.


    @ Julian


    Zehn Kisten Blechbahn hätte ich auch gerne. Ich komm da nur auf einen Karton.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Berthold,


    Sorry, habe deinen Kommentar gerade erst gelesen.
    Grins, für große Lampen fehlt mir der Platz. Im Laufe von Jahrzehnten wurde soviel zusammengetragen das fast jedes Quadratzentimeterchen besetzt ist.
    Ja, neben den Exponaten selber sind es vor allem die geschichtlichen Hintergründe die für mich von Interesse sind. Man spricht von der guten alten Zeit, die aber bei genauerer Betrachtung oft gar nicht so gut war. Die Lebensumstände mit den damaligen politischen und sozialen Hintergründen spiegeln sich unter vielem anderen auch in diesem Blechspielzeug wieder.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hi Julian,


    Bei einer Blechbahn würden diese zehn Kisten je nach Exponaten auch ein ziemliches Vermögen darstellen, wobei die Preise für den HO Kram auch ordentlich geklettert sind.
    Übrigens kein Wunder das bei Lok - Preisen um die 250/300 Euro kaum noch Nachwuchs generiert wird.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Übrigens kein Wunder das bei Lok - Preisen um die 250/300 Euro kaum noch Nachwuchs generiert wird.

    Das ist eines, meiner Meinung nach aber nicht das Hauptproblem.
    Ich bin eher der Meinung, daß der geringe Stellenwert, den die
    Eisenbahn in der heutigen Zeit noch hat, die eigentliche Ursache
    ist. Als ich klein war, gab es noch etliche Nebenbahnen, jeder noch
    so kleine Bahnhof hatte seine örtliche Güterabfertigung. Die Post
    wurde per Bahn transportiert und und und. Und heute? Versiffte,
    Bahnhöfe ohne Personal, grafittiverschmierte Schallschutzwände,
    eine Bahn, die das Gepäck ihrer Fahrgäste per LKW transportiert.
    Daß Lokführer heute nicht mehr der Traumberuf vieler kleiner Jungen
    ist, sollte da nicht verwundern. Das Negativimage, ständig unpünktlich,
    ewige Streiks, tut da das Übrige. Zeitungen wie das Eisenbahnmagazin
    hatten Anfang der 70'er Jahre höhere Auflagen, als zum Beispiel der
    Spiegel. Das ist vorbei. In ein paar Jahren wird die Modellbahnerei
    ein Nischenhobby sein, genauso wie die Lampensammelei.


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Marcus ich stimme dir da voll zu.
    Allerdings kenne ich etliche Kids aus dem Bekannten/Verwandtenkreis die mit dem Eisenbahnmodellbau gerne ihre Freizeit bestreiten würden, wenn nicht diese horrenden Preise gefordert würden.
    Neben der Autoindustrie und vielen anderen sind es auch die Firmen in dieser Modellbausparte gewesen die bei der Euroumstellung die alten DM - Preise 1 : 1 umgesetzt haben. Die 250 oder 300 waren damals DM - Preise.
    Da bekanntlich die Löhne/Gehälter nicht 1 : 1 umgesetzt wurden, ist die Kaufkraft halbiert worden, und diejenigen die zu DM - Zeiten für die Modelleisenbahn noch gerne Geld ausgaben, benötigen ihr Geld heute für wichtigere Dinge des täglichen Lebens.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Moin Rolf,


    Das ist allerdings auch nur ein Teil der Geschichte. Nicht zuletzt wurden die Ansprüche an Maßstabstreue und Detailreichtum immer höher. Auch an die technische Ausführung bis hin zur elektronischen Steuerung.
    Daran waren auch Zeitschriften wie das Eisenbahnmagazin nicht unbeteiligt. Sie feierten anfangs Umbauten in eigeninitiative. Das war echter Modellbau.
    Dann kamen Umbausätze wie zum Beispiel von Märker & Fischer. Die galten auf einmal als Meßlatte für dem Modellbau. Da konnte der geneigte Bastler und Spielbahner schon nur noch mithalten, wenn zu Hause die Kleindrehbank eines Schweizer Herstellers stand. Am Ende waren es dann die Supermodelle als Bausatz oder Fertigmodell, die von den Redakteuren als das Maß der Dinge gepriesen wurden.
    Modelle, wie die von Fleischmann, die aus früheren Zeiten heraus, um die Funktionalität als „Spielzeug“ nicht zu verlieren, nicht ganz in 1:87 umgesetzt waren, wurden schier verdammt...
    Motor- und Getriebeumbauten mit Schwungmasse, ja sogar mit Torpedo-Freilaufkupplung wurden vorgestellt, denn dahin würde die Entwicklung gehen.
    War „zu meiner Zeit“ die Modellbahn noch mit solider Elektromechanik zu steuern - erst später kamen die ersten elektronischen Blockstellensteuerungen auf den Markt - so ist heute die Computersteuerung angesagt.
    Aber auch an Gleisen, Weichen und Signalen ging der Modellbau nicht vorbei. Das Formsignal mußte motorgetrieben sein, damit der Flügel sich auch forbildgemäß „langsam“ und bitte am Endanschlag federnd rauf oder runter bewegt. So einfach mit einem Relaisantrieb aus zwei Spulen geht das ja mal gar nicht!


    Offen gesagt habe ich auch noch einige Modelle aus Bausätzen, bzw. solche, die ich selbst „gesupert“ habe. Aber als ich vor einigen Jahren meine Modellbahn veräußern mußte, hatte ich das Gefühl, sie regelrecht zu „verramschen“, denn obwohl ich eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Modellen geerbt hatte, die seinerzeit auch in der EM gefeiert wurden, war alles ohne Digitalitis praktisch nichts mehr wert...


    Für einen, der sich irgendwo zwischen Spaß am Modellbau und „Betriebsspieler“ bewegte, so wie ich hat die Modellbahn sehr viel von ihrem Reiz verloren!


    Umgekehrt hatten die Hersteller eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und wer mal gesehen hat, welcher Aufwand zum Formenbau getrieben werden muß, der weiß auch, daß die Preise für derartige Modelle tatsächlich nicht mehr massentauglich zu gestalten sind!


    ... schreibt einer, der allein aus Platzmangel gar nicht mehr vor der Frage steht, ob Modellbahn ja oder nein... 8o


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo Christian,


    Natürlich hat man die Entwicklung zu immer mehr Detailtreue und zur Digitalisierung mitbekommen. Auch die Kosten des Formenbaues spielten zu Zeiten der DM - Umstellung eine große Rolle bei der Preisgestaltung, wie überhaupt die elektrische Eisenbahn immer schon ein teures Vergnügen war. Ich denke da gerade an die Märklin - Anlage eines Schulfreundes aus den fünfziger Jahren, die sein Vater installiert hatte, und wo jeder entbehrliche Pfennig hinein gesteckt wurde, sicher zum Nachteil für den Rest der Familie...
    Setzt aber nicht die Tatsache außer Kraft das sich die DM - Preise 1:1 in Euro - Preise wandelten. Das seit dem zusätzlich eine Preissteigerung zu verzeichnen sein wird dürfte klar sein.


    Bei mir selber läuft das Thema Eisenbahn nur am Rande mit, und da sind es dann halt die Blechbahn - Exponate die interessieren. Speziell solche mit Federwerk getriebene, weil damit seinerzeit tatsächlich die Kinder selber spielen durften, und keine Alibifunktion für Väter darstellte die ihren eigenen Spieltrieb befriedigen wollten, wie es oft später bei den elektrischen Eisenbahnen der Fall war - und ist.


    Heute sind wohl voll digitalisierte Anlagen gefragt, wie es das Wunderland in Hamburg vormacht. Für mich selber würde aber die alte Technik mit der Verkabelung unter der Platte den größeren Reiz ausüben - wenn ich denn dafür Platz hätte, was nicht der Fall ist.


    So beschränke ich mich auf einzelne Exponate der alten Blechbahn Spur 0, wo dann hin und wieder ein Teil dazu kommt, wie jetzt hier das Kaiserölsignal.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...