Mini Laterne

  • Auf der Suche nach Laternen mit Facettglas bin ich auf ein sehr kleines Exemplar gestoßen.
    Mit den Maßen 6,5 X 5 X 14 cm ist es zur Zeit meine kleinste Laterne. Zum Größenvergleich habe ich einen Füllfederhalter daneben gelegt.


    Von der Einordnung her hänge ich allerdings vollkommen auf dem Schlauch und hoffe hier auf Unterstützung.
    Die Laterne ist nicht gemarkt, aber ich würde sie aufgrund der Verarbeitung/Machart in die Zeit um 1900 einordnen.
    Nur, wer mag sie genutzt haben. Eisenbahn, Feuerwehr, Bergbau, oder ein ganz anderer Bereich?
    Mich erinnert das Teil mit dem Frontglas irgendwie an eine Taschenlampe. Vielleicht doch Richtung Eisenbahn als kleines Schaffnerlaternchen?
    Bei der kleinen einschiebbaren Öllampe mit Flachdocht ist an der Rückseite eine schlitzförmige Halterung angelötet die auf einen Reflektor schließen läßt, der aber fehlt.
    Eine vergleichbare Laterne konnte ich bis jetzt nicht finden. Wäre aber einfacher für die spätere Restaurierung, auch bei der Frage ob ein runder oder rechteckiger Spiegelreflektor vorhanden war.


    Da bin ich nun auf Eure Meinung zu dieser Laterne gespannt.





    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Julian,


    Danke für den Hinweis.
    Hat man dir da in Richtung Touristenlaterne eine Quelle angeben können?
    Ich finde dazu nichts.
    Vor dem Hintergrund der Lebensumstände der Menschen um 1900 kann ich mir diese Idee eigentlich nicht vorstellen, und wenn, dann vielleicht solche "Wanderlaternen" eher als einfacher zu handhabende Kerzenlaternen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Ich würde hier von einer ganz profanen "Taschenlampe" ausgehen, ohne Bezug zu einem speziellen Arbeitsumfeld.


    Mit den rückwärtigen Bügeln bietet sie sich auch als kleine Inspektionslampe an.


    Touristenlaterne ist auch ein schöner Ansatz, vor allem da man sie eventuell auch am Gürtel / Koppel befestigen konnte.


    Ich muss aber auch zugeben das mir das eher als zusammenklappbare Kerzenlaterne geläufig ist. So von wegen Gewicht und Platz und kann nicht auslaufen usw.


    Auf jedem Fall sehr nett das Teil.

  • Ich würde hier von einer ganz profanen "Taschenlampe" ausgehen, ohne Bezug zu einem speziellen Arbeitsumfeld.
    ...

    Danke für die Einschätzung.
    Auch hier meine Frage nach der Quelle. Gibt es irgendwo einen Nachweis für solche "Taschenlampen" mit Ölbrenner, also irgendwelche Vergleichsexemplare?
    Grins, ich weiß das ich mit solchen Fragen nerven kann, aber als Hobby - Heimatforscher habe ich gelernt das alleine Fakten zählen zur genauen Bestimmung.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf,


    die Information habe ich von einem Sammlerfreund auf einem Treffen mündlich erhalten. Habe da jetzt selber noch keine weiteren Nachforschungen angestellt. Daher habe ich ja auch geschrieben ich habe gehört. Ansonsten versuche ich meine Aussagen oder Fakten dann auch mit Quellen zu belegen.


    Gruß


    Julian

  • Hallo Julian,


    Sollte jetzt auch von mir kein Vorwurf sein.
    Man ist dankbar über jeden Hinweis, zumal man selber vollkommen im Dunkeln tappt.
    Die Ergebnisse die man in solch einem Fall erzielen kann hängen ja meißt entscheidend von der richtigen Fragestellung ab. Nur hier führen alle denkbaren Begriffe die mit Lampen zu tun haben ins Leere.
    Und Kataloge des alltäglichen Bedarfs, wie etwa der Stukenbrok, geben auch nichts her...

    Gruß Rolf


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  • Vielleicht doch Richtung Eisenbahn als kleines Schaffnerlaternchen?

    Hallo Rolf,
    genau das würde ich ausschließen, das Gerät wird im Dauerbetrieb
    aufgrund des kleinen Gehäuses ganz schön heiß werden. Das würde
    eine Zugführeruniform wohl nicht lange aushalten. Wenn Eisenbahn,
    dann würde ich eher auf eine Handlampe für das Lokpersonal tippen.
    Damals hatten Loks noch keine Triebwerksbeleuchtung. Die wurde
    erst mit der flächendeckenden Einführung von Leuchtgasanlagen
    installiert.


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Hallo Marcus,


    Ich selber bin mit der Recherche noch kein Bescheißchen weitergekommen.
    Der für diesen kleinen Tank in meinen Augen zu breite Flachdochtbrenner verkürzt die Brenndauer pro Füllung.
    Deshalb kann ich mir auch einen Einsatz beim Lokpersonal nicht richtig vorstellen, wo eine größere Laterne mit größerem Tankvolumen doch wahrscheinlich zweckmäßiger gewesen wäre.
    Auf der anderen Seite gab es ja für die späteren Eisenbahnerlampen diese Brustleder zum Schutz, in die man die Laternen einhängte. Hab zwar auch für die fragliche Zeit um 1900 solche Leder nicht gefunden, aber möglich wäre deren Gebrauch ja trotzdem gewesen.


    Wenn nicht noch ein entscheidener Hinweis kommt werde ich mich erstmal an dem Laternchen erfreuen - bis dann vielleicht irgendwann mal durch Zufall Herkunft und Gebrauchszweck zu Tage tritt.

    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf,


    solch kleine Laterne mit einem 3''' linigen Brenner wurden als Hand- oder Taschenlaterne verkauft. Die Brenndauer
    betrug bei dieser Brennergröße ca. 6 Stunden. Der Brenner selbst war ein sogenannter Rübölbrenner.


    Gefertigt wurden sie von vielen Kleinbetrieben aber auch von renommierten Firmen wie Fr. Stübgen & Co.,
    C.A. Kleemann, Albert Frank,.....


    Schaffnerlaternen waren etwas aufwendiger gearbeitet und hatte in der Regel einen doppelt Hut mit
    Isolierung.


    Was die Größe Deiner Laterne angeht so dürfte sie einen 5''' linigen Brenner enthalten. Die mit einem
    3''' linigem Brenner waren in der Regel nur 12,5 cm hoch. Das dürfte aber von Hersteller zu Hersteller
    geschwankt haben.


    Als Touristen Laterne wurden solche Öllampen nicht verkauft.


    Grüße
    stonewasher

  • Hallo stonewasher,


    Das sind ja mal interessante Informationen, obwohl sie auch nicht zu einem Vergleichsbild geführt haben, was ich für die richtige Rekonstruktion des Reflektors bräuchte.


    Ja, es sitzt ein 5 liniger Rüböhlbrenner ( 12 mm Dochtbreite ) auf dem Tankwinzling.


    Bei mir brennt gerade das Laternchen zum Test.
    Vielleicht interessieren gemessene Temperaturen dazu:


    Hut = 152°C
    Rückwand = 84°C
    DSR = 64°C
    Glas = 58°C


    Wie Marcus weiter oben schon bemerkte werden diese kleinen Laternen heißer als ihre großen Brüder.
    Ohne Schutz zur Rückwand oder ohne Schutz in Form von Handschuhen zum nackten Drahthaltebügel läßt sich das Teil nur nutzen wenn es steht oder an einem Halter eingehakt ist.

    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf,


    was Deine Frage wegen des Reflektor angeht im Anhang ein Bild aus einem J.C. Giessing
    Katalog aus dem Jahre 1915 der mir im Original vorliegt.


    Bei der Bahn gab es ein sogenanntes Brustleder in das man die Laternen (Petroleum, Karbid, etc.)
    einhängen konnte und das den Träger vor Verbrennungen schützte.
    Ich bezweifele, dass diese kleinen Rüböl Laternen für den Dauergebrauch sprich ständiges Tragen
    in der Hand vorgesehen waren. Rüböl entwickelt jedoch nicht ganz die Hitze die wir mit gereinigtem
    Petroleum erzielen.


    Grüße
    stonewasher

  • Hallo Stonewasher,


    Großartig, genau das ist es doch!!!
    Also runder Reflektor.
    Ob es von solchen alten Katalogen auch Reprints gibt?


    Wichtig auch der Hinweis zur geringeren Hitzeentwicklung bei Rüböl.
    Ich hatte den aus zwei u-förmig gebogenen Zinkblechen zusammengelöteten Tank nachgelötet und die Dichtigkeit unter Wasser mit dem Kompressor getestet. Trotzdem trat während des Brennens in der Laterne Öl aus, was so nicht zu beobachten war wenn die Lampe außerhalb der Laterne brannte.
    Nach genauerer Beobachtung konnte man sehen das in der Lampe Öl über das Brennergewinde austrat, was dann wohl auf die entstehenden hohen Temperaturen des modernen Lampenöls zurückzuführen wäre.
    Ich werde das mal mit Rapsöl ausprobieren, was dem alten Rüböl entsprechen soll. Man wird dann wohl öfter mal den Docht wechseln müssen.


    Stonewasher, ganz herzlichen Dank für deine Hinweise.

    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf,


    es gab mal einen Reprint von einem Katalog der nur aus Photos bestanden hat.
    Der war nicht schlecht. (L.Löwenbach, 1897), jedoch nicht sehr ergiebig, da er
    vorwiegend Deckenlampen enthält.


    Die meisten Nachdruck beruhen auf s/w Kopien und da geht nun einmal zu viel an
    Details verloren!
    Ich scanne solche Kataloge immer mit 400 - 600 dpi ein. Verkleinern kann ich sie später
    immer noch.


    Wenn Du ein Schnapsglas Spiritus in Deinen Öltank gießt kannst Du auch sofort jedwede
    Undichtigkeit feststellen. Spiritus überwindet die kleinsten Hohlräume.


    Die Dochte früher waren übrigens viel grober gewebt wie die heutigen!


    Grüße
    stonewasher

  • Ja, kann ich, ursprünglich aus dem graphischen Gewerbe kommend, gut nachvollziehen.
    Wir haben in hoher Auflösung gescannt und dann vor der weiteren Bearbeitung auf 800 dpi heruntergerechnet.


    Danke für den Tipp mit dem Spiritus zur Dichtigkeitsprüfung.


    Dann werde ich mal schauen ob es solche Dochte noch gibt, die wohl wegen der zäheren Viskosität des Rüböls besser geeignet wären als moderne Dochte.


    Stonewasher, ich bin durch deine Hinweise auch vom Wissensstand her sicher ein ganzes Stück weiter gekommen.
    Dank dafür.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Mittlerweile habe ich Stonewasher´s Wink mit dem Rüböhl ausprobiert.

    Funktioniert auch mit dem heutigen Dochtmaterial gut - und man kann nun den Haltegriff am Hut, wie auch die beiden wegklappbaren Haltebügel an der Rückseite anfassen ohne sich die Finger zu verbrennen.
    Die gemessenen Werte liegen niedriger als beim Petroleum:


    Mit Petroleum und mit Rapsöl


    Hut 152°C / 111°C
    Rückwand 84°C / 61°C
    Glas 58°C / 40°C
    DSR 64°C / 60°C


    Fehlt also noch der Reflektor, womit dann dieses Laternchen komplett und in der Funktion in Ordnung wäre.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf,


    die Temperaturwerte auf der Rückseite dürften noch deutlich fallen wenn Du den Reflektor
    eingebaut hast, der ja einen Teil der Wärmeenergie nach vorne ableitet.
    Damals gab es Reflektoren aus Stahlblech vernickelt oder aus Messing poliert.


    Grüße
    stonewasher