Lötlampen 19. Jahrhundert

  • Wenn man sich mit alter Goldschmiede - oder Uhrmacherkunst beschäftigt kommt man irgendwann zwangsläufig auf die Frage wie man seinerzeit gelötet hat.
    So bin ich auf zwei alte Lötlampen aus dem 19. Jahrhundert gestoßen.
    Betrieben werden sie mit Spiritus, und die zum Löten nötige spitze Flamme wird durch das Anblasen über einen Schlauch erzeugt. Die Temperatur reicht zum Hartlöten an kleineren Gegenständen wie ich ausprobiert habe.
    Über den/die Hersteller habe ich nichts herausfinden können.





    Gruß Rolf


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  • Moin Rolf,


    sehr interessant :). Da kommt mir die Idee ob man damit nicht aus ein 150er Tragegestell löten kann, hier ist das blech auch relativ dünn.


    Wo hast du getestet ?


    Grüße Simon

  • Hallo Simon,


    Die Lötprobe bezog sich nur auf ein Teil, nämlich das Griffstück einer Kartusche für eine kleine Modellkanone.
    Ich liefere nachher das Bild nach. Da läuft gerade die RAW - Entwicklung.


    Aber so ein Tragegestell würde ich doch eher mit dem normalen Propanbrenner löten. Wobei ich bisher annahm das die verschraubt sind?

    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf, sehr schöne Stücke und so gut erhalten. Zufällig habe ich früher auch eine Zeitlang für einen Uhrmacher gearbeitet und alte Uhren restauriert und bin da mit den diversen Lötgeräten in Kontakt gekommen. Ich besitze sogar selber ein „neuzeitliches“ wenn nun auch schon 30 Jahre altes Lötgerät das mit Spiritus arbeitet. Aber das funktionierte wirklich nur für feinste Hartlötarbeiten mit niedrig schmelzendem Lot. So an Kettchenschlössern und son Kleinkram. Ich selber habe immer mit einem Mini Löt/Schweiss Gerät gearbeitet wo die Brenner Düsen aussahen wie Spritzen Kanülen. Wie die ganz früher grössere Hartlötarbeiten bewältigt haben? Evt. wurde das komplette Werkstück im Ofen erhitzt.
    CU Bernd

  • Zuerst mal ein aktuelles Bild der beiden Lampen, weil die Qualität der oberen älteren Bilder nicht so berauschend ist.




    Simon, die nachfolgend gezeigte Kartusche hinten im Kanonenrohr ist mit dem angelöteten Griff die einzige Lötarbeit mit der alten Lampe. Ging wegen der Größe problemlos. Zum Hartlöten nutze ich immer 1 mm Silberlot mit einem Schmelzpunkt von 640°C. Die Schwärzung kommt nicht von der Lötarbeit sondern vom Schwarzpulver.




    Hallo Bernd,


    Ja, obwohl in der Uhrmacherei das Löten eher seltener vorkommt, muß es doch perfekt beherrscht werden, will man nicht gute Werke verhunzen.
    Freut mich auf einen Liebhaber von Uhren gestoßen zu sein.
    In der Werkstatt habe ich auch zwei Schweiß/Lötgeräte von Roxy und Miniflam, mit denen diese Mikrodüsen nutzbar sind. Man erreicht damit auf winziger Flamme Temperaturen bis 2750°C, sodaß man auch kleinere Arbeiten an Platin verrichten kann.
    Ich habe ein altes Werk wo beschrieben ist wie man größere Hartlötarbeiten im Schmiedefeuer durchgeführt hat.
    Da wurden z.B. Tülle und Henkel mit Bindedraht an der Silberkanne fixiert, und nach dem Auftragen von Borax und Lot das Ganze über der Glut langsam erhitzt bis das Lot floß. Dazu gehörte ohne Zweifel ein enormes Wissen und eine große Fertigkeit.
    Man kann auch mit dem Lötrohr an der Spirituslampe hartlöten, was aber nicht so komfortabel ist wie mit obigen Lampen, die man über dem Werkstück frei bewegen kann.
    Nachfolgend ein altes Lötrohr aus der Zeit in der auch die Lampen hergestellt wurden.


    Gruß Rolf


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  • Ja, so ähnlich habe ich mir das gedacht mit dem Hartlöten :-) Habe damals weniger die alten Techniken studiert als meine Jobs dann doch lieber mit den neuen mir geläufigen Werkzeugen erledigt. Ich habe eigentlich recht viel hartlöten müssen. War spezialisiert auf die Instandsetzung alter Wand- und Standuhren. Da gab es viele die waren im WKII nach einem Bombenangriff von der Wand gefallen oder es hatte die schweren Gewichte durch rattern lassen und dabei das eine oder andere Zahnrad rasiert oder einige Zähne ausgebrochen. Die hingen bzw. standen einige Jahrzehnte kaputt rum bis die vererbt, oder verkauft wurden und dann sollten die nat. wieder funktionieren. Ausgebrochene Zähne liessen sich rel. „einfach" mit hart eingelöteten Messingzähnen die dann an- und eingepasst wurden rekonstruieren. Deutlich preiswerter und einfacher als ein neues Rad zu fräsen. An den Großuhren gab es auch immer viel Zierrad, Scharniere oder Werksstühle aus Metall die gebrochen waren oder fehlten. Da war dann rekonstruieren angesagt. Hat jedenfalls viel Spass gemacht. Jetzt sind es halt die Lampen die ich repariere und Pflege. Dank der gut ausgestatteten Werkstatt macht das auch viel Spass.
    CU Bernd

  • Ja Bernd.
    Dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen, außer vielleicht das ne Zahnradreparatur in der bekannten Schwalbenschwanzmethode natürlich auch gekonnt sein will.

    Gruß Rolf


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  • Ich habe eine ältere Aufnahme gefunden die beide Lötlampen und das Lötrohr zusammen zeigt.






    Hallo Erich,


    Dein Kommentar hat mich nun richtig erfreut, hatte ich doch eigentlich nicht damit gerechnet einen Kenner all der angesprochenen Techniken hier im Lampenforum anzutreffen.
    Ich selber beschäftige mich seit Jahrzehnten neben der Uhrmacherei und dessen Geschichte speziell mit den astronomischen Instrumenten vergangener Jahrhunderte, womit die alten Messinginstrumente wie Sonnenuhren, Astrolabien usw. gemeint sind, und habe in meiner Werkstatt so manches an Instrumenten und Uhren nachgebaut.
    Für das dafür nötige Hintergrundwissen konnte neben der eigenen bescheidenen Bibliothek auch der unermeßliche Fundus des 2010 verstorbenen Wuppertalers Jürgen Abeler genutzt werden, dessen Büchersammlung über Uhren weltweit zu den Größten zählte, und dessen Wuppertaler Uhrenmuseum weltweit Beachtung fand.
    Übrigens schmerzlich zu sehen das gerade in diesen Tagen die lange Geschichte dieser Uhrmacher - und Juwelierdynastie durch die Kinder beendet, oder besser formuliert - zerstört wird.


    Ja, man könnte hier den Dialog endlos fortführen, was in der Tat den Rahmen des Forums sprengen würde.
    Deshalb zum Abschluß vielleicht zwei Bilder mit Anfertigungen aus meiner Werkstatt, bei denen etliche der alten Techniken angewendet wurden.




    Gruß Rolf


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    Einmal editiert, zuletzt von Rolf G. (✝) ()

  • Erich, ich denke wir lassen es damit dabei bewenden, weil diese Themen in einem Forum für Lampen natürlich nicht zielführend sein können.

    Gruß Rolf


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  • Danke Bernd, das ist jetzt auch schon wieder 15 Jahre her als diese Teile entstanden. Der Tod war meine erste Schnitzarbeit wo auch Rinderknochen eingesetzt wurden, und bei der Minutensonnenuhr war das Zahnradfräsen über ne Uhrmacherdrehbank angesagt.

    Gruß Rolf


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